Lörrach Mit Lehreranekdoten überzeugt

Martina Proprenter
Alex Simm überzeugt beim Burghof Slam mit seinen Lehreranekdoten. Foto: Martina Proprenter

Burghof Slam: „Frohe Reimnachten“: Lustig und tiefgründig.

Lörrach - Das Publikum im ausverkauften Burghof hatte am Sonntag die Qual der Wahl. Denn die Texte der Wortakrobaten zu vergleichen sei wie „Äpfel und Klettern“ zu vergleichen, erklärten die Moderatoren vorab in Abwandlung der gängigen Phrase. Hier sei nicht mal mehr die Wortart gleich, ebenso bei den Vorträgen: Mal waren diese tiefgründig, handelten von der Liebe oder wie beim Sieger Alex Simm vom Alltag, verpackt in Prosa oder Reimform.

Vier Slam-Poeten und zwei Slam-Poetinnen

Zur Weihnachtsausgabe des wortgewandten Wettstreites kamen vier Slam-Poeten und zwei Slam-Poetinnen aus dem deutschsprachigen Raum zusammen. Jeweils sieben Minuten hatten sie Zeit, um mit „eigenem Herzblut“ zu überzeugen, so Moderator Daniel Wagner. Gemeinsam mit Nik Salsflausen führte er durch den Abend, beide trugen zudem die „Opfertexte“ vor, wie die Moderatoren die Einstiegstexte nannten, die das Publikum in die richtige Stimmung bringen sollten. Dieses hielt sich auch an die vorab formulierte wichtigste Regel: „Respektiert die Poeten“.

Im direkten literarischen Wettstreit setzte sich Alex Simm gegen Gregor Stäheli durch, der wie Peter Pan nicht erwachsen werden wolle. Viel lieber wolle er wieder im Bällchenparadies bei Ikea spielen.

Plädoyer für mehr Zivilcourage

Simm hingegen begeisterte mit seinen Top 5 seiner Erzfeinde, die er geschickt zu einem Plädoyer für mehr Zivilcourage formulierte: „Lasst euch nicht alles gefallen, steht auf, wenn es sich lohnt, und kriecht nicht vor irgendeiner Obrigkeit, vor allem nicht vor eurer eigenen Feigheit.“ Im Finale erzählte er von seinen speziellen Schülerinnen und Schülern, denn im normalen Leben sei er Lehrer und „unterrichte alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist“. Mit seinem Text „Klassenkampf“ überzeugte er das Publikum im Finale. Er phantasierte darin herrlich überspitzt, wie er die hyperindividualisierten Schüler brutal auf den harten Lebensalltag vorbereite, indem er diese etwa mit einem Stuhl niederstrecke.

Meike Harms Tiergedicht um „nicht therapierbare Zoobewohner“ und den positiv ansteckenden „Fink positiv“ unterlag nur sehr knapp Simeon Buß. Dessen sozialkritische Hommage an Michael Endes „Momo“ erinnerte an den oft maßlosen Konsum, bei dem das Soziale auf der Strecke bleibt: „Bei diesem ganzen Scheiß vergessen wir, was wichtig ist: Und so machen wir unsere Lebenszeit zur Ware, dabei ist doch jede Lebenszeit unbezahlbar.“

Selbstironisch erzählte Andrea Maria Fahrenkampf von den Schwierigkeiten, nur 150 Zentimeter groß zu sein. „Meine Lieblingssportart ist Küchenschrankbergsteigen.“

Ins Finale schaffte es aber Marvin Suckut, der passend zum Datum einen Weihnachtstext verfasst hatte. Allerdings in Form einer urkomischen Wutrede des Weihnachtsmannes, samt totem Blitzen – gestorben an einer Überdosis – und politisch unkorrekten Geschenken.

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