Lörrach Mit Saxofon und Schreibfeder

Die Oberbadische
Ralf Geisler (l.) und Martin Jösel Foto: Susann Jekle Foto: Die Oberbadische

Literatur: Martin Jösel und Ralf Geisler inszenierten Lesung von Hesses „Steppenwolf“

Nur von zwei Lampen beleuchtet sitzen Martin Jösel und Ralf Geisler in der Dunkelheit – der eine mit dem Saxofon, der andere mit der Schreibfeder in der Hand. Bei ihrer Lesung von Hermann Hesses „Steppenwolf“ mit Musik in der Buchhandlung Kastl am Samstagabend begeisterten sie mit leisen und lauten Tönen.

Von Susann Jekle

Lörrach. Hesses Roman erschien 1927 und handelt von Harry Haller, der in einer Existenzkrise steckt, die kleinbürgerliche Welt verabscheut und gar an Selbstmord denkt. Das Buch weist einige Parallelen zum Leben des Autors auf und entstand zu einer Zeit, als dieser selbst eine persönliche Krise bewältigte. „Hesse lebte zehn Jahre lang in Basel, dort spielt auch der Roman“, erzählte Jösel.

Der Deutschlehrer schlüpfte bei der Lesung gekonnt in die Rolle des Protagonisten, der seine Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt. „Einsamkeit ist Unabhängigkeit – ich hatte sie mir gewünscht“, las er. Harry Haller bezeichnet sich selbst als einen „Steppenwolf“ – als jemand, der einsam und auf der Suche ist.

Musik, Tanz und neue Lebensfreude

Andere Steppenwölfe beobachtet er in Gaststätten: jene Leute, die sich „Mut und Laune aus ihren Bechern saugen“. Mit seiner Betonung und Aussprache schaffte Jösel es, die Besucher der Lesung in den Bann zu ziehen.

Für ihr Programm wähltedas Duo bewusst Auszüge aus der Mitte des Romans. „An dieser Stelle tritt ein Wandel ein: Der bürgerlich-suchende Haller trifft auf die sinnlich-musikalische Welt“, erklärte Jösel. Als Harry die verführerische Hermine und den geheimnisvollen Saxofonspieler Pablo kennenlernt, eröffnet sich ihm diese neue Welt voller Musik, Tanz und neuer Lebensfreude. Die im Roman erwähnte Musik kam bei der Lesung auch nicht zu kurz: Ralf Geisler spielte auf seinem Saxofon selbstkomponierte Stücke, die er aus verschiedenen Stilen zusammengesetzt hat. „Von Klassik wie Mozart und Bach entwickelt sich die Musik über die Zeit zu eher experimentellen Tönen“, sagte Geisler. Das passe zur Wandlung der Hauptfigur im „Steppenwolf“.

Jösel, Deutschlehrer am Kant-Gymnasium in Weil am Rhein, und Geisler, Saxofonist und Musiklehrer an der Musikschule Rheinfelden, setzen mit ihrem Programm eine jahrelange gemeinsame Idee um. „Wir kennen uns schon lange“, sagte das eingespielte Team im Gespräch nach der Lesung. Für die beiden war es naheliegend und zugleich spannend, die Begegnungen der Romanfigur sprachlich-musikalisch umzusetzen und so in eine Komposition des 21. Jahrhunderts zu verwandeln.

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