Lörrach Mitreißender Mix aus den Appalachen

Veronika Zettler
 Foto: Veronika Zettler

Konzert: Zum zweiten Mal kam das Festival „Bluegrass Jamboree“ mit drei Bands in den Burghof.

Lörrach - Rund ein Drittel von 23 geplanten Konzerten haben die Bands bereits hinter sich, die beim diesjährigen „Bluegrass Jamboree“ durch Deutschland touren. Das „Festival of Bluegrass und Americana Music“ machte am Mittwoch Halt in der „schönsten Scheune diesseits des Mississippi“, so Bluegrass-Impresario und Moderator Rainer Zellner: im Lörracher Burghof.

In den 1930er-Jahren verschmolz in der Bluegrass-Musik – benannt nach dem bläulichen Gras, das in Kentucky und Tennessee wächst – der Folk der irischen und schottischen Einwanderer mit dem Blues, mit Gospels und Spirituals und nicht zuletzt mit der sich mehr oder weniger parallel entwickelnden Countrymusic.

Da wurde ohne Berührungsängste „rückwärts und seitwärts gemischt“, erklärte Rainer Zellner. Bill Monroe, Gründer der berühmten „Bluegrass Boys“, gilt als Urvater des Genres, aber auch der King of Rock’n’Roll habe sich vom mitreißenden Mix inspirieren lassen: „Elvis war eigentlich ein Bluegrasser“, meinte Zellner.

Banjo, Fiddle, Gitarre, Bass, das sind die Grundzutaten. Als Sahnehäubchen können Mandoline und Hawaiigitarre, als Geschmacksverstärker einige Mikros hinzukommen. Wobei die Anteile je nach Vorliebe variabel sind. So begnügte sich die erste Formation des Abends mit Fiddle und Gitarre, ohne Effekte einzubüßen: Bei den „Brother Brothers“ aus Brooklyn steht der Gesang im Fokus. Adam und David Moss faszinieren als klassisches Brüderduo mit dem, was Zellner die „Magie der Übereinstimmung“ nannte.

Delmore, Everly und Louvin Brothers sind mit ihrem „Close Harmony Gesang“ Vorbilder, aber auch Simon & Garfunkel klingen in der sanften Vokalkunst der Zwillinge an. Nach dem Opener „Tugboats“ von der 2017 erschienenen EP ließen die Brothers Stücke wie „Frankie“ oder das melancholische „Ocean’s Daughter“ vom soeben erschienen Debütalbum folgen.

„Looking Back To The Future“

Dem Motto der diesjährigen Tournee „Looking Back To The Future“ wurden „Bill and The Belles“ mehr als gerecht. Das Quartett feiert in seiner „Vintage Roots Music“ das Vaudeville-Theater, berühmte Gesangsgruppen wie die Revelers, aber auch die einflussreichen Radioshows der 30er-Jahre. Deren Tradition lassen sie bei Radio Bristol in der Show „Farm and Fun Time“ jeden zweiten Donnerstag im Monat aufleben.

„Wir kommen von überall aus dem Land und haben uns in Johnson City, Tennessee, gefunden“, informierte Gitarrist Kris Truelsen alias Bill. So stammt die grandiose Geigerin Kalia Yeagle aus Alaska, Banjo- und Banjoukulele-Spielerin Grace van’t Hof aus Michigan. In wechselnden Konstellationen und Polyfonien versammelten sich die Mitglieder um das Mikro, um Stücke ihres jüngsten Albums zu interpretieren, darunter Klassiker wie „Old Lonesome Blues“ oder „My Carolina Sunshine Girl“.

Mit Jeff Scroggins & Colorado schöpfte nach der Pause eine Bluegrass-Band in klassischer Besetzung aus den Vollen. Jeff Sroggins ist zweimaliger nationaler Banjomeister, sein Sohn Tristan tut es ihm an der Mandoline gleich. Hinzu kommen Ellie Hakanson (Fiddle), Danny Booth (Bass) und der charismatische Sänger und Gitarrist Greg Blake. In Nummern wie „Matterhorn“, dem brandneuen „Over The Line“, Jimmy Martins „20/20 Vision“ oder Johnny Cashs „I Still Miss Someone“ begeisterten die Fünf in zuweilen unerhört schnellen Solopassagen mit enormer Fingerfertigkeit. Besonders schön: Zum Schluss standen alle Bluegrasser gemeinsam auf der Bühne, um für Stücke wie „Goodbye Booze“, „Old Joe Clark“ und John Denvers „Take Me Home“ tosenden Applaus zu kassieren.

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