Lörrach Mitreißendes Heimspiel

Die Oberbadische
Konzertbühne und Treffpunkt für die Proben: „Flat & Co“ trat am Dienstag im Nellie Nashorn auf. Foto: Beatrice Ehrlich Foto: Die Oberbadische

Konzert: Chor „Flat & Co“ begeistert bei seinem Jahreskonzert im Nellie Nashorn

Von Beatrice Ehrlich

Ein Heimspiel war das Jahreskonzert des Chors „Flat & Co“ am Dienstagabend im Nellie Nashorn – der Konzertsaal ist zugleich das wöchentliche Probenlokal.

Lörrach. Zum 30. Geburtstag wäre auch „Jazz ohne Stress“ ein passender Titel für das hochambitionierte, aber locker vorgetragene Programm gewesen, durch das der junge Dirigent Philippe Rayot auf mitreißende Weise führte.

Die Männer, sieben an der Zahl, stehen dieses Mal in der ersten Reihe. Vor dem Hintergrund, dass man gerne neue Männerstimmen für den Chor gewinnen will, ist das eine gewagte Sache: Wer würde nicht gerne erst einmal ganz hinten stehen, wenn es ans Singen vor Publikum geht?

Musikalisch aber geht die Rechnung in jeder Hinsicht auf: Wahlweise als Rhythmus- oder Bassgruppe legen die tiefen Stimmen im Vordergrund ein stabiles Fundament für die zahlenmäßig deutlich üppiger besetzten Melodiestimmen, die in diesem Fall etwas höher stehen – ganz konkret, nicht nur in den Noten.

Flat & Co ist neben Bewährtem („Scarborough Fair“, „Feeling Good“) immer wieder für Überraschungen gut: Etwa mit einem finnischen Volkslied, dessen Inhalt Rayot vor dem Vortrag kurz zusammenfasst – umgesetzt als lautmalerisches Silbenspektakel. Deutlich sind in den fröhlichen Frauenstimmen die jungen feiernden Frauen zu erkennen, denen die Alten im Dorf drohen, sie würden keinen Mann finden. Um den Spott herauszuhören, den sie dafür von den Jungen ernten, bedarf es keinerlei Finnisch-Kenntnisse, so überzeugend lebendig setzen die Chor-Frauen die Geschichte in Töne um. Aufhorchen lässt auch „Good bye love“ von Ken Kraintz. Anders als der eingängige Hit, der einem sofort in den Sinn kommt, handelt es sich um einen eher getragenen, mehrstimmigen Chorsatz mit schwierigen Harmonien, eine Herausforderung, die Flat & Co. problemlos meistert.

Ins Swingen und sich Wiegen kommt nicht nur der Chor sondern auch sein Publikum bei Ohrwürmern wie „Hit the road Jack“ , mit dem die Sänger mit der Wiederholung als zweite Zugabe auch einen schwungvollen Schlusspunkt setzen, oder „Sway“, im Standardrepertoire eines jeden Jazz-Chors, der etwas auf sich hält.

Philippe Rayot, der mit seinen amüsanten und informierten Zwischenbemerkungen den Konzertabend dramaturgisch gliederte, dirigierte seinen Chor nicht nur, sondern begleitete auch versiert am kurz davor erworbenen E-Piano – „Darf ich vorstellen, unser Roland“. Ein Geburtstagsgeschenk, das sich der Chor redlich verdient hat und das vermutlich auch mit auf Reisen gehen wird, wenn der Chor im Frühjahr nach Hamburg fährt. Dort wird in einem gemeinsamen Konzert mit den „Swingtonics“ präsentiert werden, wie Jazz im Süden klingt. Wer jetzt noch schnell einsteigt bei Flat & Co. (Männer!) ist dabei – immer dienstags, 20 Uhr, im Nellie Nashorn.

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