Lörrach Mord an Bord der „Lotus“

Jürgen Scharf
Wie auf dem Basar: Der Perlenverkäufer (Frank Johannes Wölfl) will auf dem Nildampfer der reichen Lady (Christa Kapfer, rechts) seine Ware andrehen. Foto: Jürgen Scharf

Burgfestspiele: Bemerkenswertes Setting bei Aufführung von „Tod auf dem Nil“

Bei den Burgfestspielen Rötteln lief der Premierendampfer mit dem Krimiklassiker „Tod auf dem Nil“ nach tagelangem Dauerregen am Freitag pünktlich und trocken vom Stapel.

Von Jürgen Scharf

Lörrach. Für Kay und Simon ist der große Tag gekommen: Sie sind an Bord des Nilschiffs „Lotus“. Gleich legt der Raddampfer ab und ihre Flitterwochen können beginnen. Die schöne und reiche Kay, so will es die Queen of Crime, Agatha Christie, wird in diesem Kriminalstück leider nicht mehr die zweite Hälfte erleben. Nach der Pause ist sie tot, liegt erschossen in ihrer Kabine.

Nach dem Ableben der jungen Dame sind eine Menge Fragen zu lösen. Wer hat die Millionenerbin während der Hochzeitsreise umgebracht? Warum wird das Paar von Simons Ex-Verlobter Jacquelin verfolgt? Ist es ein früher Fall von Stalking? Hat die Eifersüchtige noch eine Rechnung offen?

Eigentlich ein Fall für den Meisterdetektiv Hercule Poirot. Der fehlt aber an Bord, denn Simon Rösch, der bei den Burgfestspielen bereits zum dritten Mal Regie führt, hat sich für die Originalversion der Theateradaption von Agatha Christie entschieden – und die hat beim Personal Poirot eingespart.

Aber eine Spürnase gibt es trotzdem, Pfarrer Pennefather, der in die Fußstapfen des Detektivs tritt und alle aufs Achterdeck ruft, um den Mordfall aufzuklären.

Bemerkenswert ist das Setting: die detailgetreue Schiffskulisse mit Reling, Decks, hölzernen Schiffsplanken, Treppenaufgängen, den im Dunkeln beleuchteten Kabinenfenstern und dem luxuriösen Interieur. Der Nildampfer scheint mitten in den Burggemäuern angedockt. Am Bug weht die ägyptische Flagge mit dem goldenen Adler Saladins im Zentrum des waagrechten weißen Streifens und es erklingt arabische Musik.

Die Inszenierung hat Steigerungsniveau, spielt spannungsfördernd Geräusche wie Pistolenschüsse und das Heulen von Schakalen ein. Zudem schaffen die Kostüme und Frisuren im Stil der 1930er Jahren authentisches Agatha-Christie-Flair und nostalgische Erinnerungen an berühmte Verfilmungen.

Eine illustre Gesellschaft

Nach und nach kommen die Passagiere an Bord. Eine illustre Gesellschaft. Es ist die gute alte Zeit, als die gehobene Schicht Bildungsreisen nach Ägypten unternahm. Die Herrschaften werden vom Steward (mit Fez: Zarko Kupresanin) empfangen und von dem geschäftstüchtigen Perlen- und Andenkenverkäufer (Frank Johannes Wölfl im Kaftan) umschmeichelt – eine witzige Nebenrolle für Burgneuling Wölfl.

Unter den Passagieren sind bekannte Burgschauspieler wie Christa Kapfer als hochnäsige versnobte Lady, die ihre mitreisende Nichte (Melanie Vahl) im Befehlston herumkommandiert. Eine kuriose Rolle, mit der sich Kapfer in die Herzen der Zuschauer spielt.

Zu den Stammspielern gehören auch Consuelo Perez, in dieser Produktion als mysteriöse Anwältin im Businesskostüm, sowie Ekkehard Bierl, der sich als Geistlicher mit Steckenpferd Kriminalistik sichtlich wohlfühlt in seiner pastoralen Poirot-Rolle. Auch Oliver Kugel, ein weiteres bekanntes Gesicht, wird auf dem Schiff dringend gebraucht: als Schiffsarzt, um den verletzten Flitterwöchner Simon (Julian Seidel im eleganten Sommeranzug mit Weste) zu verarzten.

Starke Auftritte haben zwei junge Damen: Anna Wendel als verwöhnte Kay, die gewohnt ist, alles zu kriegen, was sie will, und Vanessa Lwowski als Racheengel Jacquelin, die ihre „Schießnummer“ abzieht. Eine dankbare Rolle für Oliver Rösch ist der Sozialrevolutionär, der das Geschehen an Bord zynisch verfolgt. Pech für das Kammermädchen Louise (Simone Hugenschmidt): Weil sie den Mörder gesehen hat, wird sie das nächste Opfer. Der Mord an Bord ist wirkungsvoll inszeniert.

 Spielzeit bis 6. August, Aufführungen jeweils Freitag und Samstag 20.15 Uhr.

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