Lörrach Musik, die voll ins Herz trifft

Die Oberbadische
Jan Obri organisiert federführend das Festival Between the Beats. Foto: Kristoff Meller Foto: Die Oberbadische

Interview: Jan Obri über das Festival Between the Beats, Judith Holofernes und seine gute Spürnase

Lörrach. Die sechste Auflage von Between the Beats findet am 23. und 24. März statt. Das Line-up steht bereits seit Wochen. Beim Festival, das im Burghof und im Alten Wasserwerk stattfindet, wird unter anderem die Sängerin Judith Holofernes auftreten. Gabriele Hauger unterhielt sich mit dem Programmverantwortlichen Jan Obri über Between the Beats, das keine Scheu hat, sich gegen den Mainstream zu wenden.

Frage: Heizt die Bekanntgabe des Auftritts von Judith Holofernes am 23. März das Gesamtinteresse an? Und wirkt sich das auf den Vorverkauf aus?

Mittlerweile ist Between the Beats so gut angekommen, dass es gar keinen großen Unterschied macht, ob wir einen ganz großen Namen mit dabei haben. Im Prinzip werden alle Konzerte wahrgenommen. Das merken wir am guten Ticketverkauf und am Interesse in den sozialen Netzwerken. Wir freuen uns aber sehr auf Judith Holofernes: Sie ist nicht nur eine tolle Sängerin, sondern auch eine echte Persönlichkeit.

Frage: Ist sie nicht schon wieder zu sehr Mainstream, entgegen der Philosophie des Festivals?

Nein. Wenn ein echtes Zugpferd mit dabei ist, ist dagegen doch nichts zu sagen. Wir haben öfter bekannte Bands zu Gast. Wenn diese ursprünglich aus dem Indie-Bereich kommen, ihren Weg machen, populär werden und irgendwann in den Pop-Bereich eingestuft werden, ist das ja kein negatives Kriterium. Und wir hatten schon einige Musiker hier beim Festival, die durchaus sehr bekannt sind, auch bundesweit: die Sterne, Die Höchste Eisenbahn oder Faber. Besonders letzteren würde man jetzt auch nicht mehr als Indie bezeichnen – so wie der jetzt durch die Decke geht. Letztes Jahr hat er noch bei uns im Alten Wasserwerk gespielt. Das ist doch toll.

Ich freue mich riesig, dass Judith Holofernes kommt. Das waren auch keine zähen Verhandlungen: ein tolles Gespräch mit dem Management. Between the Beats war denen im übrigen durchaus ein Begriff, und Judith kann sich mit der Philosophie unseres Festivals offensichtlich gut identifizieren. Sie gehört zu den Künstlern, die sich aussuchen, wo sie spielen – ganz bewusst.

Frage: Das Festival hat sich demnach einen Namen gemacht?

Wenn wir uns bei den Künstleragenturen melden, wissen viele mit dem Namen etwas anzufangen. Wir arbeiten ja auch über das Festival hinaus viel mit den Agenturen zusammen, für das weitere Burghof-Programm oder das Stimmenfestival.

Frage: Vertraut das Publikum inzwischen blind auf die Qualität des Line-up?

Viele lassen sich uninformiert darauf ein, kaufen einen Festivalpass und kommen jedes Jahr zu ganz verschiedenen Stilrichtungen. Da ist schon großes Vertrauen da, dass alle Konzerte, die wir anbieten, gut sind.

Frage: Gelingt es, mit Between the Beats – wie gewünscht – generell ein jüngeres Publikum anzusprechen und so auch zu anderen Veranstaltungen im Burghof zu locken?

Bei Veranstaltungen ähnlicher Genres funktioniert das durchaus. Ich merke, dass das BurghofSlam-Publikum oder Besucher junger Jazzkünstler gerne auch zum Festival kommen – und umgekehrt.

Frage: Wie jung ist der Burghof generell? Hat sich da etwas verändert?

Es verändert sich langsam, aber es ist gar nicht unser Ziel, nur noch jungen Leuten etwas zu bieten. Wir wollen erfahrenes Publikum genauso ansprechen wie neues und junges. Und da sind wir insgesamt auf einem guten Weg. Im übrigen: Bei Between the Beats ist keinesfalls ein durchgehend junges Publikum vor Ort. Es hängt teilweise natürlich von den Künstlern ab. Insgesamt aber treffe ich dort auf alle Altersgruppen. Das macht mich besonders zufrieden. Wir bieten eben gute Musik, da ist das Alter völlig unwichtig.

Frage: Ist die Kooperation mit dem SAK befruchtend?

Die läuft gut, das macht Spaß. Das Team ist auch mit an der Auswahl der Bands beteiligt. Manchmal gibt es einen totalen Stilbruch, manchmal harmoniert es – beides ist spannend. Dieses Jahr haben wir HipHop und Rap im Burghof; außerdem Softrock und Indie, dazu Singersongwriter und Indie-Rock’n’Roll im Alten Wasserwerk. Beides funktioniert. In der Booking-Phase stehen wir in ständigem Dialog mit dem SAK.

Frage: Ganz konkret: Wie findet Ihr das Besondere, Hippe, woher kommt der Input?

Die Organisation liegt federführend bei mir. Im Burghof wird aber quer durch alle Abteilungen darüber gesprochen, wer welche Bands, wo gehört hat und was ihm gefallen hat oder aufgefallen ist. Da kommt eine Menge zusammen. Auch mit Kristina Dannwerth und Markus Muffler besprechen wir das, gehen auf Messen und Veranstaltungen und bekommen so weitere Ideen.

Der Markt ist so riesig geworden! Manche Bands vermarkten sich im Internet sehr gut. Man sollte sie aber doch am besten live erlebt haben, ob sie das halten, was sie versprechen. Ich habe so viele Kandidaten im Kopf, die ich einladen möchte. Wir scouten wie ein Fußballverein, beobachten den Werdegang der Künstler und laden die guten dann ein, solange wir es uns vom Budget her noch leisten können.

In den letzten Jahren haben wir dabei oft einen guten Riecher, aber auch Glück gehabt. Zum Beispiel mit Von Wegen Lisbeth oder Faber. Diese Acts könnten wir uns jetzt nicht mehr leisten.

Frage: Sind Sie auf diese gute Spürnase stolz?

Sehr. Das hilft uns auch, junge Bands, die auf einem aufsteigenden Ast sind, davon zu überzeugen, bei uns aufzutreten. Wir sind nicht direkt ein Sprungbrett. Aber unser LineUp der letzten Jahre kann sich sehen lassen: Viele Bands, die später groß rauskamen, sind unter anderem bei Between the Beats aufgetreten. Und unser Publikum weiß, zukünftig werden sie viele der Musiker in einem so intimen direkten Rahmen nicht mehr erleben können.

Frage: Tel Aviv, Hamburg, Berlin, London: Die Musiker kommen aus den Hot Spots dieser Welt. Achtet Ihr beim Programm vor allem auf Internationalität oder ist das eher Zufall?

Das ist Zufall. Es ist mir völlig egal, wo die Band herkommt, solange sie mich auf der Bühne überzeugt. Wir haben dieses Jahr einen deutschsprachigen Pop- und Folkrock-Fokus am Freitag: Gurr, Judith Holofernes und Neufundland. Garden City Movement wiederum ist die richtige Band zum Einstieg. Die sollen den Funken überspringen lassen – und übernehmen die Rolle des Openers gerne.

Am zweiten Abend haben wir einen Stilbruch von Ten Fé zu Maeckes & Die Kata–strophen. Es ist aber beides eine sehr urbane Musik.

Frage: Wie wichtig ist das Ambiente? Was tut Ihr dieses Jahr dafür?

Wir sind gerade mitten in der Planung. Wir werden uns als Leitmotiv einen flimmernden Flatscreen vornehmen. Und überlegen uns, wie wir das am besten umsetzen. Unsere Mittel sind natürlich begrenzt. Wir sind aber ein sehr kreatives Team. Da kann man auch mal richtig schön basteln, sich im Baumarkt austoben, Kleber, Schere, LEDs – und los geht’s. Wir haben einerseits ein technisches Team im Burghof mit viel Knowhow und kreative Köpfe auf der anderen Seite. Es ist ein Mordsspaß, den Burghof ein wenig umzubauen. Bisher hatten wir ja schon Sterne, Planeten oder riesige Lametta-Netze, diesmal wird’s eher technisch-urban.

Frage: Auf welchen Auftritt freuen Sie sich am meisten?

Ich bin natürlich von allen überzeugt. Ich habe aber im Line-Up eine Lieblingsband, deren Werdegang ich seit Jahren verfolge. Ich habe sie schon zweimal live gesehen: Ten Fé aus London. Musikalisch treffen die mich voll ins Herz. Das ist wunderbarer Softrock. Ich glaube, die werden noch ganz groß: sehr eingängige Melodien, textlich stark und eine außergewöhnliche Bühnenpräsenz. Außerdem sehen die Jungs aus wie The Doors. Eine der kleinsten Bands als größtes persönliches Highlight. In ihrer Musik geht es viel um Beziehungen, das Gute und Schlechte darin, um Menschliches, gepaart mit sehr catchigen Melodien. Rock, teilweise so soft, dass es schon fast Pop ist, das können nicht viele.

  23. und 24. März, ab 20 Uhr im Burghof und Alten Wasserwerk; Infos unter www.between-the-beats.de

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