Von Walter Bronner
Motettenchor begeisterte mit weltlichen Kantaten von Bach und einer Händel-Ode
Von Walter Bronner
Lörrach. In Kreisen prominenter und profunder Kenner des kompositorischen Schaffens von Johann Sebastian Bach gibt es die wohlbegründete Auffassung, dass der Kern seiner Musik in den geistlichen Kantaten liegt. Dass es die wenigen weltlichen Kantaten des großen Leipzigers genau so in sich haben, demonstrierte der Motettenchor Lörrach unter Leitung von Stephan Böllhoff am Sonntag in der Kirche St. Peter an zwei herausragenden Beispielen.
Die musikalischen Huldigungen „Auf, schmetternde Töne“ (BWV 207 a) zum Namenstag des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs August III. und „Tönet ihr Pauken“ (BWV 214) zum Geburtstag von dessen Gattin Maria Josepha sind schon deshalb Musterbelege höchster kompositorischer Güte, weil gewichtige Teile daraus auch in anderen Gipfelwerken von Bachs Tonkunst vorkommen. Das Eingangsthema der ersten Kantate etwa ist dem ersten Brandenburgischen Konzert entnommen, Eingangs- und Schlusschor der zweiten sowie die große Bass-Arie „Kron und Preis“ zählen (mit anderem Text) zu den herausragenden Sequenzen des später entstandenen „Weihnachtsoratoriums“. Böllhoffs musizierende Heerschar ließ beiden Werken eine exemplarische Wiedergabe angedeihen, die von einem herzhaften, spontanen Impuls geprägt war. Der frisch und temperamentvoll singende Motettenchor scheint ebenso auf seinen Dirigenten eingeschworen zu sein, wie das versiert und klangsinnlich aufspielende Orchester mit Angelika Balzer am ersten Pult.
Als stupende Sekundanten boten unter anderem Constanze von Bausznern und Ortrun Kestel (Flöten), Ingo Balzer (Oboe) und Karin Stock (Barocktrompete) den Vokalsolisten melodisch berückendes Geleit. Und nicht zuletzt meisterten Petra Hoffmann (Sopran), Sibylle Kamphues (Alt), Karl-Heinz Brandt (Tenor) und Torsten Meyer (Bariton) die ihnen anvertrauten, überaus anspruchsvollen und teils mit komplizierten Koloraturen gespickten Rezitative und Arien mit imponierender Souveränität. Eingebettet in die Bachkantaten, deren von unbekannter Autorschaft (womöglich Christian Friedrich Henrici alias Picander) verfasste Texte an unterwürfiger Servilität kaum zu überbieten sind, war Georg Friedrich Händel große Ode zum Geburtstag von Queen Anne (Text: Ambrose Philips). Auch sie ist ein herrliches Stück barocker Festmusik mit überwältigenden Soli, Duetten und chorischen Passagen.
Besonders ergreifend gerieten eingangs das trompetengestützte Largo für Altstimme und die Passacaglia für Alt und Bass, in dem „wirbelnde Bäche“ besungen werden. Der textlich stets gleiche, musikalisch aber immer anders gestaltete Refrain „The day that gave great Anna birth“ wurde vom Chor mit hinreißendem Schwung zelebriert. Minutenlanger ungestümer Beifall bekundete rückhaltlose Begeisterung der großen Hörergemeinde.