Eine neue DJ-Reihe, Klassiker wie Sprachencafé oder Spieleabend und vor allem jede Menge Musik: So präsentiert sich das soziokulturelle Zentrum Nellie Nashorn in der neuen Saison. Los geht’s mit einem „Umsonst-Und-Draußen-Fest“ am 8. September.

Von Kristoff Meller

Lörrach. Der in die Jahre gekommene Boden der Kulturkneipe wird gerade abgeschliffen, die Licht- und Soundtechnik wird erneuert und auch die Türen im Obergeschoss wurden überholt. Noch sind die Handwerker zu Gange, doch schon bald soll wieder kulturelles Leben in den Flachsländer Hof einziehen. „Wir haben die Sommerpause genutzt und etwas in unser Haus investiert“, erklärt Geschäftsführer Patrick Dengl.

Der gebürtige Heidelberger wechselte im Juni 2017 vom großen „Waschhaus“ in Potsdam ins beschauliche Lörrach, auch weil die Familie wieder in den Süden wollte. Bereut hat er den Schritt überhaupt nicht: „Meine anfänglichen Bedenken haben sich schnell zerstreut. Ich sehe die Größe inzwischen als Vorteil, weil die Freiheiten – wenn die Finanzen stimmen – größer sind und man keine Kompromisse machen muss“, erklärt Dengl, und lobt auch die „sehr gute Atmosphäre“ im Vorstand.   

Akzente, die aus dem Rahmen fallen

Gerade im Bereich Musik hat er bereits in seiner ersten Saison neue Akzente gesetzt, die künftig noch deutlicher ausfallen sollen: „Ich habe noch gar nicht so viel gemacht, nur in der Kneipe, nun möchte ich auch Sachen ausprobieren, die Eintritt kosten. Ich möchte jeden Monat etwas bieten, das aus dem Rahmen fällt.“

Die musikalische Bandbreite bis Weihnachten reicht darum vom Pop und Soul der Live-Loop-Artistin Rayannah (siehe Infokasten) über ein dreitägiges Gitarrenfestival bis zum Auftritt der Elektro-Cellisten Max Lilja und Fried Dähn, die laut Dengl „verrückten Sound“ erklingen lassen werden.

Saisonstarkt mit „Achtung Amsel“

Schon für den Saisonstart  hat er sich musikalisch etwas einfallen lassen und die Freiburger Band „Achtung Amsel“ gebucht, die 2017  den ersten Songslam im Nellie Nashorn gewonnen hat. „So klingt keiner“, sagt Dengl und freut sich auf „intelligente Texte zum Zuhören“.

Im Bereich Kabarett und Comedy setzt er hingegen auf Bewährtes. So kommt Sebastian Lehmann in  dieser Saison gleich an drei Tagen im November – zwei sind bereits ausgebucht.  „Wir waren total überrascht, aber er begeistert alle Altersklassen“, sagt Dengl.

Mehr junge Gäste anlocken

Ein Künstler, der verstärkt auch die 18- bis 30-Jährigen ins Nellie Nashorn bringen soll, ist Tino Bomelino, der gerade den Kleinkunstpreis Baden-Württemberg erhalten hat. Er steht noch ganz am Anfang seiner Karriere, aber schon bald könnte der Nellie-Saal mit seinen 100 Sitzplätzen zu klein für ihn sein, vermutet Dengl.

Der studierte Erziehungs- und Sportwissenschaftler kann auch einen Master in Unternehmensführung vorweisen.  Das hilft ihm, das in den vergangenen Jahren in finanzielle Turbulenzen geratene Kulturzentrum in sicheren Bahnen zu halten: „Der Zuspruch in der vergangenen Saison war sehr gut und es gibt keine Gefahr, dass wir in Schieflage geraten.“
Das freut ihn ganz besonders, denn wenn die Kasse stimmt, kann experimentiert werden: Dengl möchte das Lörracher Publikum für neue Dinge begeistern.

Mitmachprogramme als Markenzeichen

Ein Markenzeichen des Nellie  sind  Mitmachprogramme. „Das ist hier sehr stark ausgeprägt“, weiß Dengl. „Die Gäste sollen nicht nur konsumieren, sondern mitmachen.“ Darum hat er die neue Reihe „Hey Mr(s) DJ(ane)“ entwickelt. Hier sollen Amateur-DJs die Möglichkeit bekommen, selber aufzulegen. „Wir stellen ihnen aber Profis zur Seite und möchten auch einen Workshop anbieten.“

 Bei den anderen Kultureinrichtungen der Stadt setzt Dengl indes auf Kooperation. Mit dem SAK sei er bereits im Gespräch, wie  künftig stärker zusammengearbeitet werden könne. Grundsätzlich ist der Meinung: „Wir sollten uns keine  Konkurrenz machen, sondern unterschiedliche Schwerpunkte setzen.“ Theateraufführungen werd es im Nellie darum nur von den eigenen Gruppen und auch erst wieder 2019 geben. „Das ist nicht mein Metier und ich sehe das Theater an anderen Orten in Lörrach sehr gut aufgehoben“, sagt Dengl und verweist auf Tempus fugit.

Und auch wenn er ein großer Jazz-Fan sei, werde er künftig nicht jeden Monat einen Jazzmusiker auf die Bühne holen. „Im Jazztone gibt es ein super Programm, wenn wir mal ein Konzert machen, würde ich mich vorher mit dem Jazzclub abstimmen.“  Poetry Slam gibt es hingegen im Burghof, SAK  und im Nellie. Das sei aber angesichts der Nachfrage kein Problem: „Da nehmen wir uns gegenseitig nichts weg“, ist Dengl überzeugt.


Programmhöhepunkte:
8. September, 18 Uhr: „Umsonst-und-Draußen-Fest“ – Saisonstart  mit Hüpfburg, Livemusik mit „Achtung Amsel und Party, Eintritt frei.
15. September, 14.30: Demokratie live! Wie steht es um die Kultur der Mitbestimmung? Diskussion im Rahmen  von „Tag de Demokratie“
22. September, 20 Uhr: Götz Widmann, Liedermacher.
6. Oktober, 20 Uhr: Rayannah, Live–Loop–Artist aus Kanada/ Pop, Electro, Soul.
25. bis 27. Oktober: Gitarrenfestival „T/HE/ART/OF GUITAR“:  
16. bis 18. November, 18 Uhr: Sebastian Lehmann: „Elternzeit“ (Karten nur noch für 18. November).
22. November, 20 Uhr: Max Lilja (Apocalyptica) und Fried Dähn, Double Electric Cello.

23. November, 20 Uhr: Tino Bomelino: „Man muss die Dinge nur zu Ende“

Mehr Infos unter https://nellie-nashorn.de/wp/