Lörrach Musikalische Naturgewalt

Dorothee Philipp
 Foto: Dorothee Philipp

Musik: Auftakt der dreitägigen Burghofproduktion zu Frank Zappa

Lörrach - „Features about Frank Zappa“: Drei Tage widmet der Burghof Lörrach einer Musikerlegende, die wie kaum eine andere Persönlichkeit den Stil einer Generation geprägt hat. Er spüre „Nervosität und Adrenalin“, bekannte Burghof-Intendant Markus Muffler bei der Eröffnung des ersten Abends unter dem Motto „Broadcasting Zappa“ und verriet damit, wie sehr ihm dieses Thema am Herzen liegt.

Wie schon vor zwei Jahren 2017 mit dem Projekt „Rainer Werner Fassbinder. Was sonst!“ hat der Burghof Lörrach eine komplexe Eigenproduktion vorgelegt, an der viele Menschen mitgewirkt haben.

Backstage-Bereich wird zum Zuschauerraum

Federführend für das Programm waren wieder Muffler selbst und Niggi Ullrich, ehemaliger Kulturbeauftragter von Basel-Landschaft. Die beiden verbindet eine jahrelange freundschaftliche Kooperation. Diese persönliche Note und die daraus erwachsene Kreativität sind auch jetzt wieder zu spüren.

Die Besonderheit des Anlasses unterstreicht auch die Wahl des Ortes: Wieder wurde im Burghof der sonst nicht öffentlich genutzte Backstage-Bereich zum Zuschauerraum, mit einer kleinen Bar und Stühlen um runde Tischchen. Alle drei Abende sind ausverkauft.

Komponist, Dirigent, Musiker, Sänger, Gesellschaftskritiker, Bürgerschreck – wie nähert man sich einer solch komplexen Persönlichkeit wie Frank Zappa? Über 60 Musikalben zu Lebzeiten, weitere 50 nach seinem frühen Tod im Alter von nur 53 Jahren sind nur ein Ausschnitt aus dem gesamten Lebenswerk, das Zappa hinterlassen hat.

Vielfache „scharfe Richtungswechsel“

Also zuerst mit den Ohren: Die beiden erfahrenen Musikredakteure Urs Musfeld (SRF) und Christoph Schwegler (SRG und DRS 3) haben dazu einen einstündigen Podcast zusammengestellt, der sich entlang der Erscheinungsdaten von Zappas Alben bewegt. Zu gucken gibt es da erst einmal nichts, die Fans an den Tischchen, lauschen fasziniert, lassen Erinnerungen Revue passieren, verfolgen gespannt die gescheiten, unterhaltsamen Kommentare. Die Tonbeispiele sind lang genug, um sich richtig einzuhören. Zappa als Antipode der Flower-Power-Bewegung, Los Angeles statt San Franzisco, Lumpen statt Batik-Klamotten, ätzende Satire statt psychedelischem Gesäusel. Man erlebt die vielfachen „scharfen Richtungswechsel“, die auch geprägt wurden durch neue Studio-Technologien wie die Erfindung des Synclaviers, ein Lieblingsinstrument Zappas, an dem er auch seine hochkomplexen Kompositionen ausarbeitete.

In der Stunde, die eigentlich viel zu kurz ist für die Würdigung eines Riesenwerks wie das von Zappa, wird deutlich: Egal, welchen Stil er anfasst und was er ausprobiert bis hin zur Adaption moderner Klassiker wie Stravinsky oder Varèse: Sofort erkennt man eine unverwechselbare Handschrift, ein musikalisches Talent, das sich mit den Kräften einer Naturgewalt Bahn bricht.

Dokufilm: „Frank Zappa – Eat that question“

In der ersten Talkrunde lässt Niggi Ullrich Urs Musfeld zu Wort kommen, der über die Kunst der Moderation erzählt, und wie man einem Audio-Publikum Stimmung vermittelt. Und dann ist da noch Zappa-Sohn Dweezil Zappa, der als „Special Guest“ anwesend ist und sich wundert, wie lange ein Publikum im Dunkeln sitzen und nur zuhören kann. Er lobt die Auswahl der Stücke und die gelungene Übersicht über das Gesamtwerk.

Mit dem Dokumentarfilm „Frank Zappa – Eat that question“ von Thorsten Schütte kommt dann das visuelle Moment ins Spiel. Schütte zeigt in seinem sensiblen Porträt, in dem er zum Teil bisher unveröffentlichtes Archivmaterial aus 30 Jahren zusammengestellt hat, einen Menschen, der für die Musik lebt und sich für Toleranz und Freiheit stark macht. Ein Genie, dem auch Stardirigent Kent Nagano huldigt, indem er seine symphonischen Werke aufführt.

Viele Fragen haben die Fans an Dweezil Zappa, der sich nach Filmende nochmals zu Niggi Ullrich aufs rote Sofa setzt. Ihm sind die starken Emotionen anzumerken, die der Film geweckt hat. „Für mich ist Ihr Vater der wichtigste Mensch in meinem Leben“, sagt ein Mann. „Für mich auch“, antwortet Dweezil Zappa.  Am gestrigen Abend zeigte das ensemble recherche mit der Aufführung von Werken von Boulez, Penderecki, Stravinsky und Varèse, wo die Anknüpfungspunkte der Neuen Musik zum Werk Frank Zappas liegen.

Am Samstag huldigten die „Grandsheiks“ unter dem Motto „Ahead of his time“ dem avantgardistischen Genie Zappa. Zudem zeigt der Schauspieler Christian Heller eine Szenerie unter dem Titel „Robert Braun weiß alles“. (Lesen Sie hier unseren Bericht "In der wilden Zappa-Welt")

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