Lörrach Mutta, Vata, Hausmeista

Ines Bode
Kann den Berliner Humor nicht von einer Beleidigung unterscheiden: Sebastian Lehmann. Foto: Ines Bode

Comedian: Sebastian Lehmann sorgt in Lörrach dreimal für ausverkauftes „Nellie Nashorn“.

Lörrach - Mutta, Vata, Hausmeista: Im Preußischen endet bekanntlich alles auf „a“ statt auf „er“ - eine verbale Manier, die sich auch bei Sebastian Lehmann eingeschlichen hat. Wie „alle echten Berlina“ kommt er aus dem Süden, konkret aus Freiburg – und so war sein Auftritt im Nellie Nashorn fast ein Heimspiel.

Genauer gesagt waren es drei Auftritte – allesamt ausverkauft. Folglich verdeutlichte sich, wo die Fans verortet sind. Unten, da wo Schnee liege und es dennoch 23 Grad habe. Ganz anders oben, wo er fürs Wetter kaum positive Worte findet. Der Ansturm in Lörrach mündete gar in den Zusatztermin, der den Mittdreißiger im Mai nächsten Jahres in den Burghof führen wird.

Zusatztermin im Mai im Lörracher Burghof

Bis dahin kann man in seinen Büchern schmökern. Diese dienten auch im Nellie als Manuskript. Stichwort: Eltern. Der Mammutteil drehte sich um Telefonate mit den alten Herrschaften. Das lief so ab: Sohn und Mutter redeten und Vater gab vom Sofa Senf hinzu. Seit drei Tagen indes sei der Kontakt abgebrochen. Grund: die Eltern kamen zum Gastspiel in Freiburg. Sagt es und grinst. Inhalt der Gespräche ist im Grunde das Übliche: Hast du richtiges Schuhwerk an, ordentliche Halbschuhe? Du läufst doch nicht abgeranzt rum? „Mama, was Freiburg als abgeranzt abtut, gilt in Berlin als hip.“ Sörglein dieser Art kommen zufällig der Sitznachbarin in der S-Bahn zu Ohren, die sich erkundigt: Sind wir Geschwister?

Und wie er so da saß, seine Freiburger Familie vorführte, Alltägliches verulkte, von der alten und neuen Heimat erzählte, da prustete und quietschte der Nellie-Saal vor Vergnügen. Stichwort: Heiligabend. Am Hauptbahnhof Freiburg angekommen, fühlt er sich am „A … der Welt“. Dass ihm die Baden-Metropole winzig erschien, belustigte die Lörracher (Landeier), die noch etwas lauter lachten. „Kriegt euch bitte wieder ein“. Ganz anders die Stimmung bei den Lehmanns. Es galt, den veganen Hauptstadt-Spross ins Weihnachtsmenü zu integrieren. Gemüse-Lasagne? Es brummt hörbar vom Sofa. Nächstes Stichwort: Hausmeista. Früh um sieben Uhr halte er im Berliner Quartier Sprechstunde ab. Da gehe man am besten gar nicht ins Bett. „Sind Sie der Hausmeista?“. „Ick gebe mir Mühe!“. Ein Lacher.

Es folgt Geplänkel zweier Übernächtigter, und selbst anwesende Berliner sind amüsiert. Der Bühnenakteur dazu: der Berlina Humor sei eigen, er lasse sich schwer von einer Beleidigung unterscheiden.

Zum Kringeln auch die Dialoge aus der Zeit, als Mama sich in VHS-Englisch fortbilden ließ. Herrlich, wie er in Mutters Stimmlage flötet: What a drag (wie langweilig). Ganz anders da die Meinung des Publikums, das oft applaudierte und Zugaben forderte.

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