Lörrach Nackte Existenzangst bei etlichen Künstlern

Die Oberbadische
Markus Muffler: „Ich empfinde diesen Verzicht als sehr schmerzhaft, da ich eben kulturelles Leben nicht nur als Sahnehäubchen empfinde. Foto: Kristoff Meller (Archiv)

Interview: Burghof-Geschäftsführer Markus Muffler spricht über die aktuelle Lage

Lörrach - Der begeistert gefeierte Auftritt der Philadelphia Dance Company am Donnerstag vor genau einer Woche war der letzte – vor der Schließung des Burghofs auf Grund der Corona-Krise. Lange versuchte das Burghof-Team, das Haus offenzuhalten, mühte sich um Maßnahmen, eine Ansteckungsgefahr möglichst auszuschließen. Doch wie alle Kulturveranstalter und -häuser deutschlandweit musste sich das Haus der dramatischen Entwicklung beugen. Was das für den Burghof bedeutet, und wie er die Zukunft sieht wollte Gabriele Hauger von Geschäftsführer Markus Muffler wissen.

Für viele Kulturschaffende geht die aktuelle Situation an die Existenz. Wie haben Sie und Ihre Mitarbeiter die vorläufige Burghof-Schließung aufgenommen?

Wir sind natürlich über die vorläufige Schließung des Hauses traurig. Alle miteinander haben wir jedoch komplettes Verständnis für all die Maßnahmen die zur Reduzierung der Verbreitung des Virus notwendig sind.

Wie läuft derzeit der Betrieb im Burghof? Können Sie überhaupt weiter planen?

Die meisten Abteilungen im Burghof haben durch die Schließung sehr viel zusätzliche Arbeit bekommen, insbesondere das Ticketing ist mit drei Mitarbeiterinnen damit beschäftigt, Rückerstattungen abzuwickeln, oder im Booking müssen wir mit den Künstlern zusammen die vertraglichen Konsequenzen der Absagen regeln oder in einem sehr dicht gedrängten Kalender eventuell Alternativtermine finden. Ein weiteres Beispiel ist die Kommunikations- und Marketingabteilung. Dort werden natürlich weiterhin die Publikationen und Marketingpläne für STIMMEN oder die kommende Saison 2020/21 vorbereitet.

Was bedeuten die Absagen für die Musiker, Kabarettisten, Tänzer? Wie sieht das Feedback aus? Spüren Sie große Ängste um die Existenz?

Ja, es herrscht bei dem einen oder anderen Künstler die nackte Existenzangst. Viele Künstler bedauern, dass deren Schicksal viel zu wenig in den öffentlichen Fokus kommt. Die extremste Aussage kam von einem Agenten, der sinngemäß sagte, dass in Zeiten wie diesen einmal mehr deutlich werde, dass Kultur vielen als Sahnehäubchen gilt, also als verzichtbar angesehen wird. Es herrscht auch viel Defaitismus, gerade bei den kleinen Künstlern, die ausschließlich von Auftritten, wie bei uns im Burghof, leben.

Machen Sie sich Sorgen um die Zukunft des Burghofs und Ihrer Mitarbeiter?

Ich denke, dass Sie hier nur die wirtschaftliche Seite meinen: Hier verlasse ich mich auf die vielfachen Zusagen der Stadt Lörrach, den Burghof in Extremsituationen, wie diesen, finanziell zu sichern, sollte dies nötig werden.

Was macht es mit den Menschen, wenn sie auf fast jegliche kulturelle Angebote verzichten müssen?

Da müssen Sie die Menschen selbst fragen. Ich kann nur für mich selbst sagen, dass ich diesen Verzicht als sehr schmerzhaft empfinde, da ich eben kulturelles Leben, siehe oben, nicht nur als Sahnehäubchen empfinde.

Haben Sie Tipps zur Kompensation?

Gesellschaftsspiele gerade mit Kindern, Lesen, Musik hören, Serien schauen…

Wie beurteilen Sie derzeit die Aussichten für den Ablauf des Stimmen-Festivals?

Da wir in den letzten Wochen immer wieder von Nachrichten eingeholt werden, wage ich hier keine Prognose. Wir planen derzeit normal weiter.

Sind Sie Optimist: Rechnen Sie mit einem enormen Aufblühen aller Kulturinstitutionen, wenn das Coronavirus besiegt ist?

Zu wünschen wäre es allen. Vielleicht öffnet es dem einen oder anderen ja dann die Augen, um zu sehen, wie wichtig Kultur doch ist.

Was vermissen Sie derzeit persönlich am meisten?

Ganz ehrlich: Ich vermisse unser normales Leben.

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