Von Markus Greiß
Kabarett: Django Asül zieht im Burghof vom Leder und outet sich als Lörrach-Fan
Von Markus Greiß
Lörrach. Uğur Bağişlayici alias Django Asül hatte es gut als Kind. Die befreundete Familie Glashauser sorgte sich um die Integration des Jungen mit türkischen Wurzeln. „Wir kümmern uns darum, dass du kein Türke wirst“, so das Versprechen.
Die niederbayerische Sozialisation ist geglückt, wie Django Asül am Freitagabend bei seinem Auftritt im fast voll besetzten Burghof bewies – nicht zuletzt durch die zwei Halbe Weißbier, die der Kabarettist während seines Auftritts leerte.
Bevor er in sein aktuelles Programm einstieg, sang er in breitem Niederbayerisch ein zehnminütiges Loblied auf die Lerchenstadt. Fazit: „Lörrach ist für Freiburg das, was Kitzbühel für München ist.“ Die Bewunderung ist verständlich – vor allem für einen, der aus dem 8000-Einwohner-Städtchen Hengersberg kommt.
Obwohl: Die Gemeinde ist laut Eigenwerbung „Ältester Markt Altbayerns“, was wirklich zukunftsweisend klingt. Und sie bietet Django stabile Strukturen in Form des vormittäglichen Stammtischs. Dort hält Stammtischbruder Hans seine Grundsatzreden: „I hob nix gegen Flüchtlinge, I hob au nix gegen Schnitzel. Kommt nur auf‘d Menge an. Und nach fünf Schnitzeln spei I aufn Tisch.“
So viel „Weitsicht und Empathie“ am Stammtisch mahnen Django dazu, seine Restlaufzeit sinnstiftend zu nutzen. Die freiwillige Feuerwehr sowie der Krieger- und Veteranenverein reizen ihn schon zum Mitmachen, doch richtig zeitgemäß ist nur die Hengersberger Bürgerwehr. Nicht mit Pfefferspray, sondern gleich mit einer Pfeffermühle („Damit verschafft man sich mehr Respekt“) bekämpft er darin die nicht existente Kriminalität im Ort.
Sinn stiften kann man natürlich auch durch die Vermittlung wertvoller Erkenntnisse. Und das tut Django Asül im Burghof – als autofanatischer „Öko-Fundamentalist“ („Wenn ich schneller unterwegs bin, belaste ich die Umwelt kürzer“), als Muster der Bescheidenheit („Meine Mitabiturienten sind klüger und arbeiten mehr. Ich kompensiere das durch hohes Einkommen“) und nicht zuletzt als Europa-Erklärer.
Wer auf die Idee mit Europa gekommen sei? Die alten Griechen. Und für bayerische Ohren klinge Zeus – der Name des auf die schiefe Bahn geratenen Göttervaters, der als Stier verkleidet die Königstochter Europa entführte – wie zoi’s!, dem Imperativ von „zahlen“. Der Grieche drückt also den anderen die Zeche aufs Auge, so der messerscharfe Schluss.
Bleibt nur die Frage: Weshalb heißt Django Asüls Programm „Letzte Patrone“? Der Alleinunterhalter redet zwei Stunden ohne Punkt und Komma und sammelt im Pausengespräch mit Besuchern weiteres Kabarett-Futter. So hat er sein Pulver sicher noch lange nicht verschossen.