Lörrach Narrengilde als „Werbeagentur“?

Kristoff Meller
Die Lörracher Straßenfasnacht und insbesondere die Gugge-Explosion bringt jedes Jahr viel Publikum in die Innenstadt. Foto: Archivfoto: Kristoff Meller

Zuschuss I: Fraktionen ist jährlicher Betrag von 20 000 Euro für die Straßenfasnacht mehrheitlich zu hoch.

Lörrach - Dällerschlägg, Gugge-Explosion und Umzüge: die Lörracher Straßenfasnacht ist ein Aushängeschild für die Stadt, aber nicht günstig. Darum wünscht sich die Narrengilde von der Verwaltung einen zusätzlichen jährlichen Zuschuss in Höhe von 20 000 Euro. Damit könne sie das bestehende Programm fortsetzen und die wirtschaftliche Situation mittelfristig entspannen.

Seit 2002 sind die Kosten für die Narrengilde von 16 266 auf mittlerweile 81 739 Euro gestiegen. Für die kommenden Jahre rechnet sie mit zusätzlichen Kostensteigerungen durch erhöhte Anforderungen an die Sicherheit, eine Umstrukturierung im Programmablauf und eine Ausweitung der Marketingaktivitäten. Denn derzeit wird an der städtischen Tourismusstrategie für die kommenden Jahre gearbeitet, und die externen Sachverständigen empfehlen unter anderem die Etablierung eines „gesamtstädtischen Events im Winter“.

Ziel sei es, die Fasnacht „noch stärker über die Region hinaus bekannt zu machen“, erklärte Lars Frick, Fachbereichsleiter Kultur und Tourismus, am Donnerstag im Hauptausschuss. In enger Abstimmung zwischen der Narrengilde und seinem Fachbereich soll ein Marketing-Konzept für die Straßenfasnacht erstellt werden, das „alle Werbemaßnahmen und -möglichkeiten umfasst“.

Lob für Arbeit, aber noch „erheblicher Diskussionsbedarf“

„Die Narrengilde leistet eine enorme Arbeit, die Ihresgleichen sucht“, lobte Margarete Kurfeß (Grüne). Doch hier gehe es um zusätzliche Mittel für Werbemaßnahmen, weshalb noch „erheblicher Diskussionsbedarf innerhalb der Fraktion“ bestehe, so die letztjährige Protektorin der Straßenfasnacht.

„Wenn selbst die Ex-Protektorin noch Beratung braucht...“, griff Ulrich Lusche (CDU) die Äußerung auf, denn auch in seiner Fraktion sei man sich uneins, ob man den Antrag mittragen könne: „Ich habe als gebürtiger Lörracher ein großes Herz für die Straßenfasnacht, aber es gibt auch noch die Zunft, und die Fasnacht besteht nicht nur aus den zwei Tagen mit Gugge-Explosion und Sonntagsumzug“, sagte Lusche.

Es müsse zudem geklärt werden, ob es sich um eine jährliche Investition ins Marketing handle oder um einen „institutionellen Zuschuss für die Gilde durch die Hintertür“, dann müsse das Thema anders diskutiert werden.

Ähnlich lautete auch die Rückmeldung der Sozialdemokraten: „Die ehrenamtliche Leistung steht außer Frage, aber macht es Sinn, wenn die Narrengilde als Werbeagentur der Stadt auftritt?“, fragte Christa Rufer. Sie habe außerdem Zweifel, ob die Möglichkeiten des Sponsorings wirklich ausgeschöpft seien.

„Ich musste dreimal schlucken“, sagte Bernhard Escher (CDU), als er bemerkt habe, dass es sich nicht um einen einmaligen Zuschuss handle. Vielleicht könne man als Kompromiss eine geringere Erhöhung anstreben, um die Gilde „zu besänftigen“. Escher zweifelte außerdem die in der Vorlage genannten bisherigen städtischen Ausgaben in Höhe von 28 000 Euro an. Diese erschienen im angesichts des Aufwands für Werkhof und Co. zu gering. „Eine andere Summe ist mir nicht bekannt“, entgegnete Frick.

Lutz versprach, die bisherigen Kosten für die Stadt bis zu den ganztägigen Haushaltsberatungen Anfang Dezember noch einmal nachrechnen zu lassen und schlug vor, „in einen vertrauensvollen Dialog mit der Narrengilde“ zu treten.

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