Lörrach Netto-Filiale in Tumringen schließt

Kristoff Meller
Der Netto in Tumringen schließt am 11. September. Foto: Kristoff Meller

Handel: Neuer Nahversorger für Ortszentrum gesucht. Keine schnelle Nachfolge in Sicht.

Lörrach- Tumringen verliert seinen Nahversorger: Die Netto-Filiale mitten im Ortszentrum schließt zum 11. September. Ob es weiterhin einen Supermarkt geben wird, ist noch unklar. Interessenten gibt es laut dem Vermieter gleich mehrere, eine zeitnahe Nachfolge ist indes nicht in Sicht.

Die Milch ist leer? Es fehlt noch eine Sahne fürs Abendessen? Für viele Tumringer ist in diesem Fall seit Jahren der Gang zu Fuß zur Netto-Filiale an der Kreuzung Theodor-Heuss- und Freiburger Straße die einfachste Lösung.

Einige nutzen den eher kleineren Laden sogar gerne für den kompletten Wocheneinkauf, weil im Vergleich zu größeren Geschäften weniger Andrang herrscht: „Es ist echt nie was los, deshalb kaufe ich hier so gerne ein. Nicht einmal samstags steht man in einer Schlange“, erzählt ein langjähriger Kunde im Gespräch mit unserer Zeitung.

Verkaufsfläche beträgt 553 Quadratmeter

Was dieser und weitere Kunden schätzen, bedeutet für den Pächter indes weniger Einnahmen. Das zeigt sich auch an den regelmäßig mit 30 Prozent rabattierten Artikeln, deren Mindesthaltbarkeitsdatum fast abgelaufen ist, die aber nicht rechtzeitig verkauft werden konnten.

Der  heute als „Netto City“ betitelte Markt  verfügt laut der Anzeige in mehreren Immobilienportalen über eine  Verkaufsfläche von 553 Quadratmetern. Außerdem gehören Nebenräume mit einer Gesamtfläche von rund 500 Quadratmetern und 18 Parkplätze zum Markt. Er ist laut Inserat ab 1. Oktober verfügbar.

Nach Recherchen unserer Zeitung zog dort in den 1990er Jahren zunächst ein „HL“-Markt ein, bevor später daraus „Treff“ und dann „Treff 3000“ wurde. Bis Edeka sein Discounter-Markenkonzept „Treff 3000“ 2018 an Netto Marken-Discount abgab.

Netto mit Hauptsitz in Bayern ist indes ein Tochterunternehmen der Edeka Zentrale, betrieb Ende 2019 laut Wikipedia 4273 Läden und war damit der nach Filialen größte Discounter Deutschlands. Nun gibt das Unternehmen die Tumringer Filiale zum 11. September auf – das Geschäft in Brombach bleibt laut einem Aufsteller im Eingangsbereich erhalten.

Auf eine Anfrage unserer Zeitung in der vergangenen Woche reagierte Netto bis Montagnachmittag nicht.

Weitere Läden im Umfeld

Für Kern-Tumringen bedeutet die Schließung, dass erstmals seit Jahrzehnten kein Nahversorger mehr vor Ort ist. Gleichwohl ist der Stadtteil mit weiteren Läden im Umfeld noch immer gut aufgestellt: „Natürlich ist es schade, wenn die Nahversorgung wegbricht, aber es gibt noch den Biomarkt, außerdem sind Lidl und Penny auch nicht weit weg“, bestätigte Marion Ziegler-Jung, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Lörrach.

Allerdings sei es „eine andere Qualität“, wenn ein Lebensmittelmarkt fußläufig erreichbar sei. Ziegler-Jung: „Wenn ich ins Auto steigen muss, kann ich auch woanders hinfahren.“

Die Wirtschaftsförderung Lörrach (WFL) stand laut Ziegler-Jung bereits in Kontakt mit dem Eigentümer. Zudem wurden mehrere potenzielle Nachfolger aus der Lebensmittelbranche angesprochen, diese lehnten aber aufgrund der Größe oder der Raumaufteilung ab.

Teil des „zentralen Versorgungsbereichs“

Angesichts der beiden Discounter und dem Biomarkt im Umfeld muss man sich laut Ziegler-Jung überlegen, „für wen sich der Standort rechnet“. Zumal viele Einzelhändler heutzutage eine Verkaufsfläche jenseits der „magischen Grenze“ von 800 Quadratmeter Verkaufsfläche favorisierten.

Der Standort befindet sich laut dem vom Büro Acocella entwickelten Märkte- und Zentrenkonzept der Stadt noch im „zentralen Versorgungsbereich“ und wird dort als „Nahversorgungszentrum“ eingestuft. Dies bedeutet, dass „nahversorgungsrelevante Sortimente“ – beispielsweise eine Apotheke, ein Blumengeschäft oder aber auch eine Drogerie, ein Schreibwaren- oder ein Zoo-Laden – möglich sind.

Cafer Tasocak von der Darma GmbH aus Weil am Rhein, die sich um die Vermietung kümmert, betonte auf Anfrage unserer Zeitung: „Wir würden die Fläche gerne als Lebensmittelmarkt weiterführen und haben auch schon einige Interessenten.“

Angesichts der Corona-Krise seien die Interessenten aber eher zurückhaltend mit „größeren Investitionen“. Darum sei aktuell auch nicht davon auszugehen, so Tasocak, dass es einen nahtlosen Übergang ab Oktober gibt. Die Tumringer müssen also ab Mitte September längere Wege in Kauf nehmen.

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