Umnutzen, aufstocken, klug verdichten
In der gleichen Gruppe wie Fritz Wilhelm hat auch der Architekt Oliver Seidel gearbeitet und sich alsbald auf ein bestimmtes Projekt konzentriert: eine mögliche Aufstockung des Karstadt-Parkhauses. „Um zu zeigen, dass Aufstocken Sinn macht“, wie er sagt. Gerade im Hinblick auf preiswertes Bauen. Keine Grundstückskosten schlagen zu Buche, kein problematischer Grünausgleich. „Solche Gebäude zu erhalten, spart zudem eine Menge Energie“, erklärt er. Oder andersherum: Im Karstadt-Parkhaus dürften an die 3000 Tonnen Stahlbeton und über eine Million Kilowattstunden „graue Energie“ stecken. Die Umnutzung von Gebäuden ist für Seidel mehr oder weniger Tagesgeschäft. Er arbeitet im Basler „Baubüro in situ“, das in diesem Bereich bereits einiges umgesetzt hat (Paradebeispiel ist das Gundeldinger Feld in Basel). Gebrauchte, folglich günstigere Bauteile kamen bei dem Baubüro ebenfalls schon zum Einsatz – eine Adresse dafür ist etwa die Basler Bauteilbörse.
Das 1963 erbaute Karstadt-Parkhaus gibt laut Seidel mehrere Empfehlungen ab: „Bei einer Grundstücksfläche von rund 1200 Quadratmetern kann man recht viel unterbringen“. Gelungene Beispiele für Parkhaus-Aufstockungen und -Umnutzungen gibt es an anderen Orten. So das Parkhaus Windmühlenstraße in Hannover, dessen Dach 16 Wohnungen krönen, die Kita „Wolke 10“ in Nürnberg, ebenfalls auf einem Parkhausdach, oder das Stubengassenparkhaus in Münster, das komplett zur Wohn- und Gewerbeimmobilie umfunktioniert wurde.
In ersten Skizzen hat Seidel dem zentral gelegenen Parkhaus zwei Wohngeschosse aufgesetzt. Je nach Zuschnitt könnten sechs bis zwölf Wohnungen entstehen. Würde der ganze Bau umgenutzt, wären es doppelt so viele.
Dass ihre Projekte zu vernünftigen Kosten realisierbar sind, davon sind beide überzeugt. Wilhelm: „Das Punkthaus an der Bushaltestelle in der Teichstraße ist fertig geplant und eingabereif.“