Lörrach Neuer Glanz für den Bahnhof

Anja Bertsch

Sanierung für zwei Millionen Euro / Wiedereröffnung im Juni

Lörrach - Seit Monaten ist der Lörracher Hauptbahnhof abgesperrt und hinter Bauzäunen verschwunden, für tausende von Fahrgästen gehört der kleine Umweg am Gebäude vorbei längst zum Alltag. Im Juni soll sich das wieder ändern.

Zehn Monate Umbau

Das Bahnhofsgebäude wird dann nach zehnmonatiger Umbauphase wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Ein Werkstattbesuch vorab lässt erahnen, dass die Besucher dann ein mit großem Aufwand und Wertschätzung fürs historische Detail frisch aufpoliertes Eingangsportal zur Stadt empfangen wird.

Bis dahin freilich ist es noch einiges zu tun: Während die Fassade hinterm Bauzaun bereits frisch verputzt hervorblitzt und Tür- sowie Fensterrahmen mit ihrem satten Dunkelgrün einen ersten Eindruck vom Farbkonzept geben, das im und am Gebäude künftig Akzente setzen wird, ist im Inneren des Gebäudes noch staubig-nackte Baustelle: Rohe Backsteinwände und massive Stahlpfeiler geben dem Blick in die Weite der Räumlichkeiten ihre Richtung vor.

Der Blick zur Decke ist unverstellt von den Isolierungen und Verkleidungen, die den Räumen später Dämmung und Design verschaffen sollen, und verschafft daher einen spannenden Eindruck von der Höhe der historischen Räume und vom Geflecht aus Holz, Stroh und Stahl, das die Decken- und Wandkonstruktionen beieinander und stabil hält.

Bahnhof aus dem Jahr 1906

Wie bei solch einem alten Gemäuer – der Lörracher Bahnhof wurde 1906 errichtet – zu erwarten, gab es während der groß angelegten Bauarbeiten seit August so einige Überraschungen – teils unliebsam, teils ausgesprochen wertvoll. Regelrecht ins Schwärmen etwa gerät Architektin Franziska Wanka beim Blick auf das Holzgewölbe, das sich unter der Wellblechverkleidung versteckte, die das Innere der großen Eingangshalle in den oberen Bereichen bisher „auszeichnete“.

Sorgsam hergerichtet und frisch gestrichen, wird es der Eingangshalle künftig eine lichte Atmosphäre verleihen. An anderer Stelle hielt die Decke Überraschungen anderer Art parat – etwa die Strohschicht, die sich übers ganze Gebäude hinweg in den Decken findet, seinerzeit offenbar als Untergrund für den Putz eingebracht.

Sanierung aus einem Guss

Besonderheit des DB-Projekts in Lörrach: Die Sanierung ist dieses Mal – anders als bei früheren Aktionen – kein „Stückwerk“, bei dem nur einzelne Räumlichkeiten oder Gebäudeelemente aufgefrischt werden. Statt dessen fügt es sich dieses Mal auch dank eines von längerer Hand darauf ausgerichteten Vermietungsmanagemenents, dass das gesamte Gebäude aus einem Guss neu-alt aufgestellt werden kann. „Das haben wir ausgesprochen selten“, erklärt Steffen Hippel vom Vermietungsmanagement.

Entsprechend gebe man sich auch große Mühe, die Sanierung mit viel Achtung und Wertschätzung für die historische Substanz umzusetzen, um damit möglichst viel vom „bauzeitlichen Zustand“ – dem ursprünglichen Zustand von Anfang des 20. Jahrhunderts also – sichtbar zu machen. Orientierung dabei geben beispielsweise alte Postkarten, Fotografien und Baupläne. Große historische und handwerkliche Expertise etwa war bei den Sandsteinelementen des Mauerwerks gefragt, die von Steinmetzen restauriert wurden.

Insbesondere mit Blick auf den Denkmalschutz ist eine solche Sanierung eine Gratwanderung zwischen Würdigung der historischen Gestalt und Notwendigkeiten etwa mit Blick auf Nutzung, Statik und Brandschutz. Diese Abstimmungen jedoch seien rundum fruchtbar und konstruktiv verlaufen, erklären die Verantwortlichen der Bahn.

Insgesamt nimmt die DB für die Sanierung 1,4 Millionen Euro in die Hand. Weitere 600 0000 Euro geben Bund und Bahn über ein im Zuge von Corona aufgelegtes Handwerker-Konjunktur-Programm gemeinsam.

Bewährte und neue Angebote

Im Zuge der Sanierung wird sich auch im Inneren des Bahnhofs einiges ändern – freilich nicht alles: An gewohnter Stelle wird der Buch- und Zeitschriftenhandel wiedereröffnen. Gegenüber werden wie gehabt der DB-Service und Bäcker ihre Zelte aufschlagen – allerdings mit vertauschten Plätzen. Damit geht einher, dass sich das Bäcker-Angebot künftig zum Café-Service mit etwa zwei Dutzend Sitzplätzen ausweitet. Die Übergabe der Räumlichkeiten an die Mieter soll den Plänen zufolge Anfang Mai erfolgen, so dass die Mieter dann damit beginnen können, sich einzurichten.

Buchstäblich ganz neue Perspektiven gibt es für die Bahnhofsgaststätte: Diese wird über einen Arkadengang künftig von der Eingangshalle aus zugänglich sein. Die Räumlichkeiten selbst werden in ihrer historischen Pracht mitsamt Stuckdecke und weiten Räumen wieder hergerichtet.

Wer die Gastronomie übernimmt, ist zumindest für die Öffentlichkeit noch nicht klar: Man habe nach Gesprächen mit mehreren Interessenten einen Favoriten, erklärte Steffen Hippel vom DB-Vermietungsmanagement, will im Moment aber nicht mehr verraten.

Kein WC

Entgegen dem ursprünglichen Wunsch der Stadt wird es im frisch eröffneten Bahnhofsgebäude keine öffentlichen Toiletten geben. Die Bahn verweist hier auf die vorhandene WC-Anlage am Busbahnhof.

Ein anderer Wunsch in Sachen Nutzerfreundlichkeit hingegen konnte nach anfänglichen Schwierigkeiten nun doch erfüllt werden: Das Gebäude wird dank Automatiktür barrierefrei.

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