Lörrach Nicht die Mutter – die Welt hat versagt

Dorothee Philipp
Weihnachtszauber aus England und Irland (v.l.): Kathleen Dineen, Giovanna Baviera, Robert M. Getchell, Mathias Spoerry und Christian Heller. Foto: Dorothee Philipp

Stimmen im Advent: Abend wurde zu einem besonderen vorweihnachtlichen Erlebnis in der vollbesetzten Stadtkirche.

Lörrach - Die leise flackernden Kerzengruppen auf dem Altar, der mächtige geschmückte Tannenbaum im Halbdunkel, das erwartungsvoll raunende Publikum in der bis auf den letzten Platz besetzen Lörracher Stadtkirche: der letzte Abend von „Stimmen im Advent“ wurde zu einem besonderen vorweihnachtlichen Erlebnis. Und es waren die Stimmen, die wieder einmal dem Titel der Reihe mehr als gerecht wurden. Die warme, beruhigende des Rezitators Christian Heller, der fast körperlos in höchsten Sphären schwebende Sopran von Giovanna Baviera, der wie ein heller Meteor am Nachhimmel glänzende Altus von Robert M. Getchell oder der geschmeidige, klar zeichnende Bariton von Mathias Spoerry.

Kompakte Vierstimmigkeit

Es war eine Premiere, wie Heller ankündigte, denn aus dem Trio „White Raven“, das schon mehrfach die „Stimmen im Advent“ bereichert hatte, war ein Quartett geworden, weil Kathleen Dineen, die Ensembleleiterin und Sängerin durch eine Erkältung nicht das ganze Programm durchhalten konnte und deswegen Baviera als Ersatz ins Team geholt hatte. Bei zwei Liedern agierte das Ensemble als Quartett, was in einer kompakten Vierstimmigkeit einen neuen klanglichen Akzent setzte. Zart und dezent die instrumentalen Zutaten, das winzige mit einem Blasebalg ausgestattete Portativ das die Mittelalter-Spezialistin Kathleen Dineen neben einer keltischen Harfe zum Klingen brachte oder das Cello von Baviera, das oft mit einem leise summenden Orgelpunkt die Bordun-Basis der mittelalterlich und irisch-traditionell gefärbten Gesänge bildete.

Interaktion von Harfe und gezupftem Cello

Besonders schön war die Interaktion von Harfe und gezupftem Cello, ein zartes Saitenspiel, wie aus einer anderen Welt. Eine tiefe, fast tranceartige Ruhe ging von dieser Musik aus, die von Liebe, Freundschaft, grünen Hügeln und dem Meer sang, von der Verehrung für die Jungfrau Maria und Fürbitten für den einsamen Wanderer. Der Kirchenraum schien sich zu weiten, bis man das Gefühl hatte, den Sternenhimmel direkt über sich zu haben. In diese Stimmung hinein passte die bittersüße Erzählung, in der William Trevor die aus der Armut geborene Idee einer jungen Mutter beschreibt, ihr ungeborenes Kind gegen Geld wegzugeben, damit ihr Mann weiter seine Heiligenfiguren schnitzen und sich als Steinmetz weiterbilden kann, statt sich als Straßenbauer zu verdingen.

Behutsam führte Heller seine Zuhörer durch die sensible, unaufgeregt in ihrem eigenen Takt voranschreitende Geschichte, die wie eine sacht verglimmende Kerze mit der enttäuschenden Erkenntnis endet: „Die Welt – nicht sie (die Mutter) – hatte versagt“.

Der zweite Teil widmete sich alten englischen und irischen Weihnachtsliedern. Fröhlich überschwänglich das Lied von der Stechpalme mit ihren roten Beeren. Kraftvoll mit einem Schuss Humor zelebrierte das Männer-Duo „God rest ye merry gentlemen“ mit seinem fröhlichen Refrain „Oh tidings of comfort and joy“.

Weihnachtsglanz aus Merry Old England

Weihnachtsglanz aus Merry Old England verbreitete auch das traditionelle Lied „I saw three ships come sailing in“, das mit seinen kurzen Sequenzen wie ein ländlicher Tanz daherkam. Besondere Freude hatte das Publikum an der Zugabe, als das Quartett nach einem Exkurs zu Sonne, grünem Gras und Orangenbäumen in Beverly Hills den mit einem Quäntchen Schmalz verfeinerten Weihnachtsklassiker von Bing Crosby anstimmte: „I’m dreaming of a white Christmas“.

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