Lörrach Nichts ist, wie es scheint

Gerd Lustig
Christine Prayon. Foto: Lustig

Kabarett: Diplom-Animatöse Christine Prayon im Burghof.

Lörrach - In eine bestimmte Schublade gesteckt werden, will eigentlich keiner. Schon gar nicht Christine Prayon. Die Kabarettistin, Schauspielerin und Theaterfrau schlüpft lieber in viele Rollen und versucht mit intelligentem Humor, Hintergrund und versteckten Weisheiten ihr Publikum zu begeistern. Ob Comedy und Kabarett, ob Lesung oder szenisch-theatralisches Spiel: Die 44-Jährige mit belgischen Wurzeln, die in Bonn geboren wurde, hat’s drauf.

Zu Gast war sie jetzt im Burghof mit ihrem Programm „Die Diplom-Animatöse“. „Das spiele ich schon seit vielen Jahren“, erklärt sie zu Beginn, „aber inzwischen in ganz vielen Varianten“, fügt sie schnell hinzu. Früher, da seien die Leute reihenweise nach der Pause nach Hause gegangen. Doch mittlerweile bereitet sie sich auf die jeweilige Stadt und das Publikum vor: „Ich spiele, was Euch gefällt“, verrät sie mit Ironie. „Denn wenn es Euch gefällt und Ihr Spaß habt, dann wird es ein schöner Abend“, sagt sie dem Publikum der Lerchenstadt, in der alles wunderbar läuft und alles mit rechten Dingen zugeht. Und es wurde tatsächlich ein schöner Abend.

Gehörige Portion Ironie und Sarkasmus

Es ist gleichwohl keine leichte Kost, die sie da in ihrem zweistündigen Programm – mit zwei verschiedenen Halbzeiten – auftischt. Gut verdaulich ist es allerdings schon. Stets gewürzt mit einer gehörigen Portion Ironie und Sarkasmus, serviert sie dem Publikum ihre Sicht der Dinge und auch die ihrer mit Scarlet Schlözmann geschaffenen Kunstfigur, um kleinere und größere Problemchen sowie Vorurteile abzuhandeln. Sie verabreicht das alles in kleineren homöopathischen Dosen. Da ist viel Zwischen-den-Zeilen-Lesen angesagt.

Es ist also alles andere als Mainstream-Kabarett. Nichts ist wie es scheint, bei dieser Künstlerin, die sich selbst ebenso wie dem Publikum entlarvend den Spiegel vorhält. Es sind ihre Sprachkunst und die Imitationsgabe (vor allem sind es Carla Bruni und Mario Barth, die sie mit humoresker Polemik durch den Kakao zieht), die die Leichtigkeit des Programms ausmachen.

Frei nach Hölderlin zitiert sie „Wenn da eine Träne kullert, ist’s doch nur ein Aug’, das pullert.“ Und auch Shakespeare bemüht sie gerne, weil der sich stets einer kräftigen Sprache bedient habe. Es komme aber stets auf die Interpretation der Schrift an. „Denn wenn du den Text verstanden hast, lässt dies keinen Interpretationsspielraum mehr zu“, so Prayon.

Es sind die brillanten und herrlich abgründigen Ideen, gepaart mit Mimik und Schauspielkunst, die diesen Abend zum Erlebnis werden lassen. So ließ sie quasi sich selbst auf der Bühne sterben – durch ein Bonbon, das sie sich von einem Zuschauer reichen lässt –, um sogleich ihr Erbe medial auszuschlachten.

Sie bedient ganz bewusst Vorurteile und Klischees. Doch am Ende sagt sie selbstbewusst: „Bilden Sie sich Ihr Vorurteil selbst.“

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading