Begonnen hat das IBA-Projekt als  „Mobilitätsdrehscheibe am Zoll“, der neue Name „Zollquartier Lörrach-Riehen“ unterstreicht, dass es inzwischen viel mehr umfasst. Nach dem Ideenwettbewerb  steht das Fernziel fest: Ein länderübergreifendes, nachhaltiges Quartier mit Modellcharakter. Einzelne Elemente könnten schon 2017 umgesetzt werden.

Von Kristoff Meller
Lörrach. Wer die Grenze von Riehen nach Stetten überquert, kommt in „ein Niemandsland“, beklagte Monika Neuhöfer-Avdic,ć Fachbereichsleiterin Stadtentwicklung und Stadtplanung, am Donnerstag im Hauptausschuss. Dort wurde die Präsentation zum  aktuellen Stand des Projekts nach einer Vorstellung im Ausschuss für Umwelt und Technik diskutiert. Der wenig einladende Stadteingang soll im Zuge des IBA-Projekts umgestaltet werden. Ideen dafür haben drei renommierte, internationale Büros gegeben  (wir berichteten).

Diese sprachen sich beispielsweise für eine Verschiebung der Haltestelle auf der Tramwendeschleife an die Grenze aus und schlugen eine Wendeschleife für deutsche Linienbusse hinter dem Schweizer Zollgebäude vor. So ließen sich Tram und Bus  besser verknüpfen. Die Verknüpfung der Verkehrsarten war allen drei Büros sehr wichtig. Außerdem stehe das Alte Zollgebäude für anderweitige Entwicklungen zur Verfügung, um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen.

Jörg Lutz: Es gibt Dinge, die kann man mit einem Eimer Farbe umsetzen, aber auch Projekte für die nächsten 100 Jahre wie die Tram bis zum Berliner Platz

„Wir haben den Begriff des Projekts bewusst geändert, da das Potenzial des Quartiers und die Ideen dafür so vielfältig sind“, erklärte Neuhöfer-Avdic. Durch die Vielzahl der Akteure – Stadt Lörrach, Gemeinde Riehen, Kanton Basel-Stadt, Bund, Zoll, private Grundstückseigentümer und weitere – handle es sich aber um ein komplexes Verfahren. Die IBA habe es geschafft, erstmals alle 22 Akteure zusammen zu bringen und die Ideen zu diskutieren.

 Die Umgestaltung des Quartiers soll Schritt für Schritt  erfolgen und wird sich wohl  über einen langen Zeitraum hinziehen. Zumal die Finanzierung noch völlig unklar ist: „Es gibt Dinge, die kann man schon mit einem Eimer Farbe umsetzen, aber auch Projekte für die nächsten 100 Jahre wie die Tramverlängerung bis zum Berliner Platz“, fasste Oberbürgermeister Jörg Lutz zusammen.  

Umgestaltung der Basler Straße im Zuge der Belagssanierung

Die Herabstufung der Basler Straße  zur Stadstraße und eine anschließende Umgestaltung  könne beispielsweise zeitnah erfolgen, da diese laut Neuhöfer-Avdic 2017 ohnehin einen neuen Straßenbelag erhalten soll. Diese Chance könne man nutzen, um „mit Farbe etwas auszuprobieren“.  Vorstellbar sei beispielsweise mehr Platz für Rad- und Fußgänger sowie eine Verkehrsberuhigung. Dafür müsse aber die grundsätzliche Frage nach einer Tramverlängerung  nun rasch durch die Politik geklärt werden, so Lutz und auch der S-Bahn-Haltepunkt an der Grenze stehe noch zur Diskussion.

„Für kreative Farbeimer-Vorschläge“ offen, zeigte sich Ulrich Lusche (CDU). Doch bei größeren Veränderungen werde neben  rechtlichen und technischen Fragen auch die finanzielle Frage auftauchen, gab er zu bedenken. Darum werde das Modellquartier  wohl vorerst „ein schöner Zukunftswunsch“ bleiben, vermutete Günter Schlecht (SPD). Er erinnerte an die vorerst auf Eis gelegte Umgestaltung des Aicheleknotens  und zeigte sich „neidisch auf den Riehener Straßenraum“.

Margarete Kurfeß (Grüne) machte sich dafür stark, die große Chance durch die IBA zu nutzen: „Der Eingang nach Lörrach ist nicht gerade einladend, es sieht aus, als ob man zu den Armen kommt.“ Eine städtebauliche Aufwertung sei wünschenswert.

Auch Uwe Claassen (Freie Wähler) hält die  Ideen der Büros für „eine tolle Basis“, auf der man aufbauen könne. Natürlich müsse man angesichts der Kosten aber „Schritt für Schritt“ vorgehen.

Für Christiane Cyperrek (SPD) stehen „die grundlegenden Faktoren“ bereits fest, da die Verkehrsberuhigung auf Riehener Seite beschlossen ist. „Diese dürfen nicht an der Grenze enden.“