Lörrach Notbetreuung wird stark nachgefragt

Gabriele Hauger
Notbetreuung ist auch in Lörrach stark nachgefragt (Symbolfoto) Foto: Die Oberbadische

Corona: Stärkere Nutzung des Angebots im Vergleich zum ersten Shutdown / Kein Kind soll allein gelassen werden

Lörrach - Die Notbetreuung ist gefragt wie nie. Die Zahlen liegen deutlich über denen beim ersten Shutdown im vergangenen Jahr. Wie sieht die Situation an Lörracher Grundschulen aus?

Rund 50 Kinder nutzen derzeit die Notbetreuung an der Fridolinschule, erklärt deren Leiterin Christine Mörth. „Im Moment ist das noch gut händelbar.“ Dennoch betont sie, wie extrem herausfordernd die aktuelle Situation sei. Der Aufwand für die Lehrkräfte ist um ein vielfaches größer als im normalen Schulbetrieb.

Dass manche Eltern die Notbetreuung missbrauchten, kann sie nicht bestätigen. „Wir kennen die Familien und wissen um die Arbeitsbedingungen der Eltern. Ich habe nicht das Gefühl, dass das ausgenützt wird.“

Von der Grundschulförderklasse hat sich indes niemand angemeldet. Diese Kinder werden laut Mörth aber besonders intensiv online betreut. Ansonsten sind die Schüler nach Jahrgangsstufen aufgeteilt. Die Lehrkräfte werden rollierend eingesetzt. Entsprechende Hygieneschutzmaßnahmen wurden getroffen, so gibt es für das Lehrpersonal FFP2-Masken. „So gerne wir wieder zu einem normalen Schulbetrieb zurückkehren würden: Der Schutz hat Priorität“, betont Mörth.

Trotz allen Engagements dürften einige Kinder mit Lern-Defiziten aus der Krise kommen. „Wir bemühen uns, zu allen Familien Kontakt zu halten.“ Aber natürlich gebe es Schüler, die mit dem Fernunterricht überhaupt nicht klar kommen.

Grundschule Hauingen

In der Hauinger Astrid-Lindgren-Grundschule sind derzeit 25 von insgesamt 125 Schülern in der Notbetreuung – deutlich mehr als beim ersten Mal. Eine Gefahr, dass das Angebot unberechtigterweise genutzt werde, sieht Schulleiter Michael Winzer nicht. Natürlich werde „Not“ unterschiedlich interpretiert. Aber: Zwei Schulkinder Zuhause plus Homeoffice – das könne verständlicherweise viele Eltern an ihre Belastungsgrenzen bringen.

Proaktiv wurden auch an seiner Schule Eltern aus prekären Verhältnissen angesprochen und ihnen Betreuung angeboten. Das Fernlernen sei besonders für die Kleinsten keine echte Alternative, ist der Schulleiter überzeugt. „Das kann den Unterricht vor Ort niemals ersetzen. Es ist ein Notunterricht“, stellt er klar.

Aus pädagogischer Sicht wünscht er sich daher eine baldige Öffnung der Grundschulen, wenn er sich auch unter dem Gesundheitsaspekt angesichts der neuen Virusmutationen Sorgen macht. Dann müsste man wohl zum Schutz der Lehrer doch über eine Maskenpflicht auch für die Kleinsten nachdenken.

Tumringer Grundschule

Aktuell sind 24 Grundschüler in der Tumringer Notbetreuung. Auch hier werden die Schüler nach Jahrgangsstufen aufgeteilt, erklärt Schulleiterin Véronique Elsner.

Zusätzlich kommen acht Kinder in die individuelle Lernhilfebetreuung der Schulsozialarbeiterin. Das sind Kinder aus prekären Verhältnissen, die Gefahr laufen, vernachlässigt zu werden. „Es ist wichtig, diese Kinder aufzufangen, sie liegen uns sehr am Herzen“, betont die Rektorin. Sie kennt Beispiele, wo der Vater krank, die Mutter überlastet ist. Wo digitale Ausrüstung Mangelware ist, oder die Eltern rein sprachlich ihren Kindern nicht weiterhelfen können.

Die Lehrer sind für solche Fälle sensibilisiert. Fallen derartige Defizite auf, werden die Eltern direkt angesprochen. Die Schüler kommen dann an unterschiedlichen Tagen in die Schule, werden individuell gefördert. Neu werde jetzt auch – wie zu „normalen“ Schulzeiten – an zwei Tagen eine Hausaufgabenbetreuung von externen Kräften angeboten, die in 1:1-Betreuung ehrenamtlich bedürftigen Grundschülern weiterhelfen.

„Meine Lehrer machen das toll“, lobt Elsner das Engagement der Lehrkräfte, die teilweise unter einer Doppelbelastung arbeiteten, wenn sie beispielsweise noch eigenen Kinder im Homeschooling unterstützen müssen.

Hellbergschule

Petra Sauer von der Hellbergschule hat für diese Woche mehr Anfragen. Die vergangene Woche hätten viele Eltern noch gewuppt, in der Hoffnung, dass die Schulen doch öffnen. Nun sei bei vielen eine Grenze erreicht. 40 Kinder kommen in die Notbetreuung. Die Abläufe seien gut, das Kollegium engagiere sich sehr, lobt die Rektorin. Dennoch gebe es natürlich auch viel Frust, besonders über die unklaren Zukunftsprognosen, wann es wie weitergeht. „Ich hätte mir da mehr Klarheit erhofft.“

Große Sorgen macht sie sich um manche Schüler. „Ich fürchte, wir werden da einige verlieren.“ Auch hier wurden zwar gezielt Eltern angerufen, die sicher dringend Hilfe bräuchten. Es gebe aber einige, die das strikt ablehnen, obwohl ihr engagierter Konrektor Thomas Schmitt sogar direkt zu manchen Familien fahre, um sie zu überzeugen.

Gerade Schüler, die sowieso schon „unter dem Radar“ liefen, könnten zu Schulverweigerer werden. Nächtliches Zocken und Daddeln, kein klarer Tages-Rhythmus – das alles später wieder aufzufangen werde schwierig, fürchtet Sauer.

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