Lörrach Ode an die Freude verharrt in Moll

Peter Ade

Lörracher Chöre und Gesangsverein leiden unter der Pandemie. Online-Aktivitäten nur bedingt geeignet.

Lörrach - In Stadt und Land liegt das kulturelle Leben weitgehend brach. Gesangvereine und Chöre leiden unter den Einschränkungen infolge der Corona-Pandemie. Proben, Konzerte, Ständchen, Ausflüge und Generalversammlungen sind gestrichen. Allein: Es bleibt die Hoffnung auf Herdenimmunität und die Wiederaufnahme der Vereinsarbeit, damit Beethovens „Ode an die Freude“ nicht weiter in Moll verharren muss.

Allerdings wollen Vorstände und Dirigenten die Köpfe nicht hängen lassen. „Wir tun alles, um unsere Sängerinnen und Sänger bei Laune zu halten“, sagt Heiner Rexrodt, Vorsitzender des Gesangvereins Tumringen mit seiner agilen Dirigentin Ibolya Barla. In einer Umfrage unserer Zeitung lobt er das Miteinander in der Gemeinschaft und freut sich, „dass wir wenigstens online Einiges auf die Beine stellen, das bei unseren Leuten gut ankommt“.

Weihnachtsfeier am PC

Beispielsweise „veranstalteten“ die Tumringer eine virtuelle Weihnachtsfeier, zu der sich die Sänger am heimischen Bildschirm zuschalten konnten. Es folgten – ebenfalls virtuell – eine Whisky-Probe in Zusammenarbeit mit der Firma Wein-Speck sowie Spieleabende und die Bildung einer WhatsApp- Gruppe.

Freilich hofft Rexrodt, dass bis Herbst wieder Normalität einkehrt. Die nächste Generalversammlung, so der Vorsitzende, sollte „unbedingt“ in Präsenz und nicht online stattfinden. Schon jetzt sei allerdings zu beklagen, dass einige, namentlich ältere Sänger angekündigt hätten, nach Wiederaufnahme der Probenarbeit nicht mehr mitmachen zu wollen.

Neustart nach Impfung

„Wir haben bis auf Weiteres wohl keine Chance, Singstunden in gewohnter Form abzuhalten“, bedauert Matthias Aschberger, Vorsitzender des „Chor Brombach“ mit 50 Sängerinnen und Sängern, die ebenfalls von Ibolya Barla dirigiert werden. „Ich bin Realist und gehe davon aus, dass unsere Arbeit erst wieder beginnt, wenn alle geimpft sind.“

Am Anfang der Pandemie bemühte sich der Chor um Übergangslösungen – zum Beispiel getrennte Stimmenproben in der Gewerbeschule mit gebührendem Anstand und der Dirigentin hinter einer Glaswand. Zudem wurde laut Aschberger versucht, unter Wahrung strikter Hygienevorschriften in die geräumige alte Sporthalle auszuweichen. Der zweite Lockdown im Spätjahr habe jedoch auch dieses Bemühen zunichte gemacht.

„Schweigen“ in Hauingen

Ebenfalls „Stillstand“ meldet der Frauenchor ’82 Hauingen mit seiner Vorsitzenden Doris Ludin und dem langjährigen Dirigenten Alessandro Limentani. Die derzeit 28 Sängerinnen wollen laut Ludin alle „bei der Stange“ bleiben und warten sehnlichst auf den Wiederbeginn der Proben.

Die treue Sängerin Vreni Borckmann bringt es auf den Punkt: „Es ist eine trostlose Zeit, ohne das Singen fehlt uns einfach etwas“, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Vorsitzende Ludin hält derweil Kontakt zu den Mitgliedern - „so gut es eben geht“. Online-Aktivitäten seien allerdings nahezu ausgeschlossen, da der größte Teil der überwiegend älteren Sängerinnen nicht über die notwendige Technik verfüge.

Besuch an der Haustüre

Ähnlich äußert sich Klaus Rempfer, Vorsitzender des Männergesangvereins Hauingen, einer der ältesten Chöre im Markgräflerland. „Wir sind im schriftlichen und mündlichen Kontakt mit unseren 27 Sängern, und bei persönlichen Jubiläen gibt’s Besuche an der Haustüre.“ Rempfer und Dirigent Amir Tiroshi sind überzeugt, dass alle Aktiven nach der Pandemie wieder in die Singstunde kommen.“

„Gießkannen-Lockdown“

„Wir machen so gut wie nichts und haben aktuell keine Chance, in irgendeiner Form aktiv zu werden“, erklärt Jörg Moldenhauer, Vorsitzender des im Markgräflerland weithin bekannten Gesangvereins Tüllingen. Er beklagt, dass mit dem zweiten Lockdown im Spätjahr 2020 alle Aktivitäten zum Erliegen gekommen sind.

„Das war ein Gießkannen-Lockdown, der so nicht hätte sein müssen“, kritisiert Moldenhauer den „verordneten Kahlschlag für die Vereinsarbeit“. Der Tüllinger Chor sei optimal vorbereitet gewesen, auch in eingeschränktem Rahmen zu arbeiten. „Wir hatten ein hervorragendes Hygienekonzept und konnten mit unseren Proben in den geräumigen Gemeindesaal von St. Peter ausweichen.“

Doch der Umzug aus der alten Schule in Tüllingen hinunter ins Tal währte nicht lange. Mit dem zweiten Lockdown kam das Aus für die fast 39 Sängerinnen und Sänger mit ihrer engagierten russischen Dirigentin Larisa Kalinina. Doch Vorsitzender Moldenhauer bleibt zuversichtlich: „Wir geben auf keinen Fall auf.“

Auch Chörli pausiert

„Wenn schönes Wetter wäre, könnten wir vielleicht mit Abstand im großen Garten singen.“ Doch auch dies sei zurzeit nicht möglich, bedauert Kurt Engler als Vorsitzender des Stettemer Jubi-Chörli, das 2008 aus Anlass der hundertjährigen Zugehörigkeit des Stadtteils zu Lörrach gegründet wurde. 36 Sänger sind normalerweise aktiv. Sie wurden lange von der verstorbenen Heidi Engler-Ludin geleitet. Jetzt dirigiert deren Sohn Frank Engler. Er und das Chörli hoffen, dass die Aktivitäten bald wieder aufgenommen werden können.

Mit ihren Dirigenten stehen alle Chöre in Kontakt. Die Honorierung bleibt in der Regel bestehen, wenn auch teilweise mit einem reduzierten Budget. „Schließlich sind auch Dirigenten aufs Geld angewiesen, da dürfen wir nicht kleinlich sein“, unterstreicht ein Vereinsvorsitzender den Willen zur Solidarität.

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