Lörrach Oldtime-Jazz vom Feinsten

Veronika Zettler

Kultur: Einen Hauch von New Orleans gab es bei der 20. Ausgabe von „Jazz auf der Burg“.

Lörrach - 20 Jahre „Jazz auf der Burg“ wurden am Samstag mit hochkarätigem Programm und viel Publikum gefeiert. Als Stargäste haben die Volksbank Dreiländereck und der Lörracher Jazzclub die Jungs der fast schon legendären „Dutch Swing College Band“ (DSC) nach Lörrach geholt.

„In ihrem Fach sind sie einfach das Beste, was es gibt“, freute sich Jazzclub-Chef Werner Büche nach einem knapp sechsstündigen Jazzmarathon über den mitreißenden Auftritt der Niederländer. Die 1945 gegründete Gruppe zählt zu den dienstältesten Formationen überhaupt. Ihre Mitglieder wurden in der Nachkriegszeit als Jazzpioniere gefeiert und erlangten weltweiten Bekanntheitsgrad. Viele ältere Jazzfans, die am Samstag auf die Burg kamen, erzählten von der ein oder anderen in jungen Jahren gekauften DSC-Platte.

Bereits 2014 begeisterte die Dutch Swing College Band bei Jazz auf der Burg. Im Lörracher Jazztone waren sie mehrfach zu hören. Ob bei Duke Ellingtons „Creole Love Call“ oder beim „Rent Party Blues“: „Europas swingendste Jazzband“ kassierte auf der Hauptbühne tosenden Applaus für ausgefeilte und filigran verflochtene Bläsersätze, glänzende Soli und jede Menge lässig-rasanten Swing. Klarinettist Bob Kaper, seit nunmehr 50 Jahren Mitglied der ehemaligen Studentencombo, brillierte mit seinen Einlagen ebenso wie Schlagzeuger Anton Burger mit einer so virtuosen wie witzigen Soloversion von „I Got Rhythm“ oder Adrie Braat in einer als Bass-Solo abgelieferten Version von „Chattanooga Choo Choo“.

Holländisches Wetter

„Wir haben unser spezial holländisches Wetter mitgebracht“, verkündeten die swingenden Gentlemen, die gegen 22.45 mit „Oh When The Saints“ von der Bühne gingen. Tatsächlich setzte pünktlich zum ersten Set der „Hot Pepper Stompers“ im Bierzelt ein kurzer Regenschauer ein, was dort für umso dichter gedrängte Zuschauerreihen sorgte.

Die Stompers formieren sich aus hierzulande gut bekannten Jazzrecken, spielen in dieser Besetzung aber erst seit Kurzem zusammen. Rolf Riess (Bass) und Hermann Schloz (Schlagzeug) legen das rhythmische Fundament, hinzu kommen Saxofon- und Klarinettenkönner Hansi Kolz, Dieter Steininger (Trompete), Pierre Bernhard (Posaune), Ferenc Marsal (Piano) und Werner Kaiser (Gitarre). Bei Klassikern wie dem Cha Cha Cha „Sway“ fluteten sie das Zelt mit New-Orleans-Feeling.

Als es wieder nach draußen ging, hatte der Himmel bereits aufgeklart für das zweite Set der „Hurricane Brass Band“ aus Maastricht. Die Musiker zündeten einen Marching-Band-Standard nach dem anderen, zauberten aber auch Überraschungen aus dem Hut, etwa die Gospelhymne „I’ll Fly Away“ in einer melancholisch-komischen Chorversion. Angetan zeigte sich die Band von Publikum, Stimmung und Location: „Was habt ihr für ein schönes Schloss“, rief Sousafonist René Cardynaals, als er gegen 23 Uhr in die traditionelle Night Session einstieg.

Eine kleine Jubiläumsbilanz zogen die Organisatoren. Günther Heck (Volksbank) bedankte sich für die Zusammenarbeit, durch die „Jazz auf der Burg zu einem kulturellen Highlight geworden ist“. Werner Büche (Jazzclub) erinnerte an die durchnässte Premiere vor 20 Jahren. Man sei kaum nachgekommen mit dem Abtrocknen der Stühle, später habe so manches Auto aus dem schlammigen Boden geschleppt werden müssen. Seither zeigt sich der Wettergott dem Burgjazz gewogen.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading