Polizei: Revier zieht in ehemalige Direktion an der Weinbrennerstraße. Stadt möchte Gebäude kaufen.
Lörrach - Mehr als 100 Personen, dazu Computer, Schreibtische und tonnenweise Akten wechseln den Standort: Das Polizeirevier Lörrach bezieht seit gestern die sanierten Räumlichkeiten der ehemaligen Polizeidirektion Lörrach in der Weinbrennerstraße 8. Das bisherige Revier in der Bahnhofstraße 6 ist ab heute Mittag geschlossen.
„Der Ermittlungsdienst und die Führung waren heute dran, am Donnerstag folgt der Streifendienst. Der Frühdienst endet um 13 Uhr, dann wird das Gebäude abgeschlossen und der Wechsel vollzogen“, erklärte der stellvertretende Revierleiter Andreas Nagy am Mittwoch im Gespräch mit unserer Zeitung.
Während die Möbel und Gerätschaften von einem professionellen Umzugs-Unternehmen mit Lastenaufzug und viel Personal transportiert werden, müssen sicherheitsrelevante Dinge wie Waffen und als Verschlusssache eingestufte Akten laut Pressesprecher Jörg Kiefer von den Beamten selbst an den neuen Ort gebracht werden.
Insgesamt sind vom Umzug die 77 Stellen des Polizeireviers betroffen, dazu die Kriminaltechnik und Spurensicherung, die Ermittlungsgruppe Wohnungseinbrüche, der Einstellungsberater und mehrere Technik-Mitarbeiter. „So etwas erlebt man nur einmal im Berufsleben“, sagte Revierleiter Wolfgang Grethler und lobte seinen Stellvertreter Andreas Nagy für die „bestens organisierte Vorbereitung“.
Dieser verglich den Umzug mit einer „Operation am offenen Herzen". Denn natürlich müsse auch während des Standortwechsels die Einsatzbereitschaft gewährleistet sein. Das werde durch doppelte Strukturen sichergestellt. „Die Stromversorgung, Internet und Co. werden im alten Gebäude aufrecht erhalten, bis alles in der Weinbrennerstraße fertig angeschlossen ist“, sagte Kiefer. Die neue Telefonnummer des Reviers lautet 07621/176-0, die bisherige Nummer 176-500 werde abgeschaltet.
Der Umzug in die ehemalige Polizeidirektion in der Weinbrennerstraße, die im Zuge der Polizeireform 2014 aufgelöst worden war, fällt indes nicht allen Beamten leicht, auch wenn der Wechsel in ein frisch saniertes Gebäude mit aktueller Technik einige Vorteile mit sich bringt: „Für viele ist das sehr emotional, weil eine Menge Erinnerungen und Einsätze mit dem Gebäude an der Bahnhofstraße verbunden sind“, erzählte Wolfgang Grethler, nachdem er gerade seine wichtigsten persönlichen Gegenstände und Büroutensilien persönlich und zu Fuß zum neuen Standort getragen hatte.
Land prüft Nutzung für Wohnungsvorsorge
Bis zum morgigen Freitag soll alles über die Bühne gegangen sein. Dann endet eine Ära an der Bahnhofstraße. Wie lange die Polizei im Gebäude untergebracht war, konnte Kiefer trotz gemeinsamer Recherche mit dem Stadtarchiv nicht exakt herausfinden. Nagy geht aber davon aus, dass es „mindestens 100 Jahre“ waren.
Wie es mit dem historischen Gebäude im Besitz des Landes weitergeht, ist noch nicht sicher. Die Stadtverwaltung hatte schon vor den Umzugsplänen ein Kaufinteresse signalisiert. Dieses erneuerte Alexander Fessler, Stellvertretender Fachbereichsleiter Medien und Kommunikation, gestern gegenüber unserer Zeitung: „Die Stadt Lörrach möchte das Gebäude gerne erwerben, der Ball liegt aber beim Land.“
Die Familie Schweikart, die bereits das Cineplex- und das Union-Kino betreibt, hatte Interesse bekundet, das Gebäude von der Stadt zu pachten und es als Kino zu nutzen. Diese Pläne wurden allerdings nach einer Ortsbesichtigung wieder begraben.
Ein Pressesprecher des Finanzministeriums erklärte gestern zu einem möglichen Verkauf auf Anfrage: „Wir haben kein Bedarf, dort eine andere Behörde unterzubringen. Allerdings prüfen wir derzeit, ob das Gebäude aufgrund der angespannten Situation auf dem Wohnungsmarkt für Zwecke der Wohnungsvorsorge genutzt werden kann.“ Sollte diese Prüfung negativ ausfallen, sei es „nicht ausgeschlossen“, dass das Gebäude an die Stadt verkauft werden könne.
