Lörrach Paprika im Hexenkessel

Veronika Zettler
Foto: Veronika Zettler Foto: Die Oberbadische

Konzert: Shantel und sein Bucovina Club Orkestar faszinierten im Burghof.

Lörrach - Kann Shantel musikalisch noch vielseitiger werden? Er kann. Bei seinem Konzert am Donnerstag im Burghof tönten die Einflüsse weltumspannend.

Die Bewohner des Planeten Paprika reißen ihr Publikum zuverlässig mit. Zum wiederholten Mal brachten Shantel und sein Bucovina Club Orkestar auch die Burghof-Besucher ins Schwitzen. Pausen kennen diese Powerprogramme traditionell keine, und wo das Publikum nach ausgiebigen Tanzeinlagen erste Ermüdungserscheinungen erahnen lässt, verwandeln sich erstklassige Instrumentalisten wie Kultschlagzeuger Marcus Darius Ghoreischian kurzerhand in mitreißende Animateure und Einheizer.

„König des Balkan Pop“

Auch wenn nach Pelzkappe und Schiebermütze nunmehr ein großer weißer Hut angesagt ist: Der 50-jährige „König des Balkan Pop“ hat das musikalische Rezept über die Jahre kaum verändert. Allerdings erscheinen die Zutaten zahlreicher eingebracht und geschmeidiger verrührt denn je. Slawisches, Griechisches, Türkisches, Indisches, Jiddisches und manches mehr klingt an in diesem durchgängig dicht gewobenen Klangteppich, um sogleich nahtlos mal in Polka, mal in Ska oder puristischen Rock’n’Roll überzugehen. „Krass, was da alles drinsteckt“, meinte eine Zuhörerin.

Die Songs leben gleichwohl von ihren pumpenden Balkan- und Elektro-Beats, einer kraftvollen Bläser-Sektion – diesmal sind es zwei Posaunisten und eine Saxofonistin – sowie haufenweise mitsingfreudigen Passagen. Textkenntnisse brachten die Fans im Lörracher Burghof zu genüge mit, ob bei „Süper Bad Day“ oder „Citizen Of Planet Paprika“, wenngleich diese nicht zwingend erforderlich sind: Im Zweifelsfall lautet der Schlachtruf einfach „Disco, Disco Partizani“, zur Not tot es auch ein „Lalala“.

„30 Jahre Club Guerilla“

Der gebürtige Mannheimer Gitarrist und Sänger Shantel, der eigentlich Stefan Hantel heißt, hat unter dem Titel „30 Jahre Club Guerilla“ ein knapp eineinhalbstündiges Programm gepackt, darunter viele bekannte Nummern. Auch ohne lange Reden ist klar: Dieser (Re-)Mix versteht sich als gelebte Integration und in Musik gegossene positive Energie, damit mehr denn je auch als politisches Statement.

Unterdessen sind die Auftritte erst dann perfekt, wenn Konzert, Tanz und Party zur Einheit verschmelzen und das Publikum singt, hüpft und wogt, wie es am Donnerstag im Burghof – zumindest über weite Strecken – der Fall war. Willig folgten die Besucher auch den diversen Instruktionen des Drummers, verharrten etwa kollektiv in der Hocke, um auf Kommando aufzuspringen und umso ausgelassener weiterzutanzen. Zum Schluss holte die Combo gleich eine ganze Horde von feierwilligen Zuschauern auf die Bühne: Die Stimmung kochte.

Nach einer Zugabenrunde machten die Musiker den Deckel auf einen überschäumenden Hexenkessel. Dafür erwartete ein trotz vorangegangener Verausgabung gänzlich entspannt wirkender und nach allen Seiten gesprächsbereiter Shantel die Fans bereits am Merchandising-Stand im Foyer. Auch das eine Leistung.

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