Lörrach Perfekte Einstudierung, nobler Klang

Die Oberbadische
Der Motettenchor präsentierte sich in Hochform. Foto: Gottfried Driesch Foto: Die Oberbadische

ConBoni-Benefizkonzert: Motettenchor präsentiert Werke von Anton Bruckner und Heinrich Kaminski

Motetten von Anton Bruckner und Heinrich Kaminski erklangen am Sonntag beim jüngsten Benefizkonzert der Reihe „ConBoni“ in der katholischen Kirche St. Bonifatius. Der Motettenchor Lörrach machte dabei seinem Namen alle Ehre.

Von Gottfried Driesch

Lörrach. Perfekte Einstudierung und nobler Klang kennzeichneten wieder einmal den Motettenchor unter der Leitung von Stephan Böllhoff. Prächtig ausgewogen in den verschiedenen Stimmlagen präsentierten sich die Sängerinnen und Sänger ohne jeden Fehl und Tadel.

Anton Bruckner kam bereits in seiner frühsten Jugend mit der Kirchenmusik in Kontakt. Sein Vater war Lehrer, und damals gehörte es dazu, dass dieser am Sonntag in der Kirche spielte. So hat Bruckner zahlreiche geistliche Lieder komponiert. Darunter auch viele Motetten, also oftmals unbegleitete mehrstimmige Vokalmusik.

Mit großer Präzision leitete Böllhoff den Chor durch den ersten Bruckner-Block. Mit sehr ausgefeilter Dynamik erklang zuerst das „Ave Maria“ aus dem Jahre 1861. In der Motette „Locus iste“ bezauberte besonders das sotto voce (sehr leise). Besonders ausgewogen in den Stimmen zeigte sich das „Salvum fac populum“, in dem der Komponist Anregungen aus der Gregorianik aufgenommen hat.

Heinrich Kaminski wurde 1886 in Tiengen geboren. Sein Vater war ein altkatholischer Pfarrer – für diese Glaubensrichtung galt der Zölibat nicht – jüdischer Abstammung. Kaminski war in den 20er Jahren als Komponist anerkannt und konnte etliche Erfolge feiern. 1930 erhielt er eine Professur an der Preußischen Akademie der Künste in Berlin und wurde dort Leiter einer Meisterklasse für Komposition. Damit trat er die Nachfolge des Komponisten Hans Pfitzner an.

Mit der Machtergreifung der Nazis wurde er 1933 aus dem Amt gejagt. Später erhielt er ein Aufführungsverbot. Als die Lage in Deutschland immer bedrohlicher wurde floh er in die Schweiz.

Heinrich Kaminski gehört zu den Künstlern, die sich nach der Verfolgung durch die Nazis künstlerisch nie erholt haben. Sein Werk ist fast vollständig in Vergessenheit geraten. Um so lobenswerter ist es, dass der Motettenchor jetzt vier geistliche Werke Kaminskis aus dem Vergessen geholt haben. Darunter die Vertonung des Psalms 130 „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir!“ Eine solistische Sopranstimme (Isabel Neumann) erhebt sich darin strahlend über den Chorklang. Sehr düster erklang die Fuge „Alle Menschen müssen sterben“. Jauchzend dagegen dann der Choral „Ihr Gestirne, ihr hohen Lüfte“ für gemischten Chor. Ein sehr stimmungsvolles „Amen“ schloss den Kaminski-Block ab.

Noch einmal erklangen drei Werke von Anton Bruckner. Der Organist Dieter Lämmlin spielte zwischen den Gesangsblöcken von Franz Liszt die „Évocation à la Chapelle Sixtine“. Das Werk beginnt sehr düster und entwickelt sich zu einem dichten Klang mit vielen Registern. Sehr beeindruckend auch das Intermezzo und Passacaglia aus der Sonate Nr. 8 in e-moll, Opus 132, von Joseph Gabriel Rheinberger. Klar und einfach wird das Thema vorgestellt. Lämmlin interpretierte die Orgelwerke frei und ohne sich vom starren Gefüge des Metrums einengen zu lassen. Damit lotete er völlig ungeahnte Dimensionen aus.

Für den starken Applaus in der fast vollbesetzten Kirche bedankte sich der Chor mit einem „Ave Maria“. Die Kollekte kam unter anderem dem Hospiz am Buck zu Gute.

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