Lörrach "Pfad der Redlichkeit verlassen"

Kristoff Meller
 Foto: Kristoff Meller

Fridolinhalle: Escher für Nutzung des geplanten Neubaus durch Vereine. Lutz kritisiert Vorgehensweise. Stadt plant Eventhalle auf Lauffenmühle-Areal.

Lörrach - CDU-Stadtrat Bernhard Escher hat sich in einem offenen Brief für eine Nutzung des geplanten Neubaus der Fridolinhalle durch Vereine eingesetzt (wir berichteten). Diese benötigten aber offenbar eher eine Eventhalle, die auf dem Lauffenmühle-Areal entstehen könnte, wie Oberbürgermeister Jörg Lutz am Dienstag erklärte. Zudem kritisierte er die Vorgehensweise von Escher.

In seinem Brief an die Verwaltung und den Gemeinderat wirft Escher der Kommune vor, mit der Vorlage für die Gemeinderatssitzung am Donnerstag zu verschiedenen Schulbauvorhaben auch „die mit öffentlichen Geldern zu bauende Fridolinhalle öffentlichen Nutzungen auf Dauer“ zu entziehen. Die Stadt habe dies damit begründet, „dass ein Bedarf nicht erkennbar sei und mit Kontaktaufnahmen zu Vereinen deren Einvernehmen für diesen Nutzungsausschluss abgesprochen sei“.

Die Vereine mit Veranstaltungen in der Fridolinhalle wurden laut Escher „vor Jahren wegen der maroden Bausubstanz der Halle gebeten, bis zu einem Turnhallenneubau, auf Nachbarhallen auszuweichen ... Diesen Zustand nun so zu werten, als gäbe es keinen Bedarf oder Nachfrage nach Hallenraum, ist schon grundsätzlich fragwürdig.“

Escher beklagt: „Insbesondere die Stettener Vereine und Bürger wurden bis dato im Glauben gelassen, dass eine öffentliche Nutzung des Neubaus wieder möglich sein wird. Alle von der Stadt benannten Vereine habe ich kontaktiert. Kein einziger Vereinsverantwortlicher konnte mir bestätigen, dass ihre Vereine jemals konkret von der Stadt zur Fragestellung einer weiteren Nutzung, geschweige denn eines dauerhaften Nutzungsausschlusses kontaktiert wurden oder gar eine Entscheidung abverlangt wurde.“

Es sei zudem „unzutreffend, wenn ein Gemeindehaus St. Fridolin, ein Kolping-Saal oder die Neumatthalle angeführt werden“. Diese seien aus verschiedenen Gründen nicht verfügbar“. Stetten habe somit „eine einzige Option für öffentliche Veranstaltungen, die Fridolin-Turnhalle“.

„Hallen für diverse Veranstaltungen sehr rar geworden“

Zur Nutzung des künftigen Neubaus hatten sich am Montag als Reaktion auf Eschers Brief auch die Vorstände zweier Guggemusiken schriftlich geäußert: „Wie wir alle, ob Fasnachtscliquen, Guggemusiken, Vereine sowie auch andere Organisationen, wissen, ist es um die Nutzung von Hallen für diverse Veranstaltungen sehr rar geworden“, beklagte Frank Riester, Vorsitzender der Gugge ’53. Er widersprach zudem der Aussage der Stadt, dass die Vereine im Vorfeld befragt wurden.

Auch Magdalena Vogt und Rebecca Kukofka von der „Wiibergugge Gassefäger“ bestätigen das: „Eine Kontaktaufnahme wegen eines Nutzungsausschlusses mit den Vereinen ist uns nicht bekannt.“ Außerdem schreiben sie: „Auch für uns wäre die Fridolinhalle vielleicht eine Option, um eventuell wieder eine Fasnachtsveranstaltung ins Leben zu rufen.“

"Vergessen, Vereine anzusprechen"

Oberbürgermeister Jörg Lutz räumte beim Mediengespräch am Dienstag ein, dass der zuständige Fachbereich tatsächlich im Vorfeld vergessen habe, mit den Vereinen zu sprechen, und entschuldigte sich dafür.

Gleichwohl habe er dies am Montag nachgeholt und die beiden hauptsächlich betroffenen Vereinsvorstände angerufen. Die Spitze des TuS Lörrach-Stetten habe ihm signalisiert, dass der Verein die Halle lediglich zum Turnen benötige, und eine Fasnachtsclique habe ihm gegenüber erklärt, dass sie eine „robuste Halle“ für ihre Veranstaltungen benötige. Moderne Mehrzweckhallen seien „nicht für die Fasnacht geeignet“, schilderte ein Vorstandsmitglied dem OB.

Das zeigt laut Lutz auch der Belegungsplan der Tumringer Halle, der noch viele Lücken für mögliche Weihnachtsfeiern, Chorauftritte und Co. aufweise. Vor der Corona-Pandemie habe es dort lediglich sieben außersportliche Veranstaltungen in einem Jahr gegeben.

Lutz schlussfolgerte daraus: „Wir haben nicht zu wenig Hallen, sondern die falschen.“ Dies soll sich mit der Überplanung des Lauffenmühle-Areals ändern. Dort plant die Stadtverwaltung laut Lutz eine Eventhalle. Das Gelände sei dafür „der absolut richtige Standort“. Darum werde er „alles daran setzen, sie dort zu realisieren“.

Entscheidend, „wie wir miteinander umgehen“

Zudem kritisierte der Oberbürgermeister die Vorgehensweise von Escher, ohne ihn namentlich zu nennen. Trotz unterschiedlicher Meinungen sei es in der Politik entscheidend, „wie wir miteinander umgehen“. Escher habe den „Pfad des redlichen Politisierens verlassen“, weil er Vereinsvertreter zu kritischen Äußerungen gegenüber der Stadt gedrängt habe, so Lutz.

Zudem halte er es für eine „kühne Behauptung“, die Verwaltung habe das Thema „in einem Nebensatz versteckt“. Über den Neubau sei ausführlich diskutiert worden. Lutz: „Als Kommunalpolitiker muss ich mich rechtzeitig mit so einem Thema beschäftigen.“

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