Lörrach Pfarrer Becker in Reimform

Die Oberbadische
Pfarrer Thorsten Becker und Jörg Roßkopf Foto: Willi Vogl Foto: Die Oberbadische

Fasnacht: Gottesdienst in St. Bonifatius / Auch ernste Themen

Von Willi Vogl

Lörrach. Traditionell bereits zum siebten haben die Narren zum Fastnachtssonntag St. Bonifatius beim Gottesdienst in fester Hand. Bei der Predigt zumindest behielt jedoch Pfarrer Thorsten Becker noch die Deutungshochheit. Im Altarraum bekannten Protektor Matthias Zeller, Obergildenmeister Jörg Rosskopf und weitere Vertreter der Lörracher Gilde und der Cliquen Farbe. Ehrengäste waren zudem Oberbürgermeister Jörg Lutz sowie frühere Protektoren wie Landrätin Marion Dammann und Gudrun Heute-Blum.

Auch in Zeiten des Frohsinns gedenkt man in der Kirche ernster Themen. So lud Pfarrer Becker gleich zu Beginn die Besucher zu einer Schweigeminute anlässlich des jüngsten Attentats in Hanau auf. Die Fasnacht stellt für die Kirche eine Ausnahmezeit dar, bietet sie doch die Gelegenheit, auch mal deftig zu aktuellen politischen Themen von der Kanzel aus Stellung zu beziehen. Dabei präsentierte Pfarrer Becker in seiner Predigt ernsthafte und perönliche Bekenntnisse kabarettistisch in Reimform. Der Trauer um das alte Lörracher Narrenschiff paarte sich mit der Freude um das neue jungfräuliche Narrenschiff Annerösli, das Obergildenmeister Jörg Rosskopf schon mal sitzend in Beschlag nahm. Ganz getreu dem diesjährigem Fastnachtsmotto „S´müffelt nimmi, s´stinggt scho!“ bereitete Becker seine ganz persönlichen Aufreger zu unterhaltsamer Nachdenklichkeit auf. So appellierte er angesichts einer braunen Zeit, die offensichtlich noch nicht vorbei sei, nicht nur zur „Abgrenzung gegen alle Extremisten, die sich bei uns einnisten“, sondern auch zur frühen Gegenwehr und zur aktiven Solidarität mit diskriminierten Minderheiten.

Der Brexit sei eine „fatale Fehlentscheidung“. Werte wie gemeinsame politische Stärke oder offene Grenzen würden von den Briten leichtfertig einem mutmaßlichen wirtschaftlichem Vorteil geopfert. Darüber könne auch die Selbstinszenierung des „Brexorzisten“ Boris Johnson als „Exodist Moses“ nicht hinwegtäuschen. „Prinz Harry hat´s Recht gemacht, und sich mit seiner Meggan aus dem Staub gemacht.“ Der wahre Grund seiner Auswanderung seien die deutschen Wurzeln der Windsors, schließlich dürfte Prinz Harry in einem dann fremden Land um seine royale Arbeitserlaubnis fürchten.

Über Donald Trump wollte Becker außerhalb des gesungenen „Amen USA“ kein Wort verlieren. Seine Oma hat er entgegen eines jüngst kreierten Spottverses nicht als „Umweltsau“ sondern als vorbildliche Frau mit Weitblick in die Zukunft beschrieben.

Der musikalische Teil des Gottesdienstes wurde rustikal von der Gugge 53 unter der Leitung von Martin Ross und dem Organisten Andreas Mölder gestaltet. Mölder vertiefte dabei die fröhlich spirituellen Textbotschaften in einer Kombination von klassischen Werken wie dem Hochzeitsmarsch von Mendelssohn-Bartholdy mit popmusikalischen Titeln sowie tänzerisch aufgelockerten Kirchenliedern wie „Großer Gott, wir loben dich.“

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