Lörrach Plädoyer für mehr Lehrer

Die Oberbadische
„Auf den Anfang kommt es an“ sei eine gern verwendete Aussage von Politikern – indes orientiere sich die Landesregierung bei der Ausstattung von Grundschulen offenkundig nicht an diesem Grundsatz, kritisiert Doro Moritz. Foto: Bernhard Konrad Foto: Die Oberbadische

Schulen: Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Lörrach

Von Bernhard Konrad

„Grundschulen sind im Vergleich mit anderen Schularten in Baden-Württemberg am schlechtesten ausgestattet“: Das sagte die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Doro Moritz, gestern bei ihrem Besuch in Lörrach.

Lörrach. „Warum erhalten die Grundschulen nicht endlich wie alle anderen Schularten Förderstunden in der Pflichtzuweisung?“, fragt die GEW in einem Positionspapier. „Auf den Anfang kommt es an“ sei eine gern verwendete Aussage von Politikern aller Parteien. Indes orientiere sich die Landesregierung nicht an diesem Grundsatz. Mit Blick auf die Schüler-Lehrer-Relation belege Baden-Württemberg den letzten Platz in Deutschland, so Moritz beim Mediengespräch in der Pestalozzischule. Dieses Manko könne auch deshalb gravierende Folgen haben, weil Baden-Württemberg das Bundesland mit dem höchsten Migrationsanteil in seiner Bevölkerung sei: Zahlreiche Grundschüler benötigten Fördermaßnahmen.

Pauschale Kritik an den Grundschulen sei deshalb nicht gerechtfertigt. Die Schulart sei bei der gegenwärtigen Ausstattung schlicht nicht in der Lage, sämtliche Erwartungshaltungen und eigentlich zugedachten Aufgaben zu erfüllen. Ärgerlich sei die Streichung des Fremdsprachenunterrichts in der ersten und zweiten Klasse, der nicht zuletzt auf Lehrermangel in einem finanziell vergleichsweise gut aufgestellten Bundesland zurückzuführen sei. Die Landesregierung mache mit diesen Rahmenbedingungen das Grundschullehramt weiter unattraktiv.

Der Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung sei kein Fehler gewesen. Gleichwohl seien weiterführende Schulen nicht angemessen darauf vorbereitet worden, die sich daraus ergebende Konsequenzen bewältigen zu können. Zahlen belegten, dass 2016 im Landesschnitt etwa 87 Prozent der Gymnasiasten tatsächlich eine gymnasiale Empfehlung hatten. 11,7 Prozent hatten eine Realschulempfehlung und nur 1,3 Prozent der Kinder wurde der Besuch einer Werkrealschule nahe gelegt.

Die Datenlage belege, dass sich vor allem die Realschule zur heterogensten Schulart entwickelt hat: Nur rund 56 Prozent der Schüler hatten tatsächlich eine Realschulempfehlung, knapp 19 Prozent eine gymnasiale und gut 25 Prozent eine Werkrealschulempfehlung – eine enorme Leistungsbreite, die von den Lehrern pädagogisch entsprechend abgedeckt werden muss. Unterdessen sei an der Gemeinschaftsschule diese Heterogenität erwünscht – doch dort wird sie (noch) nicht erreicht: Knapp zwei Drittel der Schüler hatten eine Werkrealschulempfehlung. Unterdessen wolle Kultusministerin Susanne Eisenmann vor allem die Realschulen, nicht aber die Gemeinschaftsschulen stärken. Dies sei aber ebenfalls notwendig, um sie für leistungsstarke Schüler attraktiver zu machen – was wiederum den Gymnasien zu Gute käme.

Am Geld dürfe diese Entwicklung nicht scheitern, so Moritz: „Deutschland gibt im internationalen Vergleich weniger Geld für Bildung aus als andere Länder.“

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