Lörrach Poesie auf Alemannisch

Die Oberbadische
Klaus-Dieter Reichert beim Vortrag im Hebelsaal Foto: Katharina Ohm Foto: Die Oberbadische

Hebelbund: „Literarische Begegnungen“ im Dreiländermuseum

Von Katharina Ohm

Eindrücke von Werken dichtender Bodensee-Alemannen wurden rund 40 Besuchern am Sonntag bei einer Lesung aus der Reihe „Literarische Begegnungen“ des Hebelbunds vermittelt

Lörrach. Es ist alles andere als einfach, Dichtung in Mundart vorzutragen. Redner Klaus-Dieter Reichert, selbst Mundart-Poet, gelang das Kunststück jedoch glänzend – er sorgte für einen interessanten, mit humorvollen Spitzen durchzogenen Abend. Werk-Auszüge von neun Autoren, darunter eigene Publikationen, trug er vor. Die meisten der zitierten Schriftsteller sind in Radolfzell ansässig, zwei in Singen und eine aus Konstanz.

Mundart ist die Sprache der Alltagswelt, und so beschäftigten sich die Werke mit Beobachtungen der Lebenswelten dieser Dichter. So etwa „Du liebi alti Hohentwil“ von Rosemarie Banholzer, in dem es um eine Burgruine geht und um die vielen Begegnungen die einen im Lauf des Lebens dort begleiten. Eine Verbindung aus Heiterkeit und Sehnsucht – wie gemacht für das Publikum, das die Verse gelegentlich mit wohlwollenden Seufzern kommentierte: „Schön...“

Bei Bodenseeliteratur darf natürlich der See als Gegenstand der Betrachtungen nicht fehlen, und so wurde manch schöner Tag am See, aber auch dramatische Stürme bedichtet.

Ein immer wieder kehrendes Motiv ist die Sehnsucht nach den alten Zeiten: Mal ironisch aufs Korn genommen, mal heiter, aber immer mit ernsthaftem Hintergrund. „Früehner“, heißt etwa ein Gedicht von Bruno Epple oder auch „Widerseh“, von Manfred Bosch, in dem es um Veränderungen im Stadtbild geht.

Reichert selbst ist über Bosch auf die Mundartdichtung gestoßen. Dessen Werke regen zum Nachdenken an und sind immer wieder von überraschenden Pointen durchzogen. Reichert, zuletzt als Lehrer tätig, greift für seine Poesie ebenfalls Alltagsthemen, etwa im Gedicht „Note“, auf. Besonders beeindruckend ist die „Maiandacht“, in der es um die Sehnsucht eines Ministranten zu seiner Jugendliebe geht. In den Versen eingebaut sind Auszüge aus Marienliedern die dem Werk Dramatik und Bedeutung verleihen.

Authentisch ist wohl der Begriff, müsste man den Abend zusammenfassen. Die Alemannische Dichtung hat das Publikum nicht in eine andere Welt entführt, sondern sich gewitzt mit Bekanntem auseinandergesetzt.

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