Lörrach Protest gegen Vorurteile

Nils Straßel
Joanna Kafasi (v. l.), Naima Kraus und Marek Wick auf dem Senser Platz Foto: Nils Straßel

Anti-Rassismus-Demo: Kundgebung am kommenden Samstag auf dem Senser Platz

Lörrach - Drei junge Erwachsene aus dem Landkreis haben sich den weltweiten „Black Lives Matter“-Protesten angeschlossen und für Samstag, 11. Juli, in der Lörracher Innenstadt eine Demo organisiert. Zielrichtung dieser Kundgebung ist die Kritik an Alltagsrassismus und die Forderung nach Chancengleichheit.

Mit Erfahrungsberichten von Betroffenen möchten die Aktivisten auf das Phänomen aufmerksam machen. Sie setzen sich für Chancengleichheit für Menschen mit Migrationshintergrund in der Bildungs- und Arbeitswelt ein: „Auch in Deutschland werden viele Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe oder Herkunft anders behandelt. Wir alle müssen reflektieren, wie wir mit unserem Verhalten zu dieser rassistischen Denkweise beitragen und etwas dagegen unternehmen“, appelliert der Lörracher Marek Wick im Gespräch mit unserer Zeitung.

Zusammen mit seinen in Schopfheim aufgewachsenen Organisationspartnerinnen Naima Kraus und Joanna Kafasi veranstaltet er am Samstag die Demo im Lörracher Stadtzentrum, um Menschen mit Migrationshintergrund eine Plattform zu bieten, bei der sie von Rassismus geprägte Erlebnisse mitteilen können.

Treffpunkt ist um 13 Uhr am Bahnhofsvorplatz. Von dort zieht die Gruppe durch die Stadt zum Senser Platz, wo eine Kundgebung mit Redebeiträgen stattfinden wird. Zusätzlich soll in einer „Open-Mic-Session“ Anwesenden die Möglichkeit gegeben werden, von eigenen Erfahrungen zu berichten.

„Viele denken, Alltagsrassismus sei kein Problem bei uns, doch das stimmt nicht“, sagt Kraus. Als Schwarze Frau in Deutschland, habe sie ihn selbst schon oft erlebt: „Es ist bereits passiert, dass Menschen, die mir auf dem Bürgersteig entgegenkommen, kurz vorher die Straßenseite wechseln, sich im Bus von mir wegsetzen oder ihre Handtaschen verstecken. Im Winter wurde ich sogar Mal gefragt, ob es das erste Mal sei, dass ich Schnee sehe, obwohl ich mein ganzes Leben in Deutschland verbracht habe.“

Darüber hinaus möchte die Gruppe das Thema „struktureller Rassismus“ ansprechen. Dieses beinhaltet, so Wick, etwa das Durchführen von Kontrollen durch Polizei oder Ordnungsbeamte, bei denen die Kontrollierten lediglich aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit oder nationaler Herkunft als verdächtig eingeschätzt werden und nicht anhand von konkreten Verdachtsmomenten.

Studien und eigene Erfahrungen hätten darüber hinaus gezeigt, dass Bewerber mit Migrationshintergrund bei der Jobsuche sowie Schüler auf ihrem Bildungsweg noch immer benachteiligt werden. Die Forderung der Gruppe: „Erkennbarer struktureller Rassismus soll gesetzlich verboten werden.“

„Durch die Proteste in den USA ist das Thema Rassismus so aktuell wie schon lange nicht mehr. Dieses Potenzial möchten wir nutzen, um unsere Nachricht zu verbreiten“, sagt Wick. Um ein „weitläufiges Umdenken in der Gesellschaft anzuregen“, möchte die Gruppe auch in Zukunft Protest-Veranstaltungen organisieren.

Corona-Maßnahmen beachten

Die Veranstalter bitten alle Teilnehmer, sich während der Kundgebung auf dem Senser Platz an die gesetzlichen Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus zu halten und einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen.

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading