Lörrach Protest setzt Politik in Bewegung

Bernhard Konrad und Kristoff Meller

Klimaschutz: „Fridays for future“-Demo / Debatte mit Politikern im Theaterhaus von Tempus fugit

Lörrach - Rund 700 Schüler haben sich am Freitagmittag in Lörrach abermals für mehr Klimaschutz und einen schnelleren Kohleausstieg eingesetzt. Nach der Demonstration durch die Innenstadt trafen sich zahlreiche Jugendliche im Theaterhaus von Tempus fugit zum Dialog mit Vertretern aus Politik und Verwaltung. Im Zentrum stand die Frage, was Kommunen und Bürger vor Ort für den Klimaschutz tun können.

Lautstark zog die „Fridays for future“-Demo durch das Zentrum der Stadt. Zum Abschluss fand eine Kundgebung mit Redebeiträgen auf dem Alten Markt statt. Unterstützt wurde die Aktion erstmals auch von zahlreichen Erwachsenen. Eine Frau von „Parents for future“ lobte das Engagement der Jugendlichen: „Ihr seid heute nicht im Geschichtsunterricht, weil Ihr selbst Geschichte schreibt.“ Künftig wollen die Lörracher Schüler einmal im Monat demonstrieren.

Herausforderungen und Hürden

„Je breiter die gesellschaftlichen Gruppierungen werden, die bei diesem Thema Druck ausüben, desto mehr wird passieren“: Immerhin dieses ermutigende Signal konnte Jan Münster, Geschäftsführer der Energieagentur des Landkreises Lörrach, an die Schüler aussenden. In der vorangegangenen Debatte wurde sowohl das große Interesse der Jugendlichen am Thema, als auch die Herausforderungen und Hürden im Zusammenhang mit der Umsetzung klimaschützender Maßnahmen deutlich.

Gudrun Heute-Bluhm (Hauptgeschäftsführerin des Städtetags Baden-Württemberg), Oberbürgermeister Jörg Lutz, Landrätin Marion Dammann, Michael Kauffmann (Dezernent für Ländlichen Raum beim Landratsamt) sowie Jan Münster beantworteten Fragen der Teenager. Diese waren ebenso vielfältig wie das Thema: Was tun Stadt, Landkreis und Bundesland für den Klimaschutz? Warum werden Radverkehr und ÖPNV nicht stärker gefördert? Warum fließt nicht mehr Geld in den Ausbau der Deutschen Bahn? Warum werden in der Stadt so viele Bäume gefällt? Und: Was tun Sie ganz persönlich für den Klimaschutz? Das waren nur einige von etlichen Fragestellungen, zu denen Position bezogen wurde.

Stadt und Landkreis tun bereits einiges

Im Kern wurde Dreierlei deutlich. Erstens: Stadt und Landkreis tun im Rahmen ihrer Möglichkeiten bereits einiges für den Klimaschutz. Lörrach etwa wurde für seine Energiepolitik mit dem „European Energy Award“ ausgezeichnet, nutzt Ökostrom, reduziert den CO2-Ausstoß in kommunalen Gebäuden oder führt das „Ein-Euro-Ticket“ ein, erläuterte Lutz. Kauffmann nannte unter anderem die ökologische Bedeutung der Vermarktung regionaler Produkte und nachhaltiger Waldwirtschaft.

Zweitens: Es ist kompliziert. Bei Klimaschutzfragen sind Akteure aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Gerichte, Verbände und nicht zuletzt auch Lobbyisten an Bord. Auf kommunaler und regionaler Ebene kann manches, aber eben längst nicht alles für den Klimaschutz getan werden. Land und Bund müssen mitmachen – von der Bedeutung des globalen Kontexts ganz zu schweigen.

Und auch auf Stadt- und Landkreis-Ebene müssten den Klimaschutz betreffende Fragen – von Energie über ÖPNV, Müll bis zur Waldwirtschaft – immer wieder im demokratischen Prozess verhandelt und entlang geltender Gesetzen umgesetzt werden, betonte Dammann. Will sagen: Politik kann in den meisten Fällen nicht dies oder jenes einfach mal „machen“.

Der Politik weiter Beine machen

Drittens: Die Schüler nahmen die Informationen mit Interesse auf – aber sie machten auch deutlich: Politik und Wirtschaft müssten angesichts der Situation mehr für den Klimaschutz tun. Das reicht noch nicht! Und deshalb wollen sie der Politik weiterhin Beine machen.

Alle Gesprächsteilnehmer signalisierten die Bereitschaft, mit Vertretern der Schüler im Kontakt zu bleiben. Heute-Bluhm möchte für eine Lörracher Gruppe eine Möglichkeit des Austauschs auf Ministeriums-Ebene schaffen.

Abschließend war es Gudrun Heute-Bluhm, die sich ihrerseits mit einem Appell an die Schüler wandte: „Bitte - wenn es soweit ist: Geht zur Wahl!“

Weitere Fotos und ein Video unter www.dieoberbadische.de

 
 

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