Lörrach Radfahren als Therapie

Die Oberbadische
Freude in der Psychiatrischen Kinder- und Jugendklinik am Elisabethen-Krankenhaus: Arnold Marx (Mitte) übergab zehn BMX-Räder an Chris Böhm (r.) und Clemens Keutler. Foto: Gerd Lustig Foto: Die Oberbadische

Spendenübergabe: Energiedienst unterstützt BMX-Projekt von Chris Böhm am „Eli“ mit zehn Rädern

Mit dem BMX fahren ist nicht nur Sport, Action und Spaß, manchmal ist es auch Therapie. Das weiß Clemens Keutler, Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Elisabethen-Krankenhaus, nur zu gut. Entsprechend groß war gestern die Freude, dass eine Spende der Energiedienst GmbH (ED) die Anschaffung von zehn neuen BMX-Rädern ermöglicht hat.

Von Gerd Lustig

Lörrach. „Über die Krankenkassen oder den normalen Kliniketat wäre das nicht finanzierbar“, sagte Keutler beim Pressegespräch. Seit dem Jahr 2006 wird das BMX-Radfahren in der Kinderklinik als Therapiebaustein eingesetzt. Betreut wird es vom Weltklassefahrer Chris Böhm aus Lörrach mit einer 30 Prozent-Stelle. Der ausgebildete Kinderkrankenpfleger hat am „Eli“ Beruf und Berufung kombiniert. Und seine jungen Patienten fahren buchstäblich auf die Therapie ab.

Bislang einmaliges Projekt in Deutschland

„Die Kinder wollen alle fahren, sind mit Feuereifer dabei, wollen Tricks lernen“, schwärmt der 35-Jährige. Und genau das – etwas Neues zu erlernen, was ihnen Spaß macht und den Ehrgeiz anstachelt – helfe oftmals bei der Therapie der Kinder, die durchschnittlich einen Monat wegen psychischer Probleme, oftmals wegen Computer- und Mediensucht, in der Einrichtung verweilen müssen.

„Es wäre schön, wenn unser Projekt auch andernorts in Deutschland kopiert werden würde“, wünschte sich Böhm. Wegen des Erfolgs hat auch das RTL-Format „Stern TV“ schon über die bislang einzigartige Geschichte in Lörrach berichtet. Der damalige Moderator Günther Jauch hatte sich laut Böhm auch selbst aufs Rad gesetzt, später titelte die Boulevardpresse: „Jauch landet auf dem Bauch.“

Sei’s drum. Der große Nutzen des Projekt hat jetzt die Firma ED auf den Plan gerufen, sich bei dem Vorzeigeprojekt zu engagieren. So konnten zehn Räder übergeben und eine Werkstatt mit Materialien eingerichtet werden.

Die Räder sind außerdem das Resultat einer der ersten Aktionen der Lörracher „Smart-City-App“ von ED. Diese motiviert, mehr zu Fuß zu gehen, um Kohlendioxid einzusparen. Dabei sammeln die Teilnehmer gleichzeitig Punkte und unterstützen so soziale Projekte. „Wir sind von dem Projekt absolut überzeugt, weil sich hier mit Chris Böhm und Clemens Keutler zwei Persönlichkeiten einbringen“, machte Arnold Marx, Leiter Marketing bei ED, deutlich. Erst so werde die Sache zum echten Projekt und sei keine Eintagsfliege. „Wenn man die Kinder aus Begeisterung mit ins Boot holen kann, wenn sie im Bereich BMX etwas erlernen, dann klappt das auch anderswo“, sieht Clemens Keutler gute Aussichten auf langfristige Therapieerfolge.

Bei der Therapie handelt es sich um eine erlebnispädagogische und therapeutische Konzeption. Die dabei geübte Variante „Flatland“, frei übersetzt der Tanz auf dem Rad am Boden ohne Sprünge, wird laut Keutler entweder auf dem Hof der Klinik oder im Grütt praktiziert: „Die Kinder lernen mit und auf dem BMX Konzentration, Disziplin und Durchhaltevermögen.“

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