Lörrach Rare Kinokost für Feinschmecker

Die Oberbadische
Jugendliche organisieren Kultur: Moritz Benedix, Amelie Geiger und Michael Kornel im Einsatz an der Kinokasse. Foto: Beatrice Ehrlich Foto: Die Oberbadische

Free Cinema: Zehn Jahre Kino im Hof

von Beatrice Ehrlich

Lörrach. Seit zehn Jahren gibt es in Lörrach das Kino im Hof – ein Angebot das niemand mehr missen möchte. Die besondere Atmosphäre fängt schon vor der Kasse an: Aus dem Hof des Kulturzentrums Nellie Nashorn dringt Stimmengemurmel, die bunten Lichter der Draußen-Bar leuchten, während sich die Dämmerung über den Hof senkt. Eine gute Stunde vor Vorstellungsbeginn treffen nach und nach Leute ein: ältere, junge, die meisten auf Fahrrädern.

Sechs Filme an sechs Tagen zu sehen

Das Jahr 2018 ist ein besonderes Jahr für das von Jugendlichen im Verein Free Cinema veranstaltete Kino-Event im Freien: Vor genau zehn Jahren ist das Lörracher Freiluft-Kino in den Flachsländer Hof eingezogen und hat dort bis heute jedes Jahr ein begeistertes Publikum gefunden. Kräftig gefeiert wird der runde Zehner mit einem erweiterten Angebot: Sechs Filme werden an zwei Wochenenden vorgeführt, auf vielfachen Wunsch dieses Mal vorverlegt auf Donnerstag bis Samstag.

An der guten Resonanz, die sich an diesem Abend wieder zeigt, hat sicher auch die Filmauswahl ihren Anteil: Es steht Peter Luisis aberwitzige Komödie „Flitzer“ auf dem Programm, die allein schon durch den Schweizer Dialekt (mit Untertiteln) Furore macht. Das es nebenbei auch um Fußball geht, mag den Ausschlag gegeben haben, diesen Streifen zwei Tage vor dem WM-Finale ins Programm zu nehmen. Ob lustig, traurig oder nachdenklich stimmend, wie der am Donnerstag gezeigte Film „Simpel“ – im Kino im Hof bekommt man Ausgefallenes, manchmal Randständiges zu sehen, Filme, die man mit großer Wahrscheinlichkeit sonst nicht zu sehen bekommen hätte.

„Wir verlassen uns nicht auf Trailer“

Kinokost für Feinschmecker gewissermaßen, sorgsam ausgewählt von einem zehn Personen umfassenden Orga-Team, das sich regelmäßig trifft und bei größeren Veranstaltungen wie dieser von weiteren Helfern unterstützt wird.

Nicht alle Filme haben die Organisatoren vorher gesehen, vor allem durch das Lesen von Kritiken werden sie immer wieder aufmerksam auf Filme, mit denen sie auch den Geschmack der anderen Zuschauer treffen. „Wir verlassen uns nicht auf Trailer“, erklärt Amelie Geiger, die zusammen mit ihren Kollegen Moritz Benedix und Michael Kornel heute an der Kasse sitzt, selbstbewusst.

Ein Angebot mit Qualität, das zumindest unter den Anwesenden niemand missen möchte. Sie sei immer wieder angenehm überrascht, berichtet eine Besucherin, die mit ihrem Partner zusammen oft von Riehen aus das Free Cinema und im Sommer das Kino im Hof besucht. Bedingung fürs Kommen sei allerdings ein wolkenloser Himmel und warme Temperaturen, „sonst macht es ja keinen Sinn“. Heute ist so ein Tag: Mit kurzen Ärmeln und in kurzen Röcken, ein Bier oder Club Mate in der Hand sitzen die Besucher vor der Vorstellung erwartungsvoll auf ihren Stühlen.

Junge Veranstalter unterstützen

Und dann gibt es noch die, die immer da sind, komme, was wolle: Als „treuester Fan“ gibt sich Peter zu erkennen, der gerade eine angebrochene Tüte Gummibärchen aus seinem Rucksack holt. Abend für Abend sitzt er am selben Platz. Klar, die Filme sehe er gerne, versichert er, noch wichtiger ist es ihm aber, die jungen Veranstalter zu unterstützen.

Das geht auch anderen so: Familie Burkard ist regelmäßig im Free Cinema und im Kino im Hof zu Gast, einerseits, weil die ältere Tochter zum Organisationsteam gehört, andererseits, um einen der letzten Orte aufrechtzuerhalten, wo Jugendliche die Möglichkeit haben, etwas selbst zu organisieren. Das gebe es in Lörrach kaum noch, im Gegensatz zu früher, als sie selbst jung gewesen seien, ist sich das Paar einig.

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