Lörrach Rathaus der größte CO2-Erzeuger

Kristoff Meller
Das Rathaus ist mit 14,7 Prozent der Gesamtemissionen der größte CO2-Erzeuger. Foto: Kristoff Meller

Energiebericht 2019: Sanierungsgeschwindigkeit bei kommunalen Gebäuden muss erhöht werden. Sanierungsplanung für Rathaus soll noch dieses Jahr voran gebracht werden.

Lörrach - Bis 2050 möchte die Stadt klimaneutral werden, schon zehn Jahre zuvor soll die Verwaltung weitgehend klimaneutral sein. Der Energiebericht 2019 zeigt nun: Dafür muss die Sanierungsgeschwindigkeit bei den kommunalen Gebäuden deutlich erhöht werden, sonst ist das Ziel „nicht erreichbar“.

„Die Analyse der Sanierungseffizienz hat gezeigt, dass bei Beibehaltung der Geschwindigkeit eine komplette Sanierung des Gebäudebestands erst etwa 2075 umgesetzt wäre“, schreibt Britta Staub-Abt, Fachbereichsleiterin Umwelt und Klimaschutz, in der Vorlage für die heutige Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik. Und: Sowohl der Wärme- als auch der Stromverbrauch in der Stadt nehmen langsam und kontinuierlich ab, vor dem Hintergrund des ausgerufenen Klimanotstands sei der Anteil der erneuerbaren Energien bei der Wärme (7 Prozent) und beim Strom (77 Prozent) aber noch zu gering. Inbesondere die Photovoltaik müsse ausgebaut werden.

Städtischer Energieverbrauch
Der Wärmeverbrauch der städtischen Gebäude beträgt etwa zwei Prozent des Wärmeverbrauchs der Gesamtstadt. Dieser wiederum hat mit 67 Prozent den größten Anteil am städtischen Energieverbrauch. Bei Berücksichtigung der Witterung ergibt sich für 2019 bei der benötigen Wärmemenge ein deutlicher Rückgang.

Der Anteil der öffentlichen städtischen Verbraucher beträgt etwa 2,8 Prozent an der Strommenge in Lörrach. Auch hier entfällt der größte Anteil auf die kommunalen Gebäude. Bei diesen hat sich der Verbrauch leicht verringert, wobei 41,4 Prozent auf Schulen und Kindergärten entfallen.

Hoher Wasserverbrauch
Etwa die Hälfte des kommunalen Wasserverbrauchs geht auf die Schwimmbäder, vor allem auf das Freibad, zurück. In den Bädern nimmt der Wasserverbrauch tendenziell zu. In den städtischen Gebäuden nimmt er hingegen ab und liegt nur noch knapp über der 20 000 Liter-Marke. Städtische CO2-Emissionen Die witterungsbereinigten CO2-Emissionen sind 2019 leicht gesunken. Der Wärmebereich hat mit 88,6 Prozent den größten Anteil. Bei den Nutzungen entfallen allein 72,9 Prozent auf die kommunalen Gebäude.

Kosten deutlich gestiegen
Die Preise für Wärme und Strom sind 2019 wieder deutlich – um rund zehn Prozent – gestiegen. Beim Strom haben die Kosten darum einen Höchstwert von rund 432 500 Euro erreicht, und auch die Kosten für die Straßenbeleuchtung sind trotz geringeren Verbrauchs auf rund 337 000 Euro gestiegen.

Bei gleichem Wärmeverbrauch und gleichen Energieträgern wie im Jahr 1999 hätte die Stadt 2019 rund 343 000 Euro mehr bezahlen müssen, rechnet Staub-Abt vor. In den Jahren 2000 bis 2019 wurden so allein im Bereich des Wärmeverbrauchs rund 5,1 Millionen Euro durch energiesparende Maßnahmen eingespart.

Gebäudeanalyse
Der Wärmeverbrauch der kommunalen Gebäude ist zwar gesunken, der Zielwert (75 kWh/m²a) konnte laut Staub-Abt aber noch nicht erreicht werden. Der Grund hierfür liege in erster Linie an der zu geringen Sanierungsquote, insbesondere bei den großen Wärmeverbrauchern. Dies sind das Rathaus, das Hans-Thoma-Gymnasium (HTG) und die Neumattschule.

Die größten Stromverbraucher sind ebenfalls das Rathaus, das Dreiländermuseum, das HTG und die Neumattschule. Die größten Verbrauchssteigerungen hatte das Museum. Die Ursache konnte bisher aber nicht gefunden werden, genauere Untersuchungen seien daher erforderlich.

Das Rathaus ist mit 14,7 Prozent der Gesamtemissionen der größte CO2-Erzeuger. Werkhof, Hebelschule, Fridolin- und Neumattschule sorgen zusammen für weitere 21,1 Prozent. Um bis 2050 bei allen Gebäuden Klimaneutralität zu erreichen, müssten pro Jahr 3000 Quadratmeter Fläche saniert werden, für eine klimaneutrale Verwaltung bis 2040 wären es 4500 Quadratmeter, so Staub-Abt. Darum schlägt sie vor, der Sanierung wo immer möglich Vorrang vor Neubauten zu geben.

Sanierungskonzept
Die Sanierung der kommunalen Gebäude müsste für die Klimaziele stärker forciert werden und die vorgeschlagenen 23 Objekte bereits bis 2037 saniert werden. Mit entsprechenden Maßnahmen bei den sieben größten Emittenten könnten rund 600 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. Gleichzeitig würde der Energieverbrauch um rund 19 Prozent verringert. Aus Gründen des hohen Energieverbrauchs, der Statik und der Sicherheit ist laut Staub-Abt noch für dieses Jahr angedacht, die Sanierungsplanung für das Rathaus voranzubringen.

Kostenvorteil
Am Beispiel von sieben Sanierungsobjekten konnte gezeigt werden, dass bei einer entsprechenden Sanierung und bei den aktuellen Förderbedingungen innerhalb von zehn Jahren ein Kostenvorteil von bis zu 4,3 Millionen Euro möglich wäre, um energetische Sanierungen schneller zu realisieren. Deswegen empfiehlt Staub-Abt, diese günstigen Bedingungen zu nutzen, um den Haushalt zu entlasten und gleichzeitig den Klimaschutzzielen näher zu kommen.

Mit den betreffenden Fachbereichen werden die Möglichkeiten für den Einsatz von Fördermitteln geklärt, um einen Aktionsplan für die nächsten Jahre zu entwickeln.

Substanzerhalt
Die meisten Sanierungen werden nicht nur aus energetischen Gründen durchgeführt, sondern dienen in erster Linie dem Substanzerhalt, so Staub-Abt. Die anfallenden Kosten seien daher auch ohne energetische Aspekte erforderlich und führten in den meisten Fällen nicht zu Mehrinvestitionen. Im Gegenteil könnten durch die Förderungen und Energiekosteneinsparungen die substanzerhaltenden Maßnahmen mit geringeren Investitionen durchgeführt werden, wenn diese gleichzeitig zu Energieeinsparungen führen und dem Klimaschutz dienen.

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