Lörrach Reichtum der Bach’schen Musik

Die Oberbadische
Das Instrument Orgel einmal anders war beim Orgeltag zu hören, mit dem Drehorgelspieler Jürgen Braun und der Flötistin Annette Bronner. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Konzert: Orgelnacht will die „Königin der Instrumente“ stärker in der Mitte der Gesellschaft verankern

Parallel zum bundesweiten Tag des offenen Denkmals gab es die offene Tür in der Stadtkirche Lörrach beim „8. deutschen Orgeltag“ im Rahmen der Reihe „Klangraum Kirche“. Zu diesem mehrstündigen Orgelfestival wollte Bezirkskantor Herbert Deininger die Orgel ins Bewusstsein rücken.

Von Jürgen Scharf

Lörrach. Originell war dabei, dass nicht nur die angestammte Kirchenorgel zum Klingen gebracht wurde, sondern auch eine Drehorgel mit Pfeifen und zwei Truhenorgeln. Jürgen Braun, ehemaliger Musiklehrer aus Breisach, hat sich die Drehorgel bauen lassen, eine mechanische Orgel, die von der Tonerzeugung her genauso funktioniert wie eine Kirchenorgel, nämlich mit Wind. Sie ist ein Unikat, und Braun stanzt die Lochungen selber nach dem normalen Notenbild.

Drehorgel? Da denkt man doch eher an Leierkasten. Aber an Vivaldi und Bach? Es war Brauns Idee, die leicht verachtete Drehorgel in den Bereich der klassischen Musik zu bringen. Seine Bearbeitungen für Drehorgel und Querflöte (feinsinnig gespielt, mit langem Atem und schöner Phrasierung von Annette Bronner) klangen sehr originell.

Braun nimmt für sich in Anspruch, den Reichtum der ganzen Bachschen Musik so darstellen zu können, etwa ein derart bekanntes Stück wie das im Original für Cembalo geschriebene „Italienische Konzert“. Die Bearbeitung versuchte bei diesem „Concerto nach italienischem Gusto“ die Solostimme aus dem Stück herauszufiltern und dem Soloinstrument Flöte zu übertragen, was funktionierte.

Famose Hörerlebnisse waren Rameaus Gavotte mit Variationen für Drehorgel solo sowie die „Variations on America“ von Charles Ives auf die Melodie der englischen Nationalhymne. Der Komponist Ives, das hörte man in dieser pfiffigen Drehorgelversion, will sich über die Melodie lustig machen.

Im zweiten Teil bewegten Herbert Deininger und Dieter Lämmlin gemeinsam die Finger – an zwei Truhenorgeln à vier, also vierhändig. Das sollte nicht zuletzt daran erinnern, dass es in vielen größeren Kirchen zwei oder drei Orgeln gibt und zum Musizieren auf Seitenemporen auch kleinere Instrumente eingesetzt werden. In Lörrach waren es Pfeifenorgeln, kompakt in Truhen verpackt, auf denen die beiden bekannten Organisten Händel, Mozart und sogar ein Originalwerk in opernhaftem italienischem Stil spielten.

Auch solo konnte man die beiden Kirchenmusiker hören. Deininger nahm sich das berühmte Concerto von Bach nach Vivaldi vor, eigentlich ein Solokonzert für zwei Violinen und Tutti, aber auf zwei Manualen lässt sich so etwas gut darstellen. Wenn die Stadtkirchenorgel auch keine Kathedralorgel ist, machte Lämmlin mit der orgelsinfonisch angelegten Suite Gothique von Leon Boellmann mit ihren ganz anderen Klangfarben viel Wirkung.

Es war also fast eine kleine Orgelnacht, die Begeisterung für die Orgel wecken und die „Königin der Instrumente“ stärker in der Mitte der Gesellschaft verankern konnte.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading