Von Michael Werndorff Lörrach. Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 300 Kilometern pro Stunde, nervenaufreibende Schikanen und perfekt getaktete Boxenstopps – dafür steht die Formel-1. Dass es auch kleiner aber nicht minder aufregend zur Sache gehen kann, zeigen junge Nachwuchstüftler des Schülerforschungszentrums phaenovum in Lörrach. Für den internationalen Wettbewerb „Formel-1-in-der-Schule“ gehen die jungen Teilnehmer in fünf Teams an den Start. Balsaholz, komprimierte Luft, technischer Sachverstand und eine große Portion Kreativität sind beim Projekt „raecing“ gefragt, das über die Begeisterung für schnelle Autos das Interesse für andere Disziplinen wecken soll. „ Ziel ist es, der Jugend ein aufregendes und spannendes Lernerlebnis zu bieten, einerseits um Einblick in die Bereiche Produktentwicklung, Technologie und Wissenschaft zu ermöglichen, andererseits berufliche Laufbahnen in der Technik aufzuzeigen“, sagt Pirmin Gohn, Lehrer für Mathematik und Physik am Hans-Thoma-Gymnasium in Lörrach. Konkret läuft es folgendermaßen ab: Die jungen Teilnehmer im Alter von 13 bis 16 Jahren entwickeln am PC den dreidimensionalen Entwurf eines Rennwagens, der anschließend an einer CNC-Fräse aus einem Block Balsaholz gefräst wird. „Hierbei lernen die Teilnehmer den Umgang mit der vom Veranstalter zur Verfügung gestellten Software, behandeln die Oberfläche des Modells und fertigen aus verschiedenen Materialien Spoiler und Räder an“, so Gohn. Das sei aber nicht alles, ergänzt Marcel Neidinger. Der angehende Informatik-Student betreut die Rennstallbesitzer und berät sie. „Neben der Konstruktion sind Marketing und die Akquise von Sponsorengeldern Teil des Projekts.“ Zum einen seien die Bauteile nicht zum Nulltarif zu haben, zum anderen solle es laufen wie im richtigen Formel-1-Leben. Da ist Köpfchen und Einsatz gefragt, wenn es darum geht, lokale Firmen als Unterstützer zu gewinnen. „Es soll nicht nur das Verständnis für Technik und Naturwissenschaften gefördert, sondern auch Marketing, Finanzplanung sowie das Haushalten mit einem Budget gelernt werden“, erklärt Helga Martin, Geschäftsführerin des Schülerforschungszentrums Lörrach-Dreiländereck. Beim projekt „raecing“ können die teilnehmenden Schüler ihre Vorlieben entdecken und bestimmte Funktionen übernehmen, so Marcel Neidinger. „Wir möchten keine Aufgaben und Rollen verteilen. Das machen die Teilnehmer unter sich aus. Neben Konstrukteuren gibt es Team- und Ressourcenmanager sowie Konstruktionstechniker. In manchen Gruppen auch Grafiker und PR-Manager, die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig sind.“ Um punkten zu können, müssen nicht nur Rekordzeiten erreicht werden, auch die professionelle Präsentation fließt in die Endnote ein. Bis zum eigentlichen Rennen ist es zwar noch etwas hin, das findet im März 2015 statt, dennoch laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Um die Arbeit mit der CNC-Fräse kennenzulernen, habe man die Duale Hochschule besucht, die das Vorhaben unterstützt. „Es besteht eine enge Verbindung zum Fachbereich Maschinenbau. Dort referierte Professor Martin Schlatter über das Thema Programmieren und vermittelte den Teilnehmern nötige Grundlagen“, sagt Helga Martin. Laut Neidinger lernen die Teilnehmer auch, wie die Fräse arbeitet oder der Computer das Programm umsetzt. Bleibt noch die Frage, wie der kleine Flitzer vom Fleck kommt. „Mit einer Gaskartusche“, sagt Pirmin Gohn, der das Projekt ins Rollen gebracht hat. Viele Teilnehmer des Projekts „raecing“ können schon auf technisches Vorwissen bauen. So haben einige Schüler Erfahrung im Programmieren von Microcontrollern und verfügen über das nötige Hintergrundwissen um Rennautos zu perfektionieren. Dass nicht nur Jungs in Sachen Technik Erfolg haben können, wollen Caroline Bertsch, Jeanine Jutzi und Sarah Korsten zeigen. „Unsere Ziele sind, Erfahrung in Sachen Präsentation und physikalischer Technik zu sammeln. Wir möchten beweisen, dass wir auch als jüngste „raecing“-Gruppe viel erreichen und gute Ergebnisse präsentieren können.“ Derzeit sind die Schüler fleißig dabei, Flyer zu entwerfen, um weitere Sponsoren für den Wettbewerb zu begeistern, der im März 2015 bei Audi in Neckarsulm ausgetragen wird. Eine erste Finanzspritze kam bereits vom Unternehmen Endress + Hauser aus Weil am Rhein. Über weitere Sponsoren würden sich die Teams freuen.