Lörrach Ressourcen sind endlich

Regine Ounas-Kräusel
Diskutierten zum Thema „Sanieren statt frieren“ (von links): Architekt Gerhard Zickenheiner, der Klimaschutzmanager der Stadt Lörrach Jean Yüceisik und Michael Pilgermayer, Geschäftsführer der Stadtenergie Lörrach. Foto: Regine Ounas-Kräusel

Diskussion: Runder Tisch Klima und das Thema „Sanieren statt frieren“

„Sanieren statt frieren“ – unter diesem Motto diskutierte der runde Tisch Klima (RTK) mit vielen interessierten Bürgern über konkrete Handlungsmöglichkeiten in der Klima- und Energiekrise. Als Gäste waren Architekt Gerhard Zickenheiner, Jean Yüceisik, Klimamananger der Stadt, und Michael Pilgermayer von der Stadtenergie eingeladen.

Von Regine Ounas-Kräusel

Lörrach. Zickenheiner präsentierte das Schwarzwaldhaus als perfektes Beispiel für ressourcenschonende Architektur. Im einzigen beheizten Zimmer hätten die Menschen früher gearbeitet, gefeiert, gelebt. Beheizt wurde das Zimmer mit der warmen Ofenbank, der „Kunst“, von der Küche nebenan. Die Kühe, deren Stall am Hang unter dem Zimmer lag, gaben zusätzlich Wärme. Zickenheiner riet, auch ein modernes Wohnhaus mit ganzheitlichem Blick zu sanieren. Er empfahl, einen Individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) aufzustellen. Beim iSFP legen Energiefachleute mit den Eigentümern die Ziele der Sanierung fest und planen, welche Maßnahmen in welcher Zeitabfolge sinnvoll sind. Sie schätzen Investitionskosten, Zuschüsse und Energieeinsparungen ab. Die Erstellung des iSFP und teilweise auch die Maßnahmen, etwa der Austausch der Heizung, werden bezuschusst.

Zickenheiner: Haus ganzheitlich sanieren

Baue man eine neue Heizung vor der Dämmung des Hauses ein, liefere diese unter Umständen nicht genügend Wärme, nannte Zickenheiner ein Beispiel. Er gab Tipps zu Wärmepumpen. Am konstantesten arbeiteten Erdwärmepumpen, weil ihre Sonden bis zu acht Meter tief im Erdreich liegen, wo die Temperatur kaum schwankt. Wegen der Sonden brauchen sie allerdings mehr Platz als Luftwärmepumpen. Er riet seinen Zuhörern, Wärmepumpe und Solarstromanlage zu kombinieren. Das sei nicht nur Klimafreundlich, sondern rechne sich auch bei den aktuellen Einspeisevergütungen.

Handwerker sind derzeit schwer zu bekommen

Da aber Handwerker schwer zu bekommen sind und der Einbau einer Wärmepumpe durchaus bis Mitte 2023 dauern kann, empfahl Zickenheiner auch kurzfristige Maßnahmen: Die Keller oder die oberste Geschossdecke könnten Hausbewohner – unter fachlicher Anleitung – bestenfalls selber dämmen, sagte er. Als intelligent bezeichnete er den Vorschlag eines Zuhörers, bei historischen Gebäuden im Winter an den Fenstern Vorfenster einzuhängen.

Yüceisik: Zuschüsse nutzen

Jean Yüceisik, Klimamananger der Stadt, informierte über Zuschüsse aus der Bundesförderung für Effizientes Bauen (BEG) und aus den iSFP. Er empfahl auch die Energieberatung bei der Stadt, den Verbraucherzentralen, der BAFA.

Pilgermayer: Fernwärme als Alternative

Im Lörrach gibt es bislang sechs Fernwärmenetze mit sechs Heizzentralen - überwiegend hocheffiziente Blockheizkraftwerke, wie Michael Pilgermayer, Geschäftsführer der Firma Stadtenergie, betonte. Er schilderte, wie das Fernwärmenetz aktuell in Stetten ausgebaut wird: Das Netz Stetten-Dorf mit Heizzentrale in der neuen Sporthalle der Fridolinschule sei im Aufbau und solle mit dem Netz Stetten-Süd vereint werden.

Heizzentrale wird modernisiert

Dort werde die Heizzentrale, die heute schon zu 70 Prozent mit Biomethan arbeite, 2024/25 modernisiert. Danach wolle man das Fernwärmenetz erweitern und werbe aktuell im Talweg und im Badstubenweg per Postwurfsendung um neue Kunden. Die Kunden bekämen die Fernwärme per Wärmetauscher ins Haus, schilderte Pilgermayer: „Und zwar genau so viel, wie sie abnehmen.“ Er wies auf Zuschüsse hin: Allein für den Anschluss ans Fernwärmenetz gebe es 25 Prozent, sofern diese zu mindestens 25 Prozent aus erneuerbaren Energien kommt.

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