Lörrach Wohnheim Rössle macht große Sprünge

Guido Neidinger
 Foto: Guido Neidinger        

Neubau an der Basler Straße. Wohngemeinschaft für Frauen in Not im Nachbarhaus. Aktion „Leser helfen“ steuert 5000 Euro für Renovierung und Einrichtung bei

Lörrach - Das „Rössle“ in Stetten, wo der Verein „Pro digno“ ein Übergangswohnheim für 25 obdachlose Menschen betreibt, hat Großes vor. Im hinteren Bereich des Anwesens entsteht ein Neubau. Außerdem ist eine Wohngemeinschaft für Frauen in Not geplant.

„Wir sind bisher gut durch die Corona-Krise gekommen, wir hatten im Mitarbeiterteam lediglich eine Infektion“, freut sich Valerie Bonfiglio, die Leiterin des „Rössle“ und ergänzt: „Im Haus ist es durch Corona viel ruhiger geworden.“

Ruhig ja, Stillstand während der Pandemie – nein. Im Gegenteil: Im „Rössle“ tut sich derzeit viel. Der gesamte hintere Gebäudeteil an der Basler Straße 36 wurde bereits abgerissen. Hier entsteht laut Bonfiglio bis September ein Neubau mit Fertigmodulen in Holzbauweise. Vorübergehend gingen durch den Abriss drei Wohnungen verloren. Durch den Neubau entstehen allerdings vier neue. Zudem kann hier die Waschküche des Wohnheims und ein Aufenthaltsraum untergebracht werden.

Auch eine Werkstatt ist geplant. In dieser will Valerie Bonfiglio nicht nur alles reparieren lassen, was im Haus kaputt ist, sondern Bewohnern, die keine Arbeit haben, eine Beschäftigung durch kleinere Aufträge von Firmen bieten. „So können sie Struktur in ihren Alltag bringen“, weiß die langjährige Hausleiterin, wie nötig dies für einige Bewohner ist.

Zwei von ihnen haben das bereits geschafft. Sie wurden von Bewohnern in Not und ohne reelle Chance auf dem heimischen Wohnungsmarkt zu Angestellten. „Einer ist jetzt in der Hauswirtschaft und der Reinigung tätig, der andere kümmert sich um die Küche.“

Auch ansonsten hat das von dem Verein „Pro digno“ getragene Wohnheim für obdachlose Menschen zugelegt. „Wir sind jetzt vier Angestellte und drei Minijobber.“ Früher gab es im Rössle nur eine Vollzeitstelle und fünf Minijobber. Das zusätzliche Personal kommt vor allem der Betreuung der Bewohner zugute.

Der Aufwärtstrend ist nicht nur im beim Personal zu verzeichnen, sondern auch bei den Leistungen. Im Nachbarhaus hat „Pro digno“ eine Wohnung angemietet. Hier soll eine Wohngemeinschaft für zwei Frauen entstehen.

Zuvor muss die Wohnung allerdings renoviert und eingerichtet werden. Unter anderem fehlt laut Bonfiglio eine Küche. Um diese finanzielle Lücke zu schließen, hat sich der Verein „Leser helfen Not leidenden Menschen“ unter dem Dach unserer Zeitung entschlossen, 5000 Euro aus der letztjährigen Weihnachtsaktion zur Verfügung zu stellen. „Da sage ich Hurra, denn diese Summe hilft uns enorm weiter, und ich bedanke mich bei ’Leser helfen’ für diese Zuwendung“, freut sich Bonfiglio.

Neben der neuen Wohnung gleich neben dem Rössle gibt es noch zwei weitere Wohnungen in Lörrach, die „Pro digno“ schon seit dem Jahr 2017 von der Baugenossenschaft angemietet hat. Hier wohnen laut Bonfiglio Menschen, die sich so gut stabilisiert haben, dass sie wieder ein weitgehend selbstbestimmtes Leben führen können.

Allerdings werden sie in ihrem Alltag über das Projekt „Pro Integra“ begleitet. Diese Aufgabe hat eine Mitarbeiterin von „Pro digno“ übernommen. „Das läuft sehr gut und hat sich bewährt“, äußert sich Bonfiglio zufrieden.

Der Alltag im Rössle hat sich mit dem Beginn der Corona-Pandemie geändert. Besuche sind dort nicht mehr möglich, was laut Bonfiglio zu einer deutlichen Beruhigung in der Einrichtung geführt hat. Das Essen wird nicht mehr gemeinsam eingenommen, sondern an die Bewohner einzeln ausgegeben. Zudem werden die sanitären Anlagen des Hauses, die von allen Bewohnern genutzt werden, jede Woche zweimal desinfiziert. Das erfreuliche Ergebnis: Es gab noch keine Corona-Infektion, außer bei einer Angestellten.

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