Lörrach S-Bahn lässt Klinikum links liegen

Guido Neidinger
 Foto: Kristoff Meller       

Mobilität: Gemeinderat findet sich vorerst mit Shuttlebus-Lösung ab / Forderung: Schienenausbau so schnell wie möglich / Wiesental-Konferenz soll maximalen Druck aufbauen

Lörrach - Wenn das neue Zentralklinikum im Entenbad im Jahr 2025 eröffnet, wird die Regio-S-Bahn dort nicht halten. Die Anbindung erfolgt zunächst über einen Shuttlebus. Ziel aber ist der schnellstmögliche Bahnanschluss. Darauf hat sich der Gemeinderat am Donnerstag verständigt.

Ein zusätzlicher und dann auch nur provisorischer Halt am neuen Klinikum wäre zur Eröffnung nur möglich, wenn zwei der sieben S-Bahn-Haltestellen in Lörrach geopfert würden. Im Gespräch waren die Haltestellen Schwarzwaldstraße und Museum/Burghof. Das aber schlossen alle Fraktionen kategorisch aus.

Zu Beginn der Debatte machte Oberbürgermeister Jörg Lutz deutlich, dass die Verwaltung eine Entscheidung weder erzwingen noch durchpeitschen wolle. Andererseits aber gebe es keine neuen Erkenntnisse. Das sahen auch alle Fraktionen so und sprachen sich bis auf Jörg Müller (Freie Wähler) gegen eine Vertagung aus.

Kritik musste Lutz sich dennoch anhören, vor allem von dem fraktionslosen Stadtrat Bernhard Escher. Er fragte provokant: „Was hat man in den vergangenen fünf Jahren gemacht? Die Voraussetzungen waren die gleichen wie jetzt.“ Lutz hielt dem entgegen: „Wir waren nicht untätig.“ Er räumte aber ein, dass die Abstimmungen mit der Bahn und dem Eisenbahn-Bundesamt sehr zäh und schwierig seien. Jetzt aber müsse man „den Fuß von der Bremse nehmen und Gas geben“

Maximalen Druck gegenüber der Politik auf Landes- und Bundesebene aufbauen, das ist auch das Credo aller Stadträte. Ziel ist der 15-Minuten-Takt der S-Bahn zwischen Basel und Schopfheim. Für Lutz wäre das ein „riesiger Beitrag zur Verkehrswende“. Er zeigte sich überzeugt, „dass spätere Generationen uns dafür dankbar sein werden“. Lutz verglich den zweigleisigen Schienenausbau mit dem Bau der Wiesentalbahn vor über 100 Jahren. Damit helfe man nicht nur dem Zentralklinikum. Noch einmal appellierte er an alle Beteiligten: „Wir müssen gemeinsam handeln.“

Als Plattform will er die „Wiesental-Konferenz“ mit dem Landkreis, dem Klinikum und allen Anrainer-Kommunen sowie dem Zweckverband Regio-S-Bahn als Teilnehmer einberufen, damit der Viertelstundentakt nicht erst 2035 kommt. Bis dahin aber müsse man mit dem Shuttlebus leben.

Das dies unabänderlich ist, ist inzwischen auch Günter Schlecht (SPD), dem größten Kritiker dieser Notlösung im Ratsrund, klar. „Wir wollen den Haltepunkt so schnell wie möglich“ betonte Schlecht. Bis dahin aber akzeptierte auch er einen „befristeten Shuttlebusverkehr“. Um das Ziel zu erreichen sei aber „Kreativität und guter Wille von allen gefordert“.

Stefan Berg (Grüne) bezeichnete es als „unangenehm, dass wir den Haltepunkt nicht so einfach bekommen“. Kritik an der Verwaltung übte Berg, weil von ihr „nicht immer informiert wurde“. Die lange Zeit des Shuttlebus-Provisoriums sei „frustrierend und nicht vermittelbar“. Auch Ulrike Krämer (CDU) forderte: „Es muss schneller gehen.“ Außerdem dürften die Ortsteile Brombach und Hauingen nicht zu sehr durch den zusätzlichen Busverkehr belastet werden. Auch sie bemängelte, dass den Stadträten nicht bekannt gewesen sei, dass die Shuttlebus-Lösung „so lange Zeit andauert“.

„Es kann nicht sein, dass es 14 Jahre dauert, das zweite Gleis zu bauen“, betonte Matthias Lindemer (Freie Wähler) und bemängelte „viel zu viel Bürokratie im System“. Die Befürchtung, dass „nichts so lange hält wie ein Provisorium“, äußerte Wolfgang Koch (AfD).

Jetzt lautet die Devise laut Lutz „maximalen Druck aufbauen“, damit die Regio-S-Bahn das Klinikum nicht Jahrzehnten links liegen lässt.

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