Lörrach Saftiger Sound und Glückshormone

Die Oberbadische
Foto: Dorothee Philipp Foto: Die Oberbadische

Stimmen I: Gleichwertige Stimm-Künstler im Rosenfelspark: D/Troit und Flore M

Von Dorothee Philipp

Lörrach. Da sage einer, Supports seien nur Lückenfüller vor dem Auftritt der großen Stars: Beim zweitletzten Konzert des Stimmen-Festivals 2019 erlebte man im Rosenfelspark zwei ebenbürtige Formationen mit Starpotenzial. Die junge Französin Flore M und ihr Ensemble, die den Abend eröffneten, haben das Zeug für die ganz große Bühne. Und D/Troit aus Dänemark begeisterten bei Stimmen 2018 in Arlesheim als Support und dieses Mal als Hauptact.

Sie hält, was sie versprochen hat, die Truppe aus dem hohen Norden: Zu acht zelebrieren sie einen vollen, saftigen Sound, rau und kantig mit harten Beats und satten Riffs. Nostalgietupfer setzt das Quengeln des Keyboards im Hammond-Orgel Sound. Angedeutete Slapstick-Komik produzieren die beiden wie Binäre auftretenden Gitarristen, Saxofon und Trompete setzten strahlende Brass-Akzente, und die zwei Drummer im Hintergrund werkeln auf Handtrommeln und klassischem Schlagzeug.

Dieser plastische Sound ist schon konzertmäßig gut und würde einen Abend lang Spaß versprechen, aber da kommt dann auch noch Frontmann und Sänger Toke Bo Nisted ins Spiel, der schon optisch den vollen Kontrast zu den andern bietet: Dort Anzug, Hemd und Krawatte, hier der Arbeiter aus „D/Troit“ mit Schiebermütze und aufgekrempelten Ärmeln, der sich wie ein Springteufel auf der Bühne abrackert, die Hüften à la Elvis kreisen lässt und sich gerne und ausführlich in den Schritt fasst. Wie ein Wildbach reißt das Oktett alles fort, was sich nörgelnd in den Weg stellen könnte.

Da und dort verschafft sich aber auch soulige Sanftheit Gehör. „10 Outta 10“ soll laut Nisted nur von Sex handeln, die Bühne leuchtet in tiefem Rot, und da kommt dann doch eine hinreißende, lange Instrumentalpassage, bei der die Truppe eine kreative Musikalität an den Tag legt, die einfach Freude macht. Genial das von AC/DC inspirierte Medley und der Song mit Botschaft: „People Need People“. Die Lieder widmen sie mal den großen Vorbildern, mal dem Stimmen-Orga-Team, mal allen Menschen auf der Welt außer zwei Personen – Johnson und Trump.

Freedom und Love branden mit berserkerhafter Energie von der Bühne herunter und bringen das Publikum zum Tanzen und Klatschen. Erst nach vier Zugaben, von denen „Hurricane“ das ganze Set gut charakterisiert, ist Schluss.

Zurück zum Anfang: Flore M und ihre beiden Musiker aus Straßburg faszinieren vom Fleck weg mit emotionalem und überbordend fröhlichem Gospel-Sound, der die Glückshormone aktiviert. Diese kraftvolle junge Stimme, die energisch fordern und zärtlich wispern kann, gehört einer umwerfend schönen schwarzen Frau, die so direkt und unverfälscht rüberkommt, dass sich niemand diesem Bann entziehen kann.

Auch ihre Botschaft ist Freiheit und Liebe, verpackt in kraftvolle, rhythmisch aufgeladene Musik, die unter die Haut geht. „The Spirit“ weht mächtig durch den abendlichen Rosenfelspark. Man möchte Flore M gerne im nächsten Jahr wieder – und dann länger hören.

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