Lörrach Sagenhafte Technik und Souveränität

Die Oberbadische
Überzeugend: Christina Brabetz und Nicolai Gerassimez Foto: Veronika Zettler Foto: Die Oberbadische

Junges Podium: Christina Brabetz (Violine) und Nicolai Gerassimez (Klavier) begeisterten im Burghof

Von Veronika Zettler

Lörrach. Den musikalischen Höhepunkten in der Reihe der Sparkassen-Konzerte Klassik im Burghof wurde am Sonntagvormittag ein weiterer hinzugefügt. Dafür sorgten zwei junge Ausnahmekünstler.

Christina Brabetz (Violine) und Nicolai Gerassimez (Klavier). Beide können auf eine Reihe beachtlicher Erfolge verweisen. Gerassimez, 1985 in Essen geboren, gilt als einer der führenden Pianisten seiner Generation. Seit 2011 unterrichtet er an der Musikhochschule in Rostock. Die 23-jährige Christina Brabetz, in Namibia geboren und in Südafrika aufgewachsen, lässt in ihrem Lebenslauf das Wunderkind erahnen. Mit 13 bestand sie die Aufnahmeprüfung an der Hochschule für Musik in Detmold und wurde gleichzeitig an der Konservatorium Privatuniversität Wien aufgenommen. Unter anderem gewann sie den Tonali Grand Prix und den Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen. Begleitet von Nicolai Gerassimez gibt sie derzeit ihr Rezital-Debüt.

Den Auftakt machte Joseph Joachim (1831-1907) mit der Romanze aus dem Frühwerk „Drei Stücke für Violine und Klavier“ (1852). Im Interview zu seiner Joachim-Hommage „The Romantic Violinist“ (2011) attestiert Daniel Hope dem Werk „eine gewisse jugendliche Zartheit“ – gerade die ist es, die Christina Brabetz mit ihrem kantablen Spiel zum Leuchten bringt. Schimmert in der Romanze noch der Einfluss von Joachims Lehrer-Förderer Mendelssohn Bartholdy auf, macht sich in den Stücken zwei und drei Liszt als Impulsgeber bemerkbar.

Auch Beethoven wurde von Joachim innig verehrt. 13 Jahre alt war der Geiger, als er 1844 mit Beethovens damals fast vergessenem Violinkonzert op. 61 unter Mendelssohns Leitung in London debütierte. Brabetz und Gerassimez haben dagegen die Kreutzersonate im Programm.

Nach der Pause folgte die Sonate für Klavier und Violine von César Franck sowie Maurice Ravels Csárdás-inspirierte Konzertrhapsodie „Tzigane“. Zugabe: „Jamaican Rumba“ von Arthur Benjamin (1893-1960).

Christina Brabetz überzeugt mit sagenhafter Technik und Souveränität, nimmt mit ihrer Anmut aber auch optisch für sich ein. In Francks Violinsonate, geschrieben für den Virtuosen Ysaÿe, gelingt Nicolai Gerassimez großartig die anspruchsvolle Eröffnung zum Allegro. Beeindruckend ist die schillernde, energisch zupackende Interpretation des vierten Satzes durch Christina Brabetz. Ein anerkennendes Raunen geht durchs Publikum, als das Duo bei Ravels berühmtem „Tzigane“ zu temperamentvoller Hochform aufläuft (und damit an die stürmische Coda aus Francks Sonate anknüpft).

Unter den zigfach eingespielten Interpretationen gibt es einige, in denen die vom Violinisten geforderte Kunstfertigkeit das Klavier in den Hintergrund drängt. Hier aber erspielt sich Gerassimez die Position des temperamentvollen Gegenpols. Das dynamische Zusammen- und Wechselspiel bietet ebenso viel Hörgenuss wie das mit elegischem Schwung vorgetragene Eröffnungssolo.

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