Basel Saison startet mit Kolik

Die Oberbadische
Programmvorstellung in der Bar du Nord mit Désirée Meiser (Mitte), Leiterin des Gare du Nord. Foto: Veronika Zettler Foto: Die Oberbadische

Programm: Im Basler „Gare du Nord“ gibt es in der kommenden Saison viel zu entdecken

Von Veronika Zettler

Basel. Mit allen Veranstaltungsplakaten, Flyern und Programmheften kommt ein stattliches Päckchen zusammen: Der „Gare du Nord“ im Basler Badischen Bahnhof hat am Donnerstag sein neues Saisonprogramm 2018/19 vorgestellt, prall gefüllt mit Uraufführungen und innovativen Formaten.

Gleich zum Saisonauftakt am 18. Oktober präsentiert der „Bahnhof für neue Musik“ eine ungewöhnliche musiktheatrale Bearbeitung. Mit „Kolik“ verwenden Komponist Jannik Giger, Regisseur Benjamin van Bebber und Klangkünstler Leo Hofmann das gleichnamige Werk von Rainald Goetz als Ausgangsbasis, um den „Sterbemonolog eines sehr zornigen, sehr verzweifelten Egos nach einem gewaltvollen und widersprüchlichen Leben“ (Bebber) in ein vielstimmiges Solo für und mit Sarah Maria Sun zu übersetzen. Die Sopranistin, eine der wichtigsten Interpretinnen zeitgenössischer Vokalmusik, wird bei dem szenischen Oratorium von einem achtköpfigen Instrumentalensemble begleitet.

Ensemble der Saison

Das Basler Mondrian Ensemble - seit 15 Jahren häufig zu Gast im Gare du Nord - ist in den kommenden Monaten als „Ensemble der Saison“ mit mehreren durchweg spannenden Aufführungen vertreten. So präsentieren die vier Musikerinnen in der Serie „Mondrian and Friends“ mit jeweils einem Gast pro Konzert eigens für sie neu komponierte Werke von unter anderem Carlo Ciceri, Edu Haubensack und Thomas Wally. Vor der Uraufführung von Haubensacks „No Reality“ am 18. Februar geben Quartett und Komponist einen vertieften Einblick in Steinklang-Musik, wie Mondrian-Cellistin Karolina Öhman bei der Programmvorstellung erklärte.

Musiktheaterformen

Als Herzensangelegenheit bezeichnet Désirée Meiser, Leiterin des Gare du Nord, die Reihe „Musiktheaterformen“. Diesmal locken acht verschiedene Produktionen aus den Bereichen Kammeroper, instrumentales Theater, Théâtre musical und experimentelles Theater. Eine davon mit dem Titel „End Of The Line“ (Regie: Ann Allen) versteht sich als „psychologische, interdisziplinäre Interpretation“ von Poulencs Mono-Oper „La Voix Humaine“, die wiederum mit der Schweizer Erstaufführung von Michael Jarrells Etude für Klavier und einer komponierten Improvisation von Ludovic van Hellemont verbunden wird (22. bis 24. November).

In die Welt des musikbegeisterten Reformators Zwingli versetzt am 19. und 20. Dezember der Musiker und Schauspieler Jürg Kienberger das Publikum. Auf ein Schlagzeugtrio-Konzert am 9. Januar folgt am 30. Januar das Musiktheater „Otto“. Anhand der gleichnamigen, eigens entwickelten Instrumentalskulptur (in Anlehnung an die im Ersten Weltkrieg entstandenen Musikinstrumente aus Schrott und Müll) folgen Cellistin Céline Papion und weitere Künstler den Spuren eines Soldaten durch den Krieg.

Am 12. Februar lotet der Komponist Christian Henking inspiriert von Georg Trakl das Phänomen des Nichtverstehens aus. Schließlich begegnet Tim Krohns Erzählung „Matratze bester Machart“ am 19. März in der Vertonung von Leo Dick als Symbiose von Kammermusik und elektroakustischen Klängen von Fundstücken aus verschiedenen Dekaden. Zu zwei Abenden gibt es das beliebte „Pot au Feu“ mit dem Musikwissenschaftler Roman Brotbeck: Bei Suppe und Wein kann man nach der Aufführung das Gehörte in der Bar du Nord besprechen.

Knabenkantorei und Arciorgano

Auch in seinen weiteren Reihen bietet der Musikbahnhof viel Programm, etwa in der Reihe „Route des Voix“, die sich allen Facetten der menschlichen Stimme widmet. Hervorgehoben sei die Koproduktion „Im Nebel“, die auf Otto Nebels expressionistischem Anti-Kriegsgedicht „Zuginsfeld“ basiert und nach einer Komposition von Till Löffler von der Knabenkantorei Basel interpretiert wird (6./7. November).

In der Reihe „Von Zeit zu Zeit“ erkunden Musiker das Spannungsfeld zwischen Alter und Neuer Musik in diesmal fünf Veranstaltungen. Eines der Glanzlichter firmiert am 20. Mai unter dem Titel „Illuminationen I“. Im Mittelpunkt steht das Arciorgano, eine mikrotonale Orgel aus der Renaissance mit 36 Tasten pro Oktave. Das Instrument erklingt gepaart mit traditionellen serbischen Gesängen.

Auch in dieser Saison gibt es die Kammermusikreihe „Promenaden“ und natürlich die Serie „Mittendrin“, bei der Schulklassen Einblicke in musikalische Proben sowie Kompositions- und Arbeitsweisen erhalten.

Die „Looping Journey“, Kooperation des Gare du Nord mit dem Kunstmuseum Basel, hat bereits in der vergangenen Saison begonnen und wird aktuell fortgesetzt: Drei Basler Laienchöre entwickeln durch Improvisation neue Werke, die im Mai im Gare du Nord aufgeführt werden.

Weitere Informationen: Das vollständige Programm gibt es im Internet unter www.garedunord.ch.

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