Lörrach Sanftheit neben elementarer Wucht

Die Oberbadische
Im Schummrig-mystischen: FinkFoto: Dorothee Philipp Foto: Die Oberbadische

Stimmenfestival: Fink spielte und sang zum Abschluss des Festivals im Burghof

Von Dorothee Philipp

Lörrach. Seine Silhouette materialisiert sich im wabernden Bühnennebel, lang und ruhig schwingt der Sound, gezackt von kernigen Beats, für die gleich zwei Drummer sorgen: Finian Paul Greenall alias Fink, Musiker aus Bristol mit neuer Heimat in Berlin und seine Band sorgten im gut besuchten Burghof für einen gelungenen Abschluss des Stimmenfestivals.

Sein jüngstes Album „Resurgam“, erschienen 2017, bildete das Rückgrat des Konzerts und der Titelsong die stimmige Einleitung in einen Abend, der ganz von ruhigen Pulsen und mit langem Atem aufgebauten Sequenzen lebte. Die Lichtshow blieb weitgehend im Schummrigen mit Dominanz von mystischem Blau und Violett, die fünf Musiker auf der Bühne waren meist nur in Umrissen zu erahnen, was eine narzisstische Selbstdarstellung unterbindet. Man sah nicht einmal richtig, wie sie angezogen waren. Dunkel auf jeden Fall.

Die Songs von Fink bauen oft durchgehend auf einem einzigen Grundton auf, der wie ein Gravitaionsfeld die Melodiefragmente immer wieder zu sich heranzieht. Dabei werden die langen Töne meditativ modelliert und umspielt, der Gitarrensound – mit Fink und den beiden Drummern sind noch zwei Gitarristen auf der Bühne – auf alle Raffinessen ausgetestet. Ein bisschen klingt es manchmal auch nach Depeche Mode. Die Pulse der Schlagzeuger strukturieren das Geschehen mal als ruhiges Dahinfließen, dann wieder mit wirbelnden Stromschnellen. Die harten Beats mit erfrischenden Reminiszenzen an den guten alten Rock’n‘ Roll treffen direkt in den Solarplexus. Fink hat, wenn er singt, etwas von einem Prediger oder Schamanen, jedenfalls kommt er sehr spirituell rüber, steht meist mit geschlossenen Augen am Mikro. Der schmale Kopf, das markante Profil und der akkurat gestutzte, üppige Vollbart unterstreichen das noch. Ein Geläuterter.

Seine Texte drehen sich um Seelenbilder wie Abschied, Sonnenaufgang, Einsamkeit: Resurgam steht Lateinisch für „ich werde auferstehen – I will rise up“ ein archaischer Traum der Menschheit, gefasst in Musik, die man auch ohne Worte verstehen würde. Bei Fink fasziniert von Anfang an diese unglaubliche Mischung aus Sanftheit und elementarer Wucht, ein Kritiker hat es auf den Punkt gebracht, als er schrieb: „…spannende Singer-Songwriter-Musik, aber als Begleitung für die nächste Yogastunde zu sperrig“.

Das Publikum geht von Anfang an intensiv mit, viele kennen die Songs und brechen in ekstatische Jubelrufe aus, kaum dass die ersten Takte angespielt werden. Mit einer artigen Begrüßung hat Fink nichts am Hut, die Truppe spielt die ersten Lieder quasi nonstop. Doch später lobt er mehrfach fast schüchtern „thank you, you are very nice“.

Und auf einmal hört man einen ganzen Urwald wispern und rascheln, es beginnt nach Räucherstäbchen zu riechen. Kobaltblau strahlt es von hinten unten in die tanzenden Schatten der Musiker: „We fall into the night“ – dramatischer geht es kaum; und dann der abrupte Wechsel: „We fall into the light“ – das Licht flammt in strahlendem Orange, der Sound ballt sich zu mächtigen Akkorden, das deprimierte Moll weicht einem euphorischen Dur.

Überhaupt ist die harmonische Sprache von Finks Musik ebenso wie ihre Rhythmik klar konturiert, man findet sich trotz immer wieder überraschender Wendungen und Soundelemente in ihr gut zurecht, sicher auch ein Grund für ihre große Fangemeinde.

Statt einer Vorgruppe hat Stimmenchef Markus Muffler diesmal einen Dokufilm gezeigt, den die Band selbst zusammengeschnitten hat und der im Zeitraffer die Geschichte von Pop und Rock Revue passieren ließ. Mit witzigen Schnipseln, in denen ein bubihafter Mick Jagger Interviews gibt, ein außer Rand und Band geratener David Bowie Musikinstrumente zertrümmert, Oprah Winfrey die „Beastie Boys“ vorstellt und die Männer diese heute unglaublich doof wirkenden 70er-Jahre–Frisuren haben. Die Collage bot auch einen spannenden Querschnitt durch die Technik der Tonträger und Aufnahmegeräte und sorgte, was das Bühnendesign oder die Lichteffekte anging, bei den Älteren für so manche Erinnerung an wilde Zeiten. Ein toller Abend, stimmig, stimulierend und auch ein wenig nostalgisch.

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