Schattengefechte, dunkel und licht

Von Dorothea Gebauer

Lörrach. Eine einsame Figur steht vor einer riesigen, dunkelroten Leinwand und tanzt. Hände und Arme sind in flirrender Bewegung. Sie verwandeln sich zu Flügeln eines riesigen magischen Vogels, der am Himmel seine Kreise zieht und die Weiten sucht. „Shadows in motion“ der Jon Lehrer Company ist Tanz, der transzendiert, der das, was im Boden gefangen zu sein scheint, befreien möchte. Farbige Projektionen erhöhen das Getanzte und sprengen Grenzen, entlang derer kühnste und unterschiedlichste Tanzgenres für immer neue Erlebniswelten sorgen.

Dazu dient berstende Kraft, liefern Akrobatik und ehrgeizige Aufstellungen der Choreografie Stoff für Fantasie, Vision und Traum. Einem Trommelschlag gleich folgt eine kurze, heftige Darbietung nach der anderen, wechselt auf eine symbiotisch verschlungene Gruppe die freie Auseinandersetzung des tanzenden Paars. Das geschieht rasant, in beinahe atemlosen Tempi, mit immer neuen Effekten, Kostümen, Motiven, Klangwelten und visuellem Rausch. Mal tauchen die Tänzer zwischen auf der Bühne dahin gleitenden Wolken auf, mal verschwinden sie hinter über große Tücher angedeuteten Wänden. Sie gleiten und schweben, sie kämpfen und stampfen. Sanftheit trifft auf Härte, Schweben auf Geerdetsein, immer fokussiert, immer eindringlich und betörend.

Darin kommt dem kehligen Gesang etwas Kultisches zu. Er mutet zuweilen an wie animistische Gebete, jener, die die Götter beschwören. Getanzt wird gelegentlich um eine Mitte, von flehender Gebärde und gestischem Gemurmel umkreist. Tanzthemen erinnern an die griechische Mythologie: Ewiger Kampf, Aufbegehren und Aufruhr. Dazwischen blitzen archaische Momente auf. Solche von unbekümmerter Lebensfreude, von Liebe und Zärtlichkeit.

Der Abend bot Zauber, Magie, berauschende Ästhetik und zahllose Effekte. Fürs Auge eine Wonne, ein Sinnesrausch sondergleichen. Der bis zum letzten Platz gefüllte Burghof tobte.