Lörrach Schnitzelbänggler ziehen durch Lörrach

Alexandra Günzschel
Die Märtwiiber Foto: /Alexandra Günzschel

Von Trump bis zur Tigermücke reichte die Themenpalette der Cliquen beim Zügelabend. Und es gab Bemerkenswertes zu erfahren.

Einige Themen wie die Wiederwahl von Trump, der ESC in Basel, tiefe Haushaltslöcher und die Cannabislegalisierung drängten sich regelrecht auf. Und so taten die Schnitzelbänggler beim Zügelabend durch die Ortsteile das, was sie am besten können: Sie nahmen es mit Humor.

Zehn Cliquen

Zehn Cliquen gaben sich am Freitagabend an fünf Standorten die Klinke in die Hand. Einer dieser Veranstaltungsorte ist das Gasthaus Linde in Haagen. Dort wirkt gegen 19.30 Uhr noch alles wie in einer sehr vollen, aber ansonsten normalen Pizzeria. Wenige Minuten später haben die Narren das Lokal fest im Griff. Mal mit gesprochenen Versen, mal mit Gesang lassen die Cliquen das vergangene Jahr heiter Revue passieren. Dabei werden die Themen von liebevoll gemalten Helgen veranschaulicht. Diese Bilder sind fester Bestandteil eines Schnitzelbankabends in der alemannischen Fasnacht.

Lästige Tigermücke

Auf dem Podest im Gastraum machen die Schrobbechöpf us Stette den Anfang. Für die lästige Tigermücke schlagen sie eine Umsiedlung nach Hauingen vor, wo es dann doch bitte die „Mugge-Dätscher“ mit den Eindringlingen aufnehmen sollen. Auch erzählen sie von einem lustigen Kaffeekränzchen, bei dem die Kekse vom Enkel eine gewichtige Rolle gespielt haben sollen. Und wie immer kommt die Clique bei ihren Betrachtungen zu einem eindeutigen Ergebnis: „Hätte sie doch lieber Schittli gespalte!“

Verseschmiede Foto: Alexandra Günzschel/Alexandra Günzschel

Die Chruttschlämpe Clique aus Hauingen versucht dem allgemeinen Wahnsinn mit Verständnis zu begegnen. „Mir düen des verstoh!“, singt die Clique nach jedem ihrer Verse - das Publikum ist dazu eingeladen mitzusingen.

Ganz leicht fällt es ihnen dann aber doch nicht, das alles zu verstehen – beispielsweise die allzu blauen Wahlstatistiken, den überbordenden Einkaufstourismus oder auch die Problembären allerorten.

Frauenpower

Das man die Bühne auch zu dritt rocken kann, zeigen im Anschluss die drei Frauen von der Schnitzelbank Rätschgosche, einer kleinen Familiengruppe, wie sie sagen. Vom Bahnhof bis zum Aicheleknoten haben sie sich in Lörrach ganz genau umgeschaut.

Wie gewohnt gab es wieder reichlich Seitenhiebe, um die lieb gewonnene Feindschaft zu Weil am Rhein zu zementieren. Lörrachs Nachbarstadt provozierte in diesem Jahr zusätzlich mit einem arroganten Fasnachtsmotto: „Wo mir sin isch obe!“ Das konnte selbstverständlich so nicht stehenbleiben. Die Soggeflicker hatten aus diesem Anlass sogar Udo Lindenberg zu Gast. Der besang den „Sonderzug nach Wiil am Rhy“: „Häsch die Friedensbruck überquert, isch di Läbe nüd mehr wert“, heißt es in diesem denkwürdigen Song. Bei einem prominenten Gast bleibt es aber nicht: Ein echter Brüller ist danach auch der Auftritt von Nemo, bei dem die Schrägheit des Kostüms mit der des Gesangs perfekt harmoniert.

Pleitegeier

Der Pleitegeier zieht sich schließlich durchs Programm der Rüebe Waggis, die als Gegenmaßnahme für den Burghof Schließtage vorschlagen. Die Stettemer Frösch wiederum setzen auf bekannte Melodien, um ihren Unmut kundzutun. „Über den Wolken“ widmet sich dem Hanfanbau, während „Schrei nach Liebe“ dem Größenwahn von Trump gewidmet ist.

Seit 45 Jahren ist die Schloss-Düüfel Clique nun dabei. Aus diesem Anlass testen sie ihre alten Reime und Helgen auf Aktualität. Und siehe da - es funktioniert: Obwohl nun keine Frau mehr im Rathaus sitzt, ist Lörrach noch immer pleite, der Schilderwald ist sogar dichter geworden, und auch weiterhin wollen die Düüfel keine Witze über Trump reißen, denn „Värs über Behinderti sin absolut tabu!“

Kochende Stimmung

Die Stimmung in der Gaststätte kocht über, als die Märtwiiber auftreten. Die Deutsche Bahn, die FDP, der Biber und der ESC – die Themen sind vielfältig. Anschaulicher als alle anderen untermalen sie den drohenden Lörracher Sperrbezirk mit einer kongenialen Tabledance-Nummer, bei der kein Auge trocken bleibt. Trotz einer beginnenden Verzögerung im Zeitplan erklatschen sich die Zuschauer eine Zugabe.

Dubai-Schokolade

Im Anschluss daran haben es die beiden „BaRocker“ als Newcomer nicht leicht, wie sie selbst bemerken, zumal sie gleich zu Beginn mit einem heiklen Geständnis herausrücken: „Wir sind aus Weil am Rhein.“ Als Angehörige der Hauinger Fasnacht wird ihnen jedoch schnell verziehen.

Den Abschluss in der Linde machen an diesem Abend die Stettemer Wöschwiiber mit Versen und Helgen zu Dubai-Schokolade, Chat-GPT und Co.

Wer diesen Abend verpasst hat, erhält bald weitere Gelegenheiten, einen zügellosen Zügelabend zu erleben.

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