Lörrach Schön und gefährlich

Die Oberbadische
Mit lautem Getöse brach dieser riesige Ast von einem Baum im Salzertwald ab und landete direkt auf einem vielbenutzten Waldweg. Foto: Guido Neidinger Foto: Die Oberbadische

Interview: Die größte Gefahr geht im Wald von Zecken aus / Auch Äste können herabstürzen / Vorsicht beim Balancieren auf Holzstämmen

In Rickenbach stürzte während eines Unwetters kürzlich ein Baum auf ein Zeltlager und tötete einen Jugendlichen. Auf Madeira hat ein umstürzender Baum in diesen Tagen 13 Menschen erschlagen. Im Salzertwald brach nach den Stürmen plötzlich ein riesiger Ast ab. Glücklicherweise kam niemand zu Schaden. Über Gefahren, die im Wald lauern, sprach Guido Neidinger mit Hubertus Stratmann, dem stellvertretenden Forstbezirksleiter beim Landratsamt Lörrach.

Die größte Gefahr im Wald ist der Zeckenbiss. Gerade in unserer Region haben die Zecken einen hohen Infektionsgrad mit Borreliose und FSME. Wir, die wir sehr häufig im Wald unterwegs sind, sind alle gegen FSME geimpft, gegen Borreliose gibt es keinen vorbeugenden Schutz. Im Wald kann natürlich auch schon mal ein Ast abbrechen, aber die Gefahr, im Haushalt einen Unfall zu erleiden ist viel größer als von einem herunterfallenden Ast erschlagen zu werden oder von einer angeschossenen Wildsau angegriffen zu werden. Ich selbst jage seit 26 Jahren, und mir ist so etwas noch nie passiert.

Grundsätzlich gilt im Wald freies Betretungsrecht und zwar rund um die Uhr. Allerdings ist es ratsam, sich nicht im Wald aufzuhalten, wenn intensiv gejagt wird. Das ist vor allem morgens nach und abends vor der Dämmerung. Wobei es kein Problem ist, auch dann auf Waldwegen spazieren zu gehen, da meist nicht in der unmittelbaren Nähe solcher Wege gejagt wird. Allerdings kann ich mich an einen Fall erinnern, dass frühmorgens das Pferd eines Reiters gescheut hat und durchgegangen ist, weil es sich vom Knall eines Schusses erschreckt hat. Natürlich ist es auch keine gute Idee, sich bei einem Gewitter oder während eines Sturms im Wald aufzuhalten. Während der Holzernte ist es nicht erlaubt, gesperrte Bereiche zu betreten. Leider werden solche Sperrungen immer wieder missachtet.

Entlang von Waldwegen werden die Bäume nicht auf ihre Sicherheit inspiziert. Hier gibt es keine rechtliche Vorgabe.

Die jüngsten Gerichtsurteile besagen, dass das Herunterfallen eines Astes eine waldtypische Gefahr darstellt, mit der der Besucher rechnen muss. Entlang öffentlicher Straßen sieht das allerdings anders aus. Hier obliegt dem Waldbesitzer eine Verkehrssicherungspflicht. Dies gilt auch für ausgewiesene Wanderparkplätze oder Grillplätze. Dort müssen Bäume begutachtet werden. Gegebenenfalls müssen trockene Äste auch herausgeschnitten werden.

Generell gilt – wie bereits gesagt – das freie Betretungsrecht des Waldes. Ausnahmen bilden Kulturen und Dickungen mit kleinen Pflanzen oder auch, was aber selten vorkommt, Flächen mit besonderem Wildschutz. Insgesamt kann man sagen: Von diesen Ausnahmen abgesehen darf der gesamte Wald betreten werden.

Sie sollten vor allem beachten, dass pro Tag und pro Person nur ein Kilo Pilze gesammelt werden dürfen. Außerdem sollten Pilzsucher im Hinblick auf die Jagdausübung und damit letztlich auch zu ihrer eigenen Sicherheit nicht in den frühen Morgen- und den Abendstunden möglichst auf allen Vieren im Unterholz herumkriechen.

Das Geocaching ist eine neue Form der Erholung, auch im Wald. Damit müssen wir uns alle auseinandersetzen. Im Forstbereich kommt es durch die Geocacher kaum zu Problemen. Größer ist das Konfliktpotenzial im Jagdbereich. Die meisten Geocacher sind ahnungslos und wissen gar nichts von ihrer potenziellen Störung des Wildes sowie des Jagbetriebes. Inzwischen aber gibt es auch Kontakte zwischen Jägern und Geocachern.

Mit etwas gutem Willen auf beiden Seiten und entsprechenden Absprachen kann man die meisten Probleme entschärfen.

Grundsätzlich ist es nicht erlaubt. Aber verhindern kann man das ja nicht. Die Holzrücker sind angewiesen, das Rundholz so zu stapeln, dass es verkehrssicher ist, also nicht verrutschen kann. Aber selbst wenn das gewährleistet ist, lassen sich nicht alle Gefahren vermeiden, zum Beispiel bei Nässe ist das Herumbalancieren auf den Holzstämmen gefährlich. Andererseits spricht nichts dagegen, beispielsweise auf einem dicken Eichenstamm mit rauer Borke zu balancieren. Hier ist jeder für sich selbst verantwortlich. Pädagogen oder Lehrer tun bei Waldausflügen aber gut daran, ihren Kindern das Toben auf Rundholzpoltern nicht zu erlauben.

In solchen Fällen sollte man das zuständige Forstamt kontaktieren. Der Förster wird dann erst einmal schauen, wer dafür zuständig ist. Schließlich gibt es häufig mehrere Waldbesitzer. Ich bitte deshalb um Verständnis, wenn es ein paar Tage dauert, bis ein solcher Baum auseinander geschnitten und weggeräumt ist.

Was ist am und im Wald am gefährlichsten?

Wann sollte man den Wald besser meiden?

Was wird von den Waldbesitzern zur Sicherheit getan?

Darf man die Waldwege eigentlich verlassen?

Worauf sollten Pilzsucher achten?

Wie stehen Sie zu den Geocachern, die manchmal bis in die Nacht hinein in den Wäldern per GPS imaginäre Schätze suchen?

Vor allem Kinder werden magisch angezogen von aufgeschichtetem Langholz. Ist das Herumklettern auf solchen Holzstößen erlaubt?

Was sollte man tun, wenn beim Spaziergang plötzlich ein Baum quer liegt?

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