Lörrach Schönste Töne mit Tiefgang

Dorothee Philipp
Kulturoase: Steffi & Salz bei ihrem Auftritt im Garten des Nellie Nashorn Foto: Dorothee Philipp

Gesang: Sommer im Hof: „Steffi & Salz“ brillieren auf der Open Air-Bühne des Nellie Nashorn

Lörrach - Neunmal „umsonst & draußen“: Das Nellie Nashorn, immer schon ein schöner Ort für Kunst und Kultur, ist in diesem Sommer zu einer Oase geworden, wo durch die Corona-Krise kulturell ausgehungerte und dem geistigen Verdursten nahe Menschen reichlich Nahrung finden. So auch an dem lauen Sommerabend am Freitag, als die kleine Bühne unter den alten Bäumen Steffi Lais und ihrem Partner „Salz“ gehörte.

Wer die Sängerin aus Schopfheim noch nie live erlebt hat, ist gleich zweimal auf der Stelle hingerissen. Mit ihrer vor Lebensfreude sprühenden Moderation in schönstem Wiesentäler Alemannisch schafft sie sofort eine Aura von Lässigkeit und Wohlbefinden. Und dann, wenn sie die ersten Töne singt, ist da dieser phänomenale, samtweiche Alt. Da horcht man auf, da will man keinen Ton verpassen.

Ausdrucksstark und leise, pointiert und facettenreich

Ihr Partner, Ehemann Daniel Maier oder kurz „de Salz“, geht auf diese ausdrucksstarke Stimme ein mit leisem, pointiertem und facettenreichem Spiel auf der Akustik-Gitarre. Zwei Stunden lang präsentieren die beiden Titel, mal bekannt, mal für die meisten neu, zum Teil ganz „frisch aus Lais-Maiers Wohnzimmer gecovert“. Auch Altbekanntes wird in der Version von „Steffi & Salz“ zu einer aufregend neuen Hörerfahrung, und immer ist der Text mit seiner Botschaft, seinem Erzählen, die wichtigste Komponente. „I’m an Englishgirl in New York“ – in ihrer Fassung erhält der Song von Sting eine neue Dimension, in der eine starke Frau eine große Rolle spielt.

Die stilistische Handschrift der beiden ist klar, ehrlich und unverbraucht. Auch wenn Steffi erzählt, dass sie viele Stilrichtungen mag, vor allem Soul und „ein bisschen Funk“, vieles „außer Ballermann und Volksmusik“ und auf keinen Fall etwas mit sexistischen Texten. Dafür erhält sie vom vorwiegend weiblichen Publikum einen lebhaften Extra-Applaus.

Man kann sich treiben lassen an diesem Abend, die Musik hält einen hellwach. Andreya Triana, die Bands Wolfpack oder Jamiroquai, Gregor Meyle und Alin Coen werden in den Versionen von Steffi & Salz zu aufregenden Neuentdeckungen, die immer auch thematischen Tiefgang vermitteln. Wenn Steffi Ed Sheerans „Happier“ singt, ist ihre Stimme wie ein Seismograph, der die Seelenstürme und Stimmungsumschwünge dieses Trennungsdramas mit feiner Nadel nachzeichnet. Mit Jaques Brels Chanson „Amsterdam“ setzt sie dem Publikum auch „harte Kost“ vor. Ein großer Griff, der gelingt. Rau, rissig, die Klischees von Matrosenleben und Hafenromantik wie ein Orkan wegfegend. Steffi Lais hat die Stimme für sowas.

Introvertiert und fast philosophisch dann John Mayers „Fathers be good to your daughters“. In Steffis Version werden die Töchter aber nicht alle zu Müttern: „they might turn into mothers“. Selbstbestimmt ist die Frau. Auch das Bedürfnis nach schmusigem Balladenton kommt an diesem Abend nicht zu kurz: „Soo schee“, seufzt jemand, als die Steffi & Salz-Version von „Landslide“ von Fleetwood Mac verklungen ist. Und auch hier birgt der Text allerhand Nachdenkliches.

Um zehn Uhr muss leider Schluss sein. Man geht ungern.

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