Eine Häufung solcher Unfälle konnte Polizei-Pressesprecher Jörg Kiefer gestern auf Anfrage trotz der beiden jüngsten Fälle nicht bestätigen. Die Polizeistatistik für Lörrach (siehe Info) hat im Jahr 2015 fünf „Dooring-Unfälle“ gezählt, 2016 war es einer und 2017 drei Fälle. Die Zahlen für 2018 liegen noch nicht vor: „Bislang ist im Stadtgebiet Lörrach für das vergangene Jahr kein Fall bekannt, aber möglicherweise gibt es hier eine Dunkelziffer“, sagte Kiefer auch im Hinblick auf Beinaheunfälle.
Zur Vermeidung der „Dooring-Unfälle“, die eine fahrlässige Körperverletzung darstellen, rät die IG Velo Autofahrern vor dem Aussteigen nicht nur in den Außenspiegel, sondern auch über die linke Schulter nach hinten zu schauen. Öffne man die Fahrertür konsequent mit der rechten Hand, wandere der Blick durch das Drehen des Oberkörpers automatisch nach hinten.
Radfahrern empfiehlt die IG Velo: „Sie sollten mindestens einen Meter Abstand zu parkenden Autos halten und bei parkenden Autos immer in der Mitte der Fahrspur fahren.“ Bei vorhandenen Schutzstreifen sei dieser bei parkenden Autos möglichst weit links zu nutzen: „Das Rechtsfahrgebot gilt selbstverständlich auch für Radfahrer. Aber man muss nicht so weit rechts fahren, dass man sich selbst in Gefahr bringt.“
Gleichzeitig stellt die IG Velo Forderungen an die Verwaltung: Bei der Anlage von Radschutzstreifen sollten grundsätzlich keine parkenden Autos am Fahrbahnrand zugelassen werden und wo diese vorhanden sind, müsse ein mindestens 80 Zentimeter breiter Sicherheitsstreifen markiert werden.
Radspuren sollten mit deutlichem Abstand zu den parkenden Fahrzeugen angeordnet werden. Die Breite des Schutzstreifens müsse das gesetzlich verankerte Höchstmaß von 1,60 Meter ausschöpfen. „Die derzeitigen Radschutzstreifen markieren zum Beispiel in der Basler Straße genau den Bereich, in dem Radfahrer nicht sicher sind“, beklagt Gerd Wernthaler.
Die IG Velo will im Frühjahr durch eine Aktion Auto- und Radfahrer darauf hinweisen, wie solche Unfälle verhindert werden können. „Wir hoffen dabei auf Unterstützung der Stadtverwaltung und der Polizei“, schreiben die Sprecher der Lörracher IG Velo, Stephan Hundertmark und Gerd Wernthaler.
Parkplätze für Eltern und Patienten angelegt
„Natürlich sind wir gerne bereit, mit der IG Velo darüber zu sprechen“, erklärte Stephan Meier, Stellvertretender Fachbereichsleiter Straßen, Verkehr, Sicherheit, auf Anfrage. Grundsätzlich sehen die Empfehlungen für Radverkehrsanlagen laut Meier einen Schutzstreifen von eineinhalb Metern (mindestens 1,25 Meter) sowie einen Sicherheitstrennstreifen von 50 Zentimetern vor. „Bei wenigen Parkvorgängen und beengten straßenräumlichen Situationen kann der Radschutzstreifen einschließlich Sicherheitstrennstreifen 1,5 Meter breit sein.“
Bei der Situation in der Basler Straße sei zu berücksichtigen, „dass daneben der Kindergarten Guter Hirte ist und die sieben Parkplätze dort unter anderem angelegt wurden, um den Eltern eine Haltemöglichkeit zu bieten“, erklärte Meier. Außerdem gebe es ganz in der Nähe eine Röntgenpraxis und weitere Praxen. Auch Patienten können dort – maximal eine Stunde mit Parkscheibe – ihr Auto abstellen.
Radunfälle in Lörrach:
2016: 100 Unfälle mit insgesamt 27 Schwerverletzten
und 75 Leichtverletzten, darunter ein Dooring-Unfall.
2017: 88 Unfälle mit insgesamt 18 Schwerverletzten
und 53 Leichtverletzten, darunter drei Dooring-Unfälle.
Die Zahlen für 2018 liegen noch nicht vor,
aber sie dürften laut Polizei im Bereich von 2017 liegen
– mit weniger Schwerverletzten, dafür etwas mehr
Leichtverletzten.