Lörrach Singende Hände

Eckhard Lenzing
Der Chor Singende Hände begeisterte mit seinem Auftritt. Foto: Eckhard Lenzing

Gebärden-Poesie und Chor-Musik begeisterten beim Trio-Festival im Werkraum Schöpflin.

„Froh zu sein bedarf es wenig...“ – dieser und andere Kanons erklangen am Samstagabend im Werkraum. Innerhalb des inklusiven Kulturfestivals Trio im Dreiländereck begeisterte der Chor Singende Hände das Publikum. Das Anliegen des Chores, Brücken zu bauen und Barrieren abzubauen, gelang nach wenigen Augenblicken.

Segeln ohne Wind

Bereits im ersten Volkslied aus Skandinavien wurde die Innigkeit und Emotionalität des Abends besungen. Es gibt immer Wege zum Gegenüber, man muss diese nur finden und suchen. Alle Chorwerke wurden zunächst in Gebärden-Poesie vorgetragen. Diese ist ein gesteigerter Ausdruck der Gebärdensprache. Danach wurden die Lieder mit Gebärden gesungen. Der Chor Singende Hände ist mit Gehörlosen und Hörenden gemischt und versteht sich blendend.

Zwei Lieder von Johannes Brahms, „Waldesnacht“ und „Es geht ein Wehen“ aus op. 62 folgten und ließen den Raum erstrahlen. Es legte sich eine innere Ruhe auf das Publikum. Die Gebärden-Poesie wurde immer vertrauter.

Natürlich durfte der Komponist Ludwig van Beethoven, der den Verlust seines Gehörs hinnehmen musste, nicht fehlen. Mit einigen Kanons von ihm, welche höchst komplex waren, wie zum Beispiel der Kanon „Edel sei der Mensch“, gelang dem Chor eine Polyfonie aus Melodie und Gebärden-Poesie im kanonischen Kontext.

Eine Herzensangelegenheit

Mit dem Abendlied „Guten Abend gut’ Nacht“ von Brahms verabschiedete sich der Chor. Mit selbigem Lied wendete sich der Chor als Zugabe an das Publikum, dieses doch mitzusingen und mitzugebärden. Und das klappte sehr gut, alle Beteiligten waren begeistert. Man konnte kurz unter Anleitung eine neue Sprache sprechen. Chorleiterin Sophia Kirstein erklärte, dass der Chor sich erst im Januar 2023 gegründet hatte. Auf der Suche einer Idee für ihre Masterarbeit im künstlerisch pädagogischen Fach fand sie diese Möglichkeit, Chor-Musik und Gebärden-Poesie zu verbinden, ganz packend.

Idee für eine Masterarbeit

Mit Stephanie Mündel-Möhr aus Freiburg fand Sophia Kirstein eine geniale Partnerin, die die Gebärden-Poesie betreut. Aus der Idee wurde eine Herzensangelegenheit. Neue Mitglieder sind immer herzlich willkommen, war an diesem besonderen Abend zu erfahren.

Der Mensch macht glücklich

Der zweite Teil des Abends war der Plakatausstellung von Veronika Kiesling gewidmet. Vera Meister, die den Abend sehr einfühlsam moderierte, befragte Veronika Kiesling zu ihren Erfahrungen als Initiatorin der Plakatausstellung „Mensch macht glücklich“. Die Plakate sind Bilder von Menschen mit einer Behinderung, die sich mit Farbe ausdrücken. Sie sprach von fundamentalen Erfahrungen: „Wenn sie dich einmal ins Herz geschlossen haben, bleibst du für immer dort.“ Oder: „Sie spricht mit den Augen. Ehrlichkeit im Kontakt mit den Menschen ist grundlegend.“

Die Ausstellung ist noch bis zum 19. Oktober in Lörrach zu sehen: auf dem Fabric-Areal, und beim Theater Tempus fugit, in Hésingue: Dorf und „La Comète“ sowie in Basel im Foyer public.

Der Abend war eindrücklich. Viele Brücken wurden gebaut und die innere Haltung zum Thema Behinderung hinterfragt. Für ihre Übersetzung in Gebärdensprache gilt Yvon Weichsel ein großer Dank.

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