Von Kristoff Meller
Lörrach. Der Freundeskreis Asyl Lörrach zeigt sich in einer Stellungnahme auf seiner Homepage „sehr betroffen“ über den Mord an der Freiburger Studentin Maria: „Der Tat verdächtigt wird ein 17-jähriger afghanischer Flüchtling. Unsere Gedanken sind besonders bei der Familie und den Freunden des Opfers. Das erschreckende Verbrechen lässt sich durch nichts entschuldigen oder rechtfertigen. Allerdings droht die Debatte  nun in eine Pauschalverurteilung von Flüchtlingen zu münden.

Der Freundeskreis  wendet sich entschieden gegen jegliche Straf- und Gewalttaten und steht generell an der Seite der Opfer, egal, ob es sich  um deutsche oder ausländische Menschen handelt. Gleichzeitig stärkt der Freundeskreis gerade jetzt den vielen Flüchtlingen den Rücken, die friedfertig sind und zu Recht als Opfer von Krieg, Verfolgung und Gewalt in unserem Land Zuflucht gefunden haben. Diesen Menschen geschieht Unrecht, wenn sie nun unter Generalverdacht gestellt werden“, so die Stellungnahme.

„Natürlich macht einen so ein Fall rat- und sprachlos“, sagt Rolf Folk vom Freundeskreis. Nun bedürfe es innerhalb des Helferkreises Gespräche, da man sein Engagement erst einmal hinterfrage: „Die Enttäuschung über diese Tat zieht einen schon runter“, so Folk. Die große Mehrzahl der Flüchtlinge sei aber nicht kriminell, sondern sehr motiviert, sich hier eine Zukunft aufzubauen. „Denen möchten wir auch weiterhin eine Hilfe sein.“

Jeder Flüchtling entscheide selbst, ob er seine Chance nutze oder nicht. „Für kriminelle Flüchtlinge fühlen wir uns nicht zuständig und für diese müssen wir uns auch nicht rechtfertigen. Sie sollen für ihre Taten bestraft werden wie jeder andere auch“, sagt Folk.

Beschimpfungen per E-Mail

Anders als in Freiburg, wo die Studenteninitiative, in der das Opfer engagiert war, nach der Verhaftung des Verdächtigen aufs Heftigste über die sozialen Medien und per E-Mail angefeindet wurde, gibt es in Lörrach bislang kaum solche Reaktionen. „Wir haben auch vor dem Fall nur vereinzelt Beschimpfungen erhalten“, sagt Freundeskreis-Mitglied Markus Greiß. Die Grundstimmung sei seit Bestehen des Freundeskreises positiv: „Die Hilfsbereitschaft war von Beginn an groß. Wir haben es auch noch nie erlebt, dass bei einer Veranstaltung beispielsweise Störer aufgetreten sind“, ergänzt Folk. Diskussionen mit Personen, denen die „Willkommenskultur“ zu weit gehe, gebe es hingegen regelmäßig. „Auf sachlicher Ebene lasse ich mich aber gerne darauf ein.“

Einen grundlegenden Stimmungswandel in Lörrach kann der Freundeskreis nicht feststellen, und auch in den Gemeinschaftsunterkünften sei die Stimmung grundsätzlich positiv, wie Rainer Mithöfer, Leiter der Unterkunft im Innocel-Quartier auf Anfrage bestätigt: „Mir ist keine Anfeindung gegenüber unseren Bewohnern bekannt.“